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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Biopositronik der Solaren Residenz.
    Am Aussehen der beiden war Homer G. Adams nicht beteiligt gewesen, gleichwohl an ihrem Innenleben. Ungewollt. Oder doch nicht ganz? Er manipulierte gern, das hatte Toja schon herausgefunden. Jedenfalls hatte sie sich von seinen »unter der Hand« weitergereichten Unterlagen inspirieren lassen, den Basisdaten der im Stardust-System eingesetzten VARIO-1000. Sie hatte nicht kopiert, sie hatte verbessert.
    Hoch über dem Gleiter flammte ein Regen von Sternschnuppen auf, kleine Gesteinsbrocken nur, denn sie verglühten innerhalb weniger Sekunden.
    Vor langer Zeit, das hatte Adams der Robotikerin verraten, hatten die Menschen noch geglaubt, beim Anblick einer Sternschnuppe würden ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Das entbehrte zwar jeder Logik, doch Toja Zanabazar hatte einen Wunsch.
    Ich will die Milchstraße wiedersehen!
    Fast ebenso aufregend war es für sie, dass sie bald ein weiteres Mitglied der Gesellschaft der abwesenden Freunde kennenlernen würde. Ein paar Stunden noch ...

4.
    AMATERASU
    14. September
     
    Sah er die flugfähig gebliebene 60-Meter-Korvette als Herz der Station an, war die INTRALUX-Plattform der Leib, der alle Organe schützend umschloss, darunter die Daellian-Meiler und die Ringspeicher, die sich als monströse Röhrenbündel präsentierten, die Paratronkonverter und nicht zuletzt die Triebwerke. Das Gehirn, das alle Aktivitäten koordinierte, lag ebenfalls in der Korvette. Und natürlich die Medoabteilung, die unter der Fuchtel des Aras Prak-Parlong stand.
    Genau das ging dem Residenten durch den Kopf, als er zum zweiten Mal vor der Medizinischen Abteilung den Antigravschacht verließ. Acht Stunden lag es mittlerweile zurück, dass der Ara ihm verwehrt hatte, Shanda Sarmotte überhaupt zu sehen.
    In einer leichten Überreaktion hatte Bull deshalb den Residenten herausgekehrt. Er brauchte Shanda, das spürte er. Mit ihren Fähigkeiten war sie, ohne es selbst zu wollen, zur Schlüsselfigur geworden.
    Prak-Parlong hatte abgelehnt, die junge Frau zu wecken.
    »Die Patientin hat einen paranormalen Schock erlitten und wäre an den Spätfolgen beinahe gestorben. Alle relevanten Daten sind gespeichert, Resident. Shanda zu wecken wäre zu gefährlich.«
    »Es nicht zu versuchen lässt womöglich bald zwölf Milliarden Bewohner des Solsystems in einer Eiszeit versinken. Du solltest dich fragen, Prak-Parlong, wie viele Menschen sterben müssen, wenn es dazu kommt.«
    »Natürlich hast du recht. Aber ich auch. Du vergisst nur, dass du dich in der Medostation befindest. Und bei mir macht man es so, dass man sich sagen lässt, wann es an der Zeit ist.«
    Nun war es so weit. Prak-Parlong hatte ihn informiert, dass er Shandas Zustand als ausreichend stabil einschätzte.
    Es war kurz vor Mitternacht, als Bull die Krankenstation betrat.
    Prak-Parlong kam dem Residenten entgegen und fing ihn vor dem Intensivraum ab, in dem die junge Frau sich aufhielt.
    »Ich habe mein Mädchen eben aufgeweckt«, sagte der Ara. »Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Sie scheint erstaunlich stark im Nehmen zu sein. Jedenfalls sind ihre biologischen Funktionen sehr ordentlich, von der einen oder anderen Kleinigkeit abgesehen.«
    »Und das heißt?«, wollte Bull wissen.
    »Lass ihr noch etwas Zeit. Nicht alles auf einmal. Sie sollte nicht den Eindruck haben, dass sie gehetzt wird.«
    »Ich habe nicht vor, ihr etwas anzutun. Kann ich jetzt zu ihr?«
    »In ein paar Minuten. Ein Roboter hilft ihr gerade beim Ankleiden. Shanda wollte dir nicht nackt entgegentreten.«
    Bull schmunzelte. »Ich könnte ihr Vater sein.«
    »Und ebenso ihr Urururahn – und in ein paar Jahren ihr gleichaltriger Freund«, bemerkte der Ara, und das klang rein sachlich.
    Kurz darauf saß Bull der im Stardust-System geborenen jungen Frau in einer Besprechungsecke gegenüber. Unwillkürlich ertappte er sich dabei, dass sie nicht gerade wie Mitte dreißig aussah. Überhaupt wirkte sie ziemlich mitgenommen, auch wenn sie sich merklich Mühe gab, ihre Schwäche zu verbergen.
    Als sie aufschaute, hatte Bull für ein paar Sekunden den Eindruck, dass sie in seinen Gedanken wühlte. Aber das war unmöglich; er war mentalstabilisiert und ließ es nicht zu. Oder doch? Dieses wissende Lächeln, mit dem sie ihn ansah. Stellte sie sich in dem Moment gerade vor, wie es wäre, den Residenten als Vater zu haben? Oder noch schlimmer: als Freund?
    Am liebsten hätte er ihre Hand ergriffen und sie festgehalten. Ihr vor allem zu

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