Prada, Pumps und Babypuder
interessieren mich gar nicht. Wir sollten über was anderes reden, was Aktuelles.
»Hast du sie geliebt?«
»Geliebt?« Luke lacht. »Wir waren Studenten.« Ich warte, dass er etwas ausführlicher wird, aber er liest Zeitung.
Das ist doch keine Antwort: Wir waren Studenten.
Ich will schon fragen: »Was soll das denn heißen?«, überlege es mir aber anders. Das Ganze ist lächerlich. Bis gestern kannte ich Venetia Carter noch gar nicht – und jetzt haben mich Mum und Suze ganz verrückt gemacht. Natürlich hat er sie nicht wirklich geliebt.
Ich werde nicht mehr danach fragen, und ich werde nicht mal mehr darüber nachdenken. Thema beendet.
KLEINER FRAGEBOGEN FÜR LUKE BRANDON
1. Wie würdest du die Beziehung zu deiner Exfreundin Venetia Carter beschreiben?
a) Leidenschaftliche Romanze à la Romeo und Julia
b) Stinklangweilige Beziehung, keine Konkurrenz zu deiner tollen Ehe
c) Ich habe sie eigentlich nie richtig gemocht.
d) Sie war eine Stalkerin.
2. Welcher Anfangsbuchstabe gefällt dir bei Frauenvornamen?
a) R
b) B
c) V
d) Keine Ahnung
3. Hast du jemals richtig geliebt? Wenn ja, welche Frauen?
a) Deine Frau und nur sie, denn durch sie hast du erst erfahren, was Liebe wirklich ist.
b) Die arrogante Ziege Sacha, die deine Koffer geklaut hat.
c) Venetia, aber du hast sie bisher nie erwähnt, dann kann das wohl keine echte Liebe gewesen sein?
d) Andere
4. Wie stehst du zu langen roten Haaren?
a) Sind ein bisschen sehr dominant und auffällig
b) Rascheln zu laut
(Bitte wenden)
KENNETH PRENDERGAST
Prendergast de Witt Connell
Financial Advisers
Forward House
394 High Holborn London WC1V 7EX
Mrs. R. Brandon
37 Maida Vale Mansions
Maida Vale
London NW6 0YF
28. August 2003
Sehr geehrte Mrs. Brandon,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Ich fürchte, Sie haben mich bezüglich der Goldinvestition missverstanden. Ich empfehle eine Geldanlage in Goldbarren über einen erfahrenen Börsenmakler, nicht eine Anlage »in Form des Seestern-Anhängers aus dem Tiffany-Katalog«.
Wenn Sie weiteren Rat benötigen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Kenneth Prendergast
Familien-Finanzberater
7
Ich gebe Luke den Fragebogen nicht. Ich habe ihn sogar in den Papierkorb geworfen, denn:
1. Unsere Beziehung ist von Vertrauen geprägt. Da braucht man sich nicht gegenseitig über bevorzugte Haarfarben auszufragen.
2. Luke hätte gar keine Zeit, den Fragebogen zu beantworten (besonders den Punkt »Beschreibe die Qualitäten, die du an deiner Frau am meisten schätzt, mind. 500 Wörter«).
3. Ich habe viel Wichtigeres zu tun. Suze und ich gehen nämlich heute zu einer Baby-Messe im Earl’s Court, mit über fünfhundert Verkaufsständen, jeder Menge Gratiszeugs, einer Mutter-Kind-Modenschau und der größten Kinderwagenausstellung Europas!
Von der U-Bahnstation strömen schon Menschenmengen auf den Eingang zu. Ich habe in meinem Leben noch nicht so viele Buggys gesehen, und wir sind noch nicht einmal drinnen. Ich sehe Wilfrid und Clementine nebeneinander im Zwillingswagen sitzen. Sie tragen unglaublich süße gestreifte Mützen.
»Hi!« Ich eile auf Suze zu und umarme sie. Sie sieht umwerfend aus in ihrem hellgrünen Kleid. »Ist das nicht toll hier?«
»Ich habe unsere Eintrittskarten…« Suze kramt in ihrer Tasche. »Und Gutscheine für je einen Smoothie…«
»Ist Ernie bei Tarquin?«
»Nein, er ist bei meiner Mutter. Sie haben bestimmt viel Spaß.« Suze strahlt. »Meine Mutter zeigt ihm, wie man einen Fasan rupft.«
Hatte ich gesagt, dass Tarquin etwas merkwürdig ist? Nicht nur er, Suzes ganze Familie auch.
Wir betreten die Messe. Sie ist riesig. Überall hängen gigantische Plakate mit Babys drauf, die Verkaufsstände sind farbenfroh, und Hostessen verteilen Einkaufstüten. Aus den Lautsprechern ertönt die Musik von König der Löwen. Ein Clown jongliert mit Bananen aus Schaumstoff.
»So«, sagt Suze in professionellem Ton. Wir stellen uns in die Schlange. »Hast du eine Liste?«
»Eine Liste?«, frage ich. Ich kann meinen Blick gar nicht von den ganzen Kinderwagen und Windeltaschen und Baby-Outfits lösen. Wilfrid und Clementine sitzen mit strahlend blauen Augen im Zwillingswagen. Menschen lächeln sie entzückt an, und ich lächele stolz zurück.
»Deine Einkaufsliste«, sagt Suze geduldig. »Was brauchst du denn noch?« Sie sieht in dem Briefumschlag mit den Eintrittskarten nach. »Hier habe ich eine Liste für die Erstausstattung. Hast du schon einen
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