Prada, Pumps und Babypuder
Luft. So etwas Tolles habe ich nun wirklich noch nie gesehen. Der Traum eines jeden Mädchens. Handgemalte Feen zieren die Wände, die weißen Vorhänge sind mit großen lila Schleifen zusammengerafft, und die Wiege ist mit feinster englischer Lochstickerei verziert, ein wahres Prinzessinnenbett.
Oje. Jetzt möchte ich ein Mädchen.
Ich möchte beides. Kann ich nicht beides haben?
»Wie gefällt es Ihnen?«, fragt Fabia.
Stille. Ich kann vor lauter Sehnsucht nicht sprechen. Diese beiden Kinderzimmer sind so toll. Niemals habe ich irgendetwas mehr gewollt als dies. Das ganze Haus. Hier leben und hier unser erstes Weihnachten als richtige Familie feiern, mit einem großen Weihnachtsbaum im schwarzweißen Eingangsbereich und mit klitzekleinen Strümpfen am Kamin…
»Ganz hübsch«, sage ich. Ich zucke sogar ein bisschen die Schultern. »Finde ich.«
»Okay.« Fabia zieht an ihrer Zigarette. »Dann lassen Sie uns mal den Rest ansehen.«
Ich fühle mich, als würde ich einfach mitschwimmen, während wir die anderen Räume besichtigen. Wir haben unser Haus gefunden. Wir haben es.
»Sag ihr, dass wir es haben wollen!«, flüstere ich Luke schnell zu, als wir unsere Köpfe in den Schrank für den Heißwasserboiler stecken. »Mach ein Angebot!«
»Becky, immer mit der Ruhe.« Luke lacht. »Wir haben doch noch nicht einmal alles gesehen.«
Ich kann ihm aber ansehen, dass er das Haus auch liebt. Seine Augen strahlen. Er fragt Fabia über die Nachbarn aus.
Als wir wieder unten sind und ihr die Hand geben, sagt er: »Also… vielen Dank. Wir bleiben dann über unseren Makler in Kontakt.«
Wie kann er sich bloß so zusammenreißen? Sollte er nicht besser sein Scheckbuch rausholen?
»Vielen, vielen Dank«, sage ich und will Fabia gerade die Hand reichen, als ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wird. Ein gebräunter Mann in den Fünfzigern kommt herein. Er trägt Jeans und eine Lederjacke und hat etwas unter den Arm geklemmt, das aussieht wie eine dieser coolen Kunstmappen.
»Hallo.« Er sieht uns an und fragt sich offensichtlich, ob er uns kennen sollte. »Wie geht es Ihnen?«
»Schatz, das sind die Brandons«, sagt Fabia. »Sie haben sich das Haus angeschaut.«
»Ah. Über Hamptons Immobilien?« Er runzelt die Stirn. »Hätte ich das gewusst, dann hätte ich angerufen. Ich habe vor einer halben Stunde ein Angebot akzeptiert. Über einen anderen Makler.«
Ich fasse es nicht. Er hat waaas?
»Wir machen Ihnen auf der Stelle ein Angebot«, rufe ich. »Wir bezahlen den vollen Preis!«
»Tut mir leid. Aber das Haus ist schon weg.« Er zieht seine Jacke aus. »Die Amerikaner, die heute Morgen hier waren…«, sagt er zu Fabia.
Nein. Das kann nicht sein. Wir können doch unser Traumhaus nicht gleich wieder verlieren!
»Luke, du musst was unternehmen.« Ich versuche, ruhig zu bleiben. »Schnell. Mach ein Angebot!«
»Ist es denn so schlimm, wenn Sie das Haus nicht bekommen?« Fabia ist erstaunt. »So begeistert waren Sie doch gar nicht.«
»Wir haben nur versucht, cool zu sein!«, jaule ich. Die gespielte Gleichgültigkeit ist futsch. »Luke, ich wusste, dass wir früher etwas hätten sagen sollen! Dieses Haus ist einfach wunderbar! Ich bin ganz vernarrt in die Kinderzimmer! Wir wollen es unbedingt!«
»Wir möchten gerne noch etwas auf den Kaufpreis drauflegen«, sagt Luke. »Und wir können zudem alles sehr schnell über die Bühne bringen. Unser Makler kann Sie schon morgen Früh kontaktieren…«
»Das Haus ist verkauft.« Fabias Mann rollt die Augen. »Ich brauche jetzt erst mal einen Drink. Ich wünsche Ihnen noch viel Glück bei der Suche.« Er geht in die Küche, und ich höre, wie sich der Kühlschrank öffnet.
»Tut mir leid«, sagt Fabia und bringt uns zur Tür.
»Aber…«, sage ich hilflos.
Luke lächelt Fabia an. »Rufen Sie uns bitte an, falls es mit dem anderen Interessenten doch nicht klappen sollte.«
Wir treten hinaus in den milden Herbstnachmittag. Die Blätter wehen über den Hof, und ein Geruch von Holzfeuer liegt in der Luft.
Ich stelle mir vor, wie ich hier wohne und das Baby im Kinderwagen die Straße hinunterschiebe und dabei den Nachbarn zuwinke…
»Ich fasse es nicht.« Meine Stimme zittert.
»Ist doch nur ein Haus«, sagt Luke und legt mir den Arm um die Schulter. »Wir finden ein anderes.«
»So eins finden wir nie wieder. Es ist perfekt!« Ich halte an, meine Hand auf dem schmiedeeisernen Tor. Ich kann nicht einfach aufgeben. Ich war noch nie eine lahme
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