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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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an mich gewandt, hinzu. »Er sagt, dass er beschlossen hat aufzuhören, als er dich sah. Der Moment mit dir hat ihn zur Besinnung gebracht.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass ich was damit zu tun hatte.«
    »Was ist das bloß mit dir?« Wieder einmal starrte Nick mich gedankenverloren an.
    »Gar nichts. Mit mir ist gar nichts.«

Samstag
    Tandy und ich standen in einem Geschäft am Rodeo Drive, sprachlos angesichts der Schönheit der vor uns ausgebreiteten Lederwaren  – die robusten, und doch elegant geschwungenen Formen … wie das Licht sich in dem teuflisch geschmeidigen Material brach … die langen schlanken Henkel, die geradezu danach riefen, über unsere Schultern geschlungen zu werden.
    Ich wollte diese Taschen unbedingt besitzen.
    »Andere Leute gehen in die Kunstgalerie. Aber ich komme hierher und schaue mir die Taschen an«, gestand Tandy. »Sie sind so schön, dass ich manchmal sogar weinen muss. Früher hatte ich dasselbe bei Schuhen, aber …«
    »… Handtaschen sind die neuen Schuhe«, vollendete ich den Satz für sie. Zwar war ich erst seit sechs Tagen auf der Erde, aber ich hatte mich bemüht, alles wirklich Wichtige zu lernen. Dieses Wissen würde mir sicher überall von Nutzen sein.
    »Wenn ich meinen ersten Film drehe, der nicht bloß auf Video rauskommt, dann geh ich hierher und kaufe sämtliche Taschen, die sie haben«, schwor Tandy.
    »Ich auch. Wenn ich meine erste nicht-dicke Rolle kriege«, sagte ich. »Tandy, darf ich dich mal was fragen?« Und ja, ich gebe zu, dass es eine Fangfrage war. »Ist es habgierig, wenn man gern eine von diesen Taschen klauen möchte?«
    Tandy war entsetzt. »Habgierig? Das ist vollkommen normal!«
    Ich versuchte es noch einmal. »Wäre es habgierig, mehr als eine davon klauen zu wollen?«
    »Kommt drauf an. Was willst du mit zwei Handtaschen anfangen?«
    »Mit zwei ? Na ja, ich hab eigentlich an mehr als zwei gedacht.«
    Das schien sie zu beeindrucken.
    »Okay, wenn du alle hättest, was würdest du mit ihnen anfangen? Du kannst ja wirklich nicht mehr als zwei gleichzeitig tragen.«
    »Ich würde mir ein paar neben das Bett legen, damit ich sie als Erstes sehe, wenn ich morgens aufwache. Dann würde ich noch ein paar rahmen und an die Wand hängen, und den Rest würde ich im Schrank verstauen, damit ich sie rausholen und küssen kann, wenn ich deprimiert bin.«
    Nach einer verlegenen Pause fragte Tandy: »Gibst du mir eine davon ab?«
    Beschämt musste ich gestehen: »Nein, Tandy, ich möchte sie alle für mich allein behalten.«
    »Na, das ist jetzt aber echt gierig«, sagte sie verärgert. »Das ist nicht nett. Ich dachte, du wärst meine Freundin.«
    »Tut mir Leid«, flüsterte ich, plötzlich zur Normalität zurückgekehrt. Natürlich würde ich Tandy eine von den Taschen schenken, die ich bei Prada klauen wollte. Meinetwegen alle, wenn sie wollte. (Aber hoffentlich wollte sie nicht.)
    »Hey!« Sie lächelte mich an. »Das ist doch verrückt. Niemand stiehlt hier irgendetwas.«
    »Gut«, sagte der Verkäufer, der plötzlich hinter uns auftauchte. »Ich verabscheue nämlich unschöne Szenen.«
    Meine Stimmung hob sich. Ich hatte gerade meine sechste Todsünde begangen. So also funktionierte Habgier – sie blendete Freundschaft und Großzügigkeit einfach aus. Alles zugunsten eines
Stückchens hübsch zusammengenähten Leders. Sehr hübsch zusammengenähten Leders, dachte ich, in wunderschönen Farben, mit Reißverschlüssen und Schließen und … ich spürte, wie ich abermals in das Gefühl hineingezogen wurde.
    Jetzt musste ich von meinen sieben Todsünden nur noch die Wollust begehen. Wie aufs Stichwort stürmte eine Frau ins Geschäft und stürzte sich auf eine purpurrote Abendtasche aus Straußenleder.
    »O mein Gott!«, kreischte sie. »Das ist genau das, was ich will. Die ist viel besser als Sex!«
    Selbstverständlich ließ mich das aufhorchen. Hatte ich in meiner Gier nach einer Tasche vielleicht auch schon die Sünde der Wollust begangen? Das wäre natürlich sehr praktisch gewesen, denn dann hätte ich meinen letzten Tag auf der Erde einfach am Pool rumgammeln können. Vielleicht würde ich sogar wieder den bleichen, interessanten Mann treffen, den ich dort vor zwei Tagen gesehen hatte. Aber ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich die Wollust bei einem Mann kennen lernen würde, nicht bei einer Handtasche. Daher war ich nicht bereit, die Sache schon als erledigt zu betrachten.
     
    Die ganze Woche lang hatten irgendwelche Männer

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