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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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viele, dass auch das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen zugunsten Letzterer kippte.
    1843 bildete sich in der heutigen Havelská Nr. 3 ein geheimer politischer Zirkel, der sich Repea Club nannte. Junge böhmische Patrioten saßen darin, anti-deutsch eingestellt – kein Wunder in einer Monarchie, die keine Gleichberechtigung kannte, die Presse- und Versammlungsfreiheit verweigerte und deren Erhalt Polizeispitzel und eine Bürokratie garantierten, die für ganz Afrika gereicht hätten. Der Repea Club wandte sich schließlich an die Öffentlichkeit und mobilisierte die Massen gegen die Habsburger. Um die Aufständischen zu besänftigen, erfolgte am 8. April 1848 per kaiserlichem Dekret die Gleichstellung der Sprachen – ein Schritt, der zu spät kam. Der Traum von einem tschechischen Staat war bereits geboren, Straßenschlachten waren die Folge. Doch die Hoffnungen auf eine Hauptstadt namens Praha fanden schon bald ihr Ende. Bereits am 17. Juni 1848 verschaffte sich das österreichische Militär mit schwerem Geschützfeuer wieder Respekt. Aus Angst vor den Militärgerichten flüchteten ca. 20.000 Prager.

Geschichte
Der letzte Hochmut vor dem Fall
    Nach der kurzen Erschütterung der Habsburger Herrschaft übte sich die alte Oberschicht deutsch-böhmischer Prägung wieder in Ignoranz und Überheblichkeit. Wie gewohnt belächelte man alles Tschechische. Als sie schließlich 1861 die Mehrheit im Prager Stadtparlament verlor, gefiel sie sich in Larmoyanz bei der Verteidigung ihrer Privilegien.
    Die Deutschen machten schon bald nur noch ein Drittel der Bewohner Prags aus. Der Zuzug von Tschechen hielt weiter an. 1872 riss man gezwungenermaßen die Stadtmauern ein und ersetzte kleinere, ältere Gebäude durch neue Gründerzeithäuser. Prag wurde immer größer, auch durch Eingemeindungen, und verwandelte sich zudem in ein industrielles Zentrum (v. a. Schwer- und Textilindustrie). Das Streben der Tschechen nach Souveränität und kultureller Emanzipation war nicht mehr umkehrbar. Es drückte sich u. a. in Repräsentationsbauten wie dem Nationaltheater (1881) und dem Nationalmuseum (1893) aus. Bei der Eröffnung desersten stand Smetanas LibuÅ¡e auf dem Programm. Der Komponist hatte übrigens auch einen Gesangsverein gegründet, dessen Motto beispielhaft für den tschechischen Geist der Zeit war: „Durch Gesang zum Herzen, durchs Herz zum Vaterland“. Die tschechische Kultur mit Musik von Dvořák oder dem Prager Jugendstil fand bald darauf in ganz Europa Anerkennung. Anders aber bei den Deutschen in Prag: Sie behielten ihren Hochmut bei, mehr als zur Unterhaltung in den Wirtshäusern taugten böhmische Musikanten in ihren Augen nicht.

Geschichte
Erster Weltkrieg, erste Republik
    Als Erzherzog Franz Ferdinand d’Este, Schlossherr von KonopiÅ¡tě (→ Ziele rund um Prag,), am 28. Juni 1914 in Sarajevo einem Attentat zum Opfer fiel, ein Ereignis, das schließlich den Ersten Weltkrieg auslöste, sah eine Gruppe von Exilanten die Gelegenheit gekommen, bei den Entente-Mächten für eine unabhängige tschechoslowakische Republik zu werben. Eine Schlüsselrolle unter ihnen nahm TomášGarrigue Masarykein.
    Václav Havel – vom Dichter zum Präsidenten und zurück
    Von den meisten Künstlern und Intellektuellen des ehemaligen Ostblocks, die zum Sturz der dortigen Regime beitrugen, spricht man heute kaum noch. Anders ist das beiVáclav Havel (geb. 1936). Aus dem gefeierten Dichter wurde ein gefeierter Präsident, und aus dem Präsidenten wieder ein gefeierter Dichter. Havels Familie gehörte dem Großbürgertum der Stadt an. Die Kommunisten enteigneten die Havels, und dem jungen Václav verweigerten sie wegen seiner bourgeoisen Herkunft den Besuch des Gymnasiums. So begann Havels berufliche Laufbahn als Chemielaborant und Taxifahrer. Die Abendschule brachte ihm später ein Wirtschaftsstudium ein, das er jedoch nach zwei Jahren abbrach. 1960 startete Havels Karriere am Theater – zunächst als Kulissenschieber und Beleuchter. Nebenbei absolvierte er ein Fernstudium an der Theaterfakultät, schrieb seine ersten Stücke und stieg zum Dradmaturgen auf. 1964 heiratete er Olga Spíchalová. Drei Jahre später erregte Havel auf dem IV. Prager Schriftstellerkongress erstmals politisches Aufsehen, als er die Zensur und die

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