Prada, Pumps und Babypuder
hat…« Dannys Stimme hört sich etwas wackelig an. »Sie sagte ›Vergiss deine Freunde nicht, junger Mann‹ und so Sachen. Ich habe sie erst mal gefragt, warum, und dann hat sie erzählt…«
»Deine Assistenten wollten mich alle nicht durchstellen«, erkläre ich. »Die dachten, ich wäre ein Fan oder eine Stalkerin oder so.«
»Solche Leute kenne ich nur zu gut.« Danny hört sich stolz an. »Momentan habe ich zwei Stalker, sie heißen beide Joshua. Ist das nicht verrückt?«
»Wow!« Das beeindruckt mich, auch wenn es das nicht sollte. »Also… woran arbeitest du denn gerade?«
»Ich lasse mir Zeit bei der Entwicklung einer neuen Kollektion«, sagt er betont lässig. »Ich will den Asien-Hype umdeuten. Steckt alles noch in den Kinderschuhen, ich sammle erst mal Ideen für das Konzept. Du weißt schon…«
Mich kann er nicht täuschen. »Ideen sammeln« heißt »Urlaub machen und sich am Strand bekiffen.«
»Ich dachte…«, sage ich. »Vielleicht könntest du mir einen Riesengefallen tun? Und ein paar exklusive Stücke für das Londoner Geschäft entwerfen, in dem ich hier arbeite? Schon mit einem einzigen wäre ich happy!«
»Oh«, sagt er und öffnet offensichtlich gerade eine Coladose. »Klar. Wann denn?«
Ha! Wusste ich doch, dass er es machen würde.
»Na ja… bald?« Ich kreuze meine Finger. »In den nächsten Wochen? Komm doch einfach nach London. Wir werden einen Riesenspaß haben!«
»Becky, ich weiß nicht…« Er trinkt anscheinend einen großen Schluck aus der Dose. Ich muss daran denken, dass er früher immer uralte Jeans trug. Ich stelle mir vor, dass er in solchen Jeans in einem trendigen Büro in SoHo sitzt und sich auf dem Chefsessel räkelt. »Ich habe eine Reise nach Asien gebucht…«
»Und ich habe auf der Straße neulich Jude Law gesehen«, werfe ich ein. »Er wohnt ganz bei uns in der Nähe.«
Stille am anderen Ende.
»Vielleicht könnte ich ja kurz vorbeischauen«, sagt Danny schließlich. »London liegt ja praktisch auf dem Weg nach Thailand.«
Yes! Ich verdiene R.E.S.P.E.K.T.
Jasmine spricht den Rest des Tages kaum mit mir, sie sieht mich nur immer wieder bewundernd an. Eric war ganz beeindruckt, dass ich mich »proaktiv an dem Projekt beteilige«, wie er es ausdrückte.
Wenn wir Kunden hätten, dann wäre es hier gar nicht so übel. Aber weil wir keine Kunden haben, kann ich immerhin die neuesten Ausgaben der Schwangerschaftsmagazine lesen.
»Hey, dein Telefon klingelt«, sagt Jasmine. »Aber eigentlich klingelt das ja den ganzen Tag.«
»Danke für die Information«, sage ich sarkastisch. Ich nehme ab.
»Becky!« Mum klingt ganz begeistert. »Endlich erwische ich dich, mein Schatz. Wie war es bei der Promi-Frauenärztin? Wir sind ja so neugierig! Janice fragt schon den ganzen Tag danach.«
»Ach ja. Lass mich nur eben…« Ich schließe die Bürotür, setze mich und wappne mich innerlich für das Gespräch. »Nun… es war ganz toll! Dreimal darfst du raten, wer mit mir im Wartezimmer war. Das neue Bond-Girl!«
»Ein Bond-Girl!« Mum holt tief Luft. »Janice, hast du das gehört? Becky hat im Wartezimmer ein Bond-Girl kennengelernt!«
»Es ist sehr schön da, und ich habe mich für eine ganzheitliche Wassergeburt entschieden, und ich habe ein tolles Willkommenspäckchen bekommen, mit Wellness-Gutscheinen und so was drin…«
»Super!«, sagt Mum. »Und ist die Ärztin nett?«
»Sehr nett.« Ich halte einen Moment inne und versuche, ganz entspannt zu klingen. »Sie ist übrigens eine Exfreundin von Luke. Ist das nicht ein Zufall?«
»Exfreundin?« Mums Stimme hört sich etwas schärfer an. »Was soll das denn heißen: Exfreundin?«
»Du weißt schon! Er war vor Ewigkeiten mal mit ihr zusammen. In Cambridge.«
Stille.
»Sieht sie gut aus?«, fragt Mum schließlich.
Also ehrlich.
»Ja, ziemlich. Aber was hat das denn damit zu tun?«
»Nichts, mein Schatz.« Es gibt eine Pause, in der Mum mit Janice tuschelt. »Weißt du, warum sie und Luke sich damals getrennt haben?«, fragt sie dann.
»Nein, weiß ich nicht.«
»Ja, hast du ihn denn nicht danach gefragt?«
»Mum«, sage ich und versuche, geduldig zu bleiben. »Unsere Ehe ist stabil, und wir vertrauen uns. Ich stelle ihn wegen so was nicht gleich zur Rede, okay?«
Soll ich Luke einen Fragebogen ausfüllen lassen oder was?
Klar, Dad hatte auch eine etwas lebhaftere Vergangenheit, als wir dachten (Affäre mit einer Schaffnerin; heimliches Kind; Riesenschnurrbart). So ist Luke aber nicht, das weiß
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