Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
abgeschlossen, in sechs Tagen alle sieben Todsünden begangen, und heute Abend würde ich wieder nach Da Oben zurückkehren, als selbstbewussterer, erfahrenerer, menschlicherer Engel. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich noch etwas ganz Wichtiges zu erledigen hatte. DAS Wichtigste überhaupt.
    Der Morgen war wieder wunderschön. Granola sauste durchs Zimmer und jagte Staubmäuse, aber sobald ich reinkam, rannte er zu seinem Körbchen und verkroch sich zitternd. Es sah nicht danach aus, als könnte ich auf meinem Erfolgskonto verbuchen, mit diesem Hund Freundschaft geschlossen zu haben.
    Tandy schwebte durch die Wohnung und ärgerte Nick.
    »Es war echt toll gestern Abend! James ist total süß und klug und humorvoll.« Dabei beobachtete sie Nick aufmerksam, aber der war ganz in den Sportteil der Zeitung vertieft.
    »Er ist der lustigste Typ, den man sich vorstellen kann«, berichtete Tandy verträumt. »Ich erzähl euch mal, was er …«
    Mit ungestümem Zeitungsgeraschel setzte sich Nick auf. »Du willst also weiter mit ihm ausgehen?«
    »Was interessiert dich das denn?«
    »Ja, du hast Recht, das interessiert mich überhaupt nicht.«
    Sie starrten einander an und sahen beide ganz schön sauer aus.
    Kein Zweifel, sie waren ineinander verliebt! Wieso war mir das bisher nicht aufgefallen? Na ja, genau genommen bis gestern Abend … Wenigstens gerade noch rechtzeitig.
     
    Ich musste unbedingt mit Tandy reden, denn ich hatte nicht mehr viel Zeit, ehe ich mich wieder auf die Heimreise machte.
    »Wegen Nick …«, begann ich.
    »Dieser Blödmann!«
    »Ja, ja. Also, mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe. Du hast mit ihm geschlafen …«
    »Ich war betrunken«, verteidigte sie sich wütend.
    »Danach ist dann nichts mehr passiert, und du warst sauer, weil er immer einen Schwarm Mädels um sich hat.«
    »Ja.« Sie klang ein bisschen unsicher, als wüsste sie nicht, worauf ich hinauswollte.
    »Aber«, begann ich mit Überzeugung, »aber seit ich bei euch wohne, waren eine Menge Mädchen hier, und Nick hat sie alle weggeschickt. Mir kommt es vor, als mache er klar Schiff.«
    »Warum denn?«
    »Na, hör mal! Wegen dir! Was glaubst du denn?« Also, für mich machte er das jedenfalls nicht. Nicht, dass ich eingeschnappt gewesen wäre. Das passiert Engeln nicht. Aber wenn ich kein Engel wäre, wäre ich vermutlich total eingeschnappt gewesen. Jedenfalls …
    »Wegen mir ? Meinst du wirklich?« Tandy konnte nicht verhindern, dass man ihr die Hoffnung anhörte, aber dann wechselte sie das Thema. »Er glaubt, ich bin magersüchtig.«
    »Du bist sehr dünn«, bemerkte ich vorsichtig. »Und du scheinst auch nicht allzu oft etwas zu essen.«
    »Ich bin aber nicht magersüchtig!«, schrie sie mich an. »Ich bin …«
    »Ja, ich weiß, du bist Schauspielerin.«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich bin in ihn verliebt! Bevor ich hier einzog, hab ich vierundfünfzig Kilo gewogen!«
    »Wann war das denn?« Ich war ganz wild darauf zu erfahren, wie lange sie gebraucht hatte, um sich vierzehn davon runterzuhungern.
    »Vor einem Jahr. Damals hab ich dauernd die ›dicke beste Freundin‹ gespielt.«
    »Genau wie ich!«
    »Ja, genau wie du. Eigentlich waren mir die Rollen lieber als die Flittchen, die ich jetzt spielen muss.«
    Wir entfernten uns immer weiter von unserem Thema.
    »Und was ist nun mit diesem James?«
    »Ach, der ist ein Arschloch«, sagte sie wegwerfend.
     
    Die nächste Station war Nick. Seit er so getan hatte, als wollte er mich küssen, und es sich dann mit den unsterblichen Worten: »Es liegt nicht an dir« anders überlegte, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.
    Jeder, der jemals zu hören bekommen hat »Es liegt nicht an dir«, weiß natürlich, dass das genau der springende Punkt ist: Es liegt an dir! Aber mein Fall ist die Ausnahme, die die Regeln bestätigt. Es lag nicht an mir – es lag an Tandy! Nick liebte Tandy, aber alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen, und ein gespenstisches Aufflackern seiner alten Verhaltensweisen vermittelten ihm offenbar das Gefühl, es wäre unhöflich , es nicht wenigstens bei mir zu versuchen.
    Er war auf der Dachterrasse und starrte in die Ferne.
    »Kann ich mal mit dir reden?«
    Der arme Kerl sah ganz verängstigt aus. Er dachte wahrscheinlich, ich würde ihn dazu zwingen, den gestrigen Abend noch mal auszudiskutieren.
    »Na klar«, krächzte er und ich sah, dass er geradezu panisch wirkte.
    Ich setzte mich und lächelte ihn beruhigend

Weitere Kostenlose Bücher