Prada Party und Prosecco - Roman
ja?«
»Hast du schon mal an die Priory-Klinik gedacht?« Carena und sie sahen sich an.
»Was soll das denn heißen?«, fragte ich. »Ich brauche keine Klinik, ich brauche einen Job, der mehr als den Mindestlohn abwirft.«
»Meinst du nicht, dass du dir vielleicht so einiges nicht eingestehen willst?« Philly sah demonstrativ auf meinen Tee.
»Glaubst du etwa, ich bin Zucker-abhängig ?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Weißt du, die Leute gehen aus ganz verschiedenen Gründen dorthin«, erklärte Carena. »Erschöpfung, Stress – vielleicht bist du nach dem Tod deines Vaters depressiv.«
Ich wusste es. Sie hatten immer gehofft, die Klinik mal von innen zu sehen, falls man dort irgendwelche Promis zu Gesicht bekam.
»So, meint ihr?«, fragte ich. »Ihr glaubt also, der plötzliche Tod meines Vaters würde mich traurig machen?«
»Vielleicht fühlst du dich deshalb auch ein wenig schuldig.«
Damit nahm Philly mir den Wind aus den Segeln. Ohne es zu wissen, hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Natürlich hatte ich Schuldgefühle. Wenn ich ans Telefon gegangen wäre … wenn ich zu Hause gewesen wäre … wenn ich heimgefahren wäre, um bei ihm zu sein … wenn ich mich schon früher um ihn gekümmert hätte … wenn ich so eine Tochter gewesen wäre, wie er sie verdient hatte, er, der sein Leben lang hart gearbeitet hatte. Verdammt noch mal, natürlich fühlte ich mich schuldig.
»Ich bin traurig«, erklärte ich eindringlich. »Und genau so sollte es auch sein. Ich muss nicht irgendjemandem einen Haufen Geld in den Rachen schmeißen, nur damit er herausfindet, dass ich trauere. Ich müsste vielmehr in eine psychiatrische Anstalt, wenn es nicht so wäre.«
»Natürlich«, gab Philly zu, »aber weißt du, die Priory-Klinik ist praktisch ein Luxushotel. Der perfekte Rückzugsort, um Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen.«
»Warum lasst ihr beide euch dann nicht einweisen?«, schlug ich vor. »Ach nein, warte … du hast ja erwähnt, dass man dafür eine Seele braucht.«
Dann wurde es mir auf einmal klar: »Machst du eigentlich die PR für die?«
»Hm, vielleicht.« Philly vergaß sich für einen Moment, setzte dann aber wieder ihre ernste Miene auf.
Gut, das reichte jetzt. Ich stand auf.
»Ich denke, du musst deine Trauer überwinden«, bekräftigte Carena. »Kauf dir ein schönes neues Kleid. Geh tanzen. Nimm ein bisschen ab.«
Hey, es gibt nichts Besseres, als sich anhören zu müssen, man sollte ein wenig abspecken, um über den Tod seines Vaters hinwegzukommen.
»Ihr hört nicht zu, oder?«, zischte ich. »Ich habe kein Geld. Ich muss irgendwie überleben. Deshalb arbeite ich. Was glaubt ihr überhaupt, was ich in dieser Gegend mache?«
Carena sah sich um. »Oh, ich dachte, du hättest hier irgendwo einen coolen neuen Laden aufgetan, so ein Fünfhundert-Quadratmeter-Loft. Haben sie dir das Taschengeld gestrichen, solange noch nicht klar ist, was der Anwalt in Rechnung stellt?«
»Na ja, so was in der Art«, erklärte ich. »Ich kriege erst mal für sechs Monate nichts. Hm, inzwischen sind es nur noch vier Monate. Jedenfalls musste ich losziehen und mir einen richtigen Job suchen und so.«
Carena riss die Augen auf. »Du machst Witze! Arbeit? Und kein Taschengeld?«
»Nein.«
» O mein Gott. Ich kann mir das gar nicht vorstellen.«
Philly rollte mit den Augen. »Oh, weißt du, also, manche Leute kommen auch ohne Treuhandfonds klar.« Sie hielt inne. »Ich natürlich nicht, ich wüsste gar nicht, was ich ohne meinen machen sollte …«
»So schlimm ist das auch nicht«, sagte ich. Wenigstens zeigten sie so langsam echtes Mitgefühl.
»Dann tritt Gail doch mal in den Hintern, damit sie das endlich auf die Reihe kriegt!«, meinte Carena. »Oder ich leihe dir meinen Anwalt, und du verklagst sie nach Strich und Faden.«
»Danke. Das ist wirklich ein nettes Angebot. Aber es ist vermutlich einfacher zu warten.«
» O du Arme.« Philly seufzte. »Wie ist es denn so, wenn man arm ist? Du musst uns alles darüber erzählen.«
Und sie beugte sich vor, die perfekt geschminkten Lippen leicht geöffnet, und wartete gierig auf die hässlichen Details. Genau wie Carena. Ihr Blick fiel auf meinen BH -Träger. Ich weiß nun mal nicht, wie man die Dinger wäscht – nicht in der Maschine, oder? Ich musste Esperanza noch mal anrufen. Bis dahin schmuddelten sie eben einfach vor sich hin.
»Wie ist deine Wohnung denn so?«, soufflierte Philly. Und ich war drauf und dran, ihr alles zu
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