Präsentieren ohne Stress: Wie Sie Lampenfieber in Auftrittsfreude verwandeln (German Edition)
Vermeiden Sie alle Extreme! Die Zuhörer nervt nämlich beides: Wenn der Redner die ganze Zeit angewurzelt an einem Fleck stehenbleibt oder ständig auf der Bühne hinund herläuft. „Weder Denkmal noch Wandervogel!“ – lautet die saloppe Empfehlung im Trainerjargon.
Nutzen Sie den gelenkten Standortwechsel auf der Bühne. Verbinden Sie ruhige Phasen (sicherer Stand!) mit Phasen der Dynamik (gezielte Bewegungen!).
Wer sich beim Auftritt unwohl fühlt und selten vor Publikum spricht, neigt dazu, während des gesamten Vortrags an einer Stelle zu verharren. Dies gilt insbesondere für technisch orientierte Führungskräfte oder fachliche Spezialisten, die mit Notebook und Beamer präsentieren.
Die folgenden Überlegungen helfen Ihnen, ruhige Phasen gekonnt mit Phasen der Dynamik zu verbinden. Die Empfehlungen gelten für alle Auftritte, bei denen es in Ihrer Hand liegt, den Aktionsraum „Bühne“ zu nutzen. Sie sollten auf dieses Szenario genauso vorbereitet sein wie auf Vorträge am Rednerpult oder am Konferenztisch in einem kleinen Raum.
Wenn Sie sich auf der Bühne gekonnt bewegen, wirken Sie nicht nur sicherer und souveräner. Sie stimulieren dadurch auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer und schaffen sich selbst ein psycho-motorisches Ventil gegen Ihren Stress. Ihre Bewegungen auf der Bühne sollten selbstverständlich und motiviert aussehen. Zeigen Sie, dass Sie sich vor dem Publikum gern bewegen, zumal die Bühne für die Zeit des Vortrags Ihr „Zuhause“ ist.
Besetzen Sie die zentrale Position
Alles, was im Zentrum einer Bühne geschieht, steigt in seiner Wertigkeit. Daher ist dieser exponierte Standort am besten geeignet, wenn Sie Ihr Publikum emotional ansprechen, motivieren und begeistern wollen.
Wer bei Vorträgen durchgängig am Rand der Bühne steht, wird weniger intensiv wahrgenommen und vermittelt den Eindruck, den Auftritt rasch hinter sich bringen zu wollen.
Bedenken Sie: Die Wirkung Ihrer Bewegung ist größer, wenn Sie zur Seite nach rechts oder links gehen, als wenn Sie sich nach vorn oder nach hinten bewegen. Sie können sich mögliche Bewegungspfade auf der Bühne anhand der Abbildung 5 veranschaulichen: Teilen Sie Ihren Aktionsraum beim Vortrag in neun virtuelle Quadrate auf: hinten links (hl), hinten Mitte (hm), hinten rechts (hr), Mitte links (ml), Mittelpunkt, Mitte rechts (mr); vorne links (vl), vorne Mitte (vm) und vorne rechts (vr).
Abbildung 5: Aktionsraum beim Präsentieren
Wenn Sie die zentrale Position auf der Bühne einnehmen (Quadrat „vorne Mitte“) und von dort aus sprechen, ziehen Sie die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Und: Von hier aus haben Sie die Möglichkeit, Ihre Botschaften besonders eindrucksvoll zu personalisieren.
Gelenkter Standortwechsel
Wenn es die Raumgröße erlaubt, können Sie während der Präsentation bewusst den Standort wechseln. Gehen Sie dabei nicht mehr als zwei bis drei Schritte zur Seite, weil die Bewegung sonst zu unruhig wirkt. Bleiben Sie vorn auf der Bühne, also in den Quadraten vorne links, vorne Mitte und vorne rechts. Wie stark Sie sich bewegen, ist eine Frage des Temperaments und der persönlichen Präferenz. Prüfen Sie die Option, Ihre Bewegungen mit den Abschnitten Ihrer Präsentation zu verknüpfen: Hierbei verändern Sie gezielt Ihre Position, wenn Sie sich einem neuen Punkt in Ihrer Rede zuwenden.
Durch folienfreie Abschnitte lenken Sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu 100 Prozent auf Ihre Person.
Achten Sie bei Präsentationen mit Medieneinsatz darauf, dass alle Zuhörer freie Sicht auf die Leinwand haben. In der Regel werden Sie deshalb während des Vortrags seitlich stehen (je nach Größe des Raums vorne rechts oder Mitte rechts). Von dort aus blenden Sie Ihre Charts mit einer Fernbedienung ein. So halten Sie durchgängig Blickkontakt zum Auditorium. Um neue Aufmerksamkeitsreize zu setzen, können Sie ab und zu Ihre Bildschirmpräsentation unterbrechen (Taste „B“ für „Black“ drücken), um dann zur zentralen Position (vorn Mitte) oder ans Flipchart zu gehen (Details hierzu auf Seite 93).
Eine weitere Chance zu motivierten Bewegungen ist immer dann gegeben, wenn Zuhörer Fragen stellen oder eigene Diskussionsbeiträge bringen. Sie können ein paar Schritte auf den Fragesteller zugehen und dadurch zeigen, dass Sie sich für seine Sichtweise interessieren.
Dieses Ritual war eindrucksvoll beim Town Hall Meeting im Rahmen des Fernsehduells zwischen Barack Obama und John McCain zu beobachten.
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