Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
Informationen entwickeln, denn Conlan hatte ihm gesagt, dass dieses Runcible gesichert wäre. Das draußen angedockte Schiff stellte kein Problem dar, denn es konnte bei der Evakuierung aufgegeben worden sein, aber für die Präsenz von Personen galt das nicht. Jebel war sich klar, dass sie jetzt auf Gedeih und Verderb von Morias Plan abhingen und sich vor den Prador verstecken mussten, um ihn durchzuziehen.
»Ich bin nicht sicher, dass ich mich auf die Aussicht freue, hierzubleiben«, gab Conlan seiner Meinung Ausdruck.
»Du musst wohl damit leben!«, fauchte Jebel.
Conlan stand auf. »Wenn wir nicht fliehen, finden sie uns, und wenn wir nicht gefunden werden, landen wir mitsamt euren Minen im Bauch dieses Schiffs. Das gehört nicht zu unserer Abmachung. Ich habe mich nicht zu einem Selbstmordeinsatz gemeldet.«
Jebel überlegte, zur Gewalt zu greifen, verzichtete aber darauf. Er war darauf angewiesen, dass Conlan erneut mit dem Pradorkapitän sprechen konnte. Das konnte sogar entscheidend sein, wenn man an das Ausmaß der Paranoia dachte, an dem die Prador litten. Er drehte sich zu Conlan um, deutete mit dem Kopf zur Tür und gab dem anderen mit einem Wink der Schmalpistole zu verstehen, er möge vorausgehen.
»Ich erwarte keine Sekunde lang, dass Immanenz, sofern er Zeit hat, die Lage zu prüfen und seine Position richtig abzusichern, diese Minen an Bord seines Schiffs lässt. Also werden wir ihn in Panik versetzen. Derzeit ist ein Polisschlachtschiff im Anflug auf uns. Du wirst Immanenz erklären, dass die Leute, die an den Positionierungstriebwerken sitzen, das Bohruncible weit zu öffnen planen, um dem Polisschlachtschiff ein größeres Ziel zu bieten.« Jebel blieb stehen, hatte auf einem der Bildschirme etwas entdeckt. Das Pradorschiff war inzwischen zu sehen, und das galt auch für den Shuttle, der davon ablegte.
Conlan drehte sich um, warf einen Blick auf denselben Bildschirm und wandte sich erneut Jebel zu. »Ich weiß nicht recht, ob ich einen Sinn in einer solchen Meldung erkenne.«
Jebel winkte ihm zu, zur Tür zu gehen. »Immanenz wird versuchen, das ganze Runcible oder Teile davon zu schützen. Das bedeutet, er muss nahe heranfahren, vielleicht nahe genug, damit sein Schiff von den Minen beschädigt wird. Er riskiert womöglich gar, sich das Runcible oder einen Teil davon zu schnappen. In dem Fall haben wir ihn.«
Jebel dachte über die Erklärung nach, die er gerade gegeben hatte. Nicht schlecht für eine spontan ausgedachte Geschichte. Er wollte nicht riskieren, Conlan die ganze Wahrheit zu erklären, nicht vor dem allerletzten Augenblick - er wollte dem Mann nicht zu viel Zeit einräumen, darüber nachzudenken und alle Löcher darin zu erkennen und den Prador gegenüber in seiner Meldung etwas anzudeuten.
»Aber wo sind wir, wenn das passiert?«
Jebel überlegte einen Moment lang, wie er darauf antworten sollte, und entschied dann, auf den Punkt zu kommen. »Ich habe dir eine Chance zu überleben versprochen, und ich halte mein Wort. Wie du schon gehört hast: Die anderen bringen einen Raumanzug für dich mit.«
»Und?«, hakte Conlan nach.
»Obwohl mich die Abneigung gegenüber den Prador dazu treibt, Dinge zu tun, die mancher für selbstmörderisch halten würde, möchte ich im Grunde am Leben bleiben«, sagte Jebel. »Du wirst Kontakt zu Immanenz aufnehmen und ihm erklären, was ich dir gerade gesagt habe, und danach besteht für uns kein Grund mehr hierzubleiben. Versuchten wir jedoch, mit dem Schiff wegzufahren, würden wir die Prador damit alarmieren. Also nehmen wir nicht das Schiff.«
»Was?«
Jebel fuhr fort: »Es gibt da einen Horror, der jeden plagt, der jemals mit dem Raumanzug aussteigt. Es ist die Vorstellung, dass der Atemschlauch bricht oder man ins Weltall hinausgeschleudert wird. Was passiert dann? Man treibt durch den Weltraum, während einem allmählich die Luft ausgeht, und erleidet einen ganz schön gruseligen Tod.«
»Aber dazu kommt es nicht«, wandte Conlan ein.
»Präzise«, sagte Jebel. »Gerät man heutzutage tatsächlich in eine solche Lage, startet man das Injektionspaket des Raumanzugs. Die Medikamente versetzen einen in Winterschlaf, in dem man weniger als fünf Prozent des Sauerstoffvorrats verbraucht. Hier draußen ginge uns der Strom schneller aus als der Sauerstoff, und man würde im Winterschlaf erfrieren. Es ist schon gelungen, Menschen aus diesem Zustand heraus wiederzubeleben.«
»Du bist verrückt!«, sagte Conlan und blieb stehen.
Jebel
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