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PR2617-Der dunkelste aller Tage

PR2617-Der dunkelste aller Tage

Titel: PR2617-Der dunkelste aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nichts die uralten handbehauenen Steine und die Patina tragenden Balken belangen, nicht einmal die Versetzung des Solsystems in diesen fremden kleinen Weltraum.
    Es regnete leicht.
    Die Robotikerin schreckte aus ihren Überlegungen auf, als hinter ihr die Holzdielen knackten.
    »Der Himmel weint«, sagte eine leise Stimme. »Er hat sogar allen Grund dazu, ist es nicht so?«
    Adams war erschienen. Toja gewann den Eindruck, dass der Aktivatorträger sie gern ein paar Minuten lang allein gelassen hatte. Wusste er, was in ihr vorging?
    »Wie geht es dir, Toja?«, begrüßte er sie lächelnd. »Ich hoffe, gut.«
    Sie nickte stumm.
    Warum unternimmt er nichts gegen seine Skoliose?, ging es ihr durch den Sinn, als Adams sie gebeugt und leicht ein Bein nachziehend zur Sitzecke führte. Er kann unmöglich Gefallen daran finden, sich so zu quälen.
    Erwartungsvoll schaute die Frau ihr Gegenüber an. Adams war unsterblich, was seine biologischen Funktionen anbelangte. Gegen einen Unfall oder Waffengewalt half sein Aktivatorchip nicht. Er war der älteste Terraner, fast schon ein lebendes Fossil und nicht mit Perry Rhodan und Reginald Bull zu vergleichen.
    Der Blick seiner blassgrauen Augen ruhte auf ihr. Toja fühlte sich bis in ihr Innerstes durchschaut. Seltsamerweise machte es ihr nichts aus.
    »Wir warten noch auf angenehme Gesellschaft«, sagte Adams leise. »Der Graue Graf wird jeden Moment erscheinen.«
    »Ich habe OTHER und WISE ...«
    Adams nickte zufrieden.
    »Niemand wird die beiden im Museum vermissen ...«
    »Es ist ein Jammer, dass die schönen Künste verkümmern«, sagte Adams. »Ein Kompositions- und ein Dichtroboter müssen die Kultur aufrechterhalten und die geniale Arbeit erledigen, die einst ein Johann Wolfgang von Goethe, ein William Shakespeare, ein Richard Wagner oder ein Ludwig van Beethoven geleistet haben, und nicht nur sie. Es gäbe so viele bedeutende Namen zu nennen. Aber dennoch stehen diese beiden Roboter als wenig beachtete Ausstellungsobjekte im Museum.«
    Tadelnd wiegte er den Kopf. »Die Menschen wissen nicht mehr, was Genialität bedeutet.«
    Der Graf kam in Form einer bauchigen Teekanne und zweier Tassen aus historischem englischem Porzellan – und ein feines Aroma wehte ihm voraus. Mit formvollendeter distinguierter Würde schenkte der Robotbutler ein.
    »Ein kleiner Formfehler, denn noch ist nicht die klassische Teatime.« Adams seufzte. »Ungewöhnliche Zeiten erfordern indes ungewöhnliche Maßnahmen. Ich stelle fest, der Graue Graf ist anwesend – Earl Grey ...«
    Toja Zanabazar hob fragend die Brauen.
    »Es ist so weit«, fuhr Homer G. Adams fort. »Die Society of Absent Friends, die Gesellschaft der abwesenden Freunde, wird in dieser Minute aktiv.« Er gab ein klein wenig Zitrone in den Tee und nippte forschend. Den ersten Schluck ließ er geradezu auf der Zunge zerfließen.
    »Bist du mit deinen Söhnen abmarschbereit?«, fragte er unvermittelt. »Oder bindet dich etwas an Terra?«
    Für einen Moment wirkte Toja Zanabazar wie versteinert, doch schon stahl sich ein sehnsüchtiges Lächeln auf ihre Züge. »Da gibt es die eine oder andere Bekanntschaft, natürlich. Aber ein wenig Abstand zu gewinnen hat etwas Befreiendes, bevor die Zwänge zu groß werden. Dir muss ich wohl nicht sagen, dass Menschen irrational sind. Zu fragen, wohin die Reise gehen wird, wäre vermutlich sinnlos?«
    »Ganz und gar vergebliche Mühe«, bestätigte Adams. Mit drei Fingern hob er seine Teetasse an ihrem zerbrechlich wirkenden Henkel. Auffordernd nickte er der Robotikerin zu.
    »Ich schlage vor, wir trinken auf alle unsere abwesenden Freunde!«
     
    *
     
    Nachdenklich wog Toja Zanabazar die beiden verschlossenen Umschläge in der Hand. In Adams' schwungvoller Handschrift geschrieben, standen auf dem einen die Initialen VR, auf dem anderen EG. Außerdem hatte ihr der Aktivatorträger eine beschriebene Visitenkarte übergeben mit der Bitte, diese dem Kapitän eines Frachtschiffs auszuhändigen. Sein Schiff, die LADY LAVERNA, stand derzeit auf dem Handelsraumhafen Point Surfat im Norden Terranias.
    Eine Botin ... Toja war sich nicht schlüssig, ob sie enttäuscht oder sogar wütend sein sollte. Ein Auftrag, den ebenso gut, wenn nicht viel besser, ein Roboter erledigen könnte.
    Was hatte sie eigentlich erwartet?
    Der Gleiter jagte in dreizehn Kilometern Höhe nach Osten. Die Sonne sank schnell dem Horizont entgegen, ihre Glutfinger verzauberten den Himmel mit einem prächtigen Farbenspiel.
    Als nähme

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