Prada, Pumps und Babypuder
dreht sich um und nickt. »Möglichkeit zwei: Ich zitiere Arcodas zu mir und sage ihnen klipp und klar, dass ich nicht dulde, dass mein Personal schikaniert wird. Ich überrede sie zu einer Entschuldigung, bringe sie zur Vernunft.«
»Und Möglichkeit drei?« Sieht ehrlich gesagt nicht so aus, als ob es noch eine dritte Möglichkeit gäbe.
»Möglichkeit drei: Wenn sie das nicht mitmachen…« Er macht eine lange Pause. »… kündigen wir die Zusammenarbeit auf.«
»Ginge das denn?«
»Ja, das ginge schon.« Er reibt sich mit den Handballen die Augen. »Es wäre aber verflucht teuer. Wenn wir den Vertrag innerhalb des ersten Jahres auflösen, müssen wir eine Konventionalstrafe zahlen. Und wir konnten die anderen Niederlassungen in Europa nur wegen dieses großen Kunden aufmachen. Das sollte unser Einstieg in die schöne neue Welt sein. Unser Tor zu Größerem.«
Luke ist wahnsinnig enttäuscht. Ich würde ihn am liebsten in den Arm nehmen. Es war so vielversprechend gewesen, Arcodas als Kunden zu gewinnen. Alle bei Brandon Communications haben hart daran gearbeitet, und dann haben sie das große Los gezogen. Dachten wir jedenfalls damals.
»Und hast du dich schon entschieden, was du machen willst?«, frage ich vorsichtig.
Luke hat einen antiken Nussknacker vom Beistelltisch genommen und spielt damit herum.
»Möglichkeit vier: Ich könnte meinen Leuten natürlich auch sagen, dass sie eben damit fertigwerden müssen. Vielleicht gehen ein paar – aber die meisten würden es wahrscheinlich schlucken. Die Leute brauchen den Job. Da arrangieren sie sich auch mit so einem Scheiß.«
»Und mit miserabler Stimmung in der ganzen Firma.«
»Miserabel und profitabel.« Sein Tonfall gefällt mir nicht. »Ums Geldverdienen geht es schließlich, oder?«
Das Baby tritt mich plötzlich aus heiterem Himmel, und ich jaule kurz auf. Ach, es tut alles so… weh. Ich. Luke. Die ganze verfahrene Situation.
»Das willst du doch aber nicht«, sage ich.
Luke rührt sich nicht. Seine Miene ist undurchdringlich. Man könnte denken, er hätte mich gar nicht gehört. Aber ich weiß, was in ihm vorgeht. Er liebt seine Firma. Er liebt es, wenn sie floriert und alle glücklich sind.
»Luke, die Angestellten von Brandon C…« Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. »…sind deine Familie. Sie haben all die Jahre zu dir gehalten. Stell dir mal vor, Amy wäre deine Tochter. Dann würdest du wollen, dass ihr Arbeitgeber hinter ihr steht. Ich meine… du bist dein eigener Chef! Du musst mit niemanden zusammenarbeiten.«
»Ich spreche mit ihnen.« Lukes schaut immer noch auf den Boden. »Vielleicht kann ich es wieder hinbiegen.«
»Vielleicht«, nicke ich. Hoffentlich klingt das zuversichtlicher, als ich bin.
Plötzlich legt Luke den Nussknacker zurück auf den Tisch und sieht mich an. »Becky, sollte ich den Arcodas-Vertrag kündigen… werden wir doch nicht steinreich. Das verstehst du hoffentlich.« Es versetzt mir einen Stich. Als alles gut lief, wir die Welt erobern und in Privatjets herumfliegen wollten, war alles so toll. Ich wollte diese spektakulären Stiletto-Stiefel von Vivienne Westwood für 1000 Pfund kaufen.
Egal. Bei Topshop gibt es ein Imitat für 50 Pfund.
»Vielleicht nicht sofort«, sage ich erhobenen Hauptes. »Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Dann eben beim nächsten großen Deal. Und in der Zwischenzeit…« Ich sehe mich in der Designerküche um. »…geht es uns ganz schön gut. Eine Insel können wir uns später immer noch kaufen.« Ich denke einen Augenblick nach. »Weißt du was, Inseln sind sowieso out. Wir wollen gar keine.«
Luke sieht mich an und lacht dann plötzlich kurz auf.
»Weißt du was, Becky Bloomwood? Du wirst eine Wahnsinnsmutter.«
»Oh!« Ich werde vor Überraschung ganz rot. »Wirklich? Und du meinst das positiv?«
Luke kommt zu mir und legt mir die Hände auf den Bauch. »Dieses kleine Persönchen hat vielleicht ein Glück«, murmelt er.
»Ich kann aber keine Kinderreime«, sage ich etwas bedrückt. »Wie soll ich es dann zum Einschlafen bringen?«
»Kinderreime sind total überbewertet«, sagt Luke selbstbewusst. »Ich lese ihm die Financial Times vor, da schläft es bestimmt ein.«
Wir schauen beide einen Moment auf meinen Bauch. Ich begreife immer noch nicht, dass da ein Baby drin ist. Das auch rauskommen muss… irgendwie.
Okay, darüber denke ich lieber nicht nach. Es ist immer noch genug Zeit, dass bis zur Geburt etwas Neues erfunden wird.
Als Luke mich ansieht,
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