Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
versucht, Tandy anzugraben. Jedes Mal hatte sie in der Bar Sektflaschen und Telefonnummern zurückgehen lassen und blöde Annäherungsversuche abgewehrt. Warum traf sie sich dann ausgerechnet mit diesem James? Was war denn so besonders an ihm?
    »Ich will es einfach noch mal probieren«, sagte sie. »Es ist dumm, immer weiter zu hoffen und …« Abrupt hielt sie inne und pinselte noch etwas Glitzer auf ihre Wangenknochen.
    Als sie fertig war, sah sie so umwerfend aus, dass man leicht blind werden konnte.
    Nick, der ja schon in guten Zeiten finster und pessimistisch wirkte, hatte noch eins draufgelegt. Er lümmelte auf der Couch wie ein menschliches schwarzes Loch.
    »Wie seh ich aus?« Tandy kam ins Zimmer getänzelt und drehte in ihrer Date-Aufmachung eine Pirouette.
    »Du versperrst mir die Sicht auf den Fernseher«, nörgelte Nick und reckte den Hals, um an ihr vorbeizuspähen.
    »Sieht sie nicht klasse aus?«, rief ich, im Brustton der Überzeugung.
    Nick drückte auf die Fernbedienung und stellte den Ton lauter.
    »Nick?«, fragte Tandy laut.
    »Was soll ich schon sagen, Tandy?« Seine Stimme klang monoton. »Du siehst hübsch aus. Du siehst immer hübsch aus.«
    Das schien Tandy zu verwirren und trübte ihre muntere, leuchtende Ausstrahlung ein wenig.
    »Du wärst sogar noch schöner, wenn du gelegentlich was essen würdest«, fügte er hinzu. Wortlos marschierte sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Hoppla!
     
    Als sie weg war, sahen Nick und ich uns in kameradschaftlichem Schweigen einen Film an und mampften Popcorn. Na ja, das Schweigen war nicht wirklich kameradschaftlich. Nick war so grüblerisch düster in sich selbst versunken, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, ihm hin und wieder einen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Prompt erwischte er mich dabei. Nachdem er noch eine Weile lang geschwiegen hatte, fragte er schließlich: »Warum hast du heute Abend eigentlich kein Date, Grace?«
    »Mich hat niemand eingeladen. Tandy ist so hübsch, da ist es schwer, nicht neben ihr zu verschwinden«, antwortete ich mit einem Achselzucken.
    Stimmt, ich trat das Thema ein wenig breit. Und wenn schon!
    »Ach, aber du bist doch so süß«, sagte Nick leise, schwang die Beine vom Tisch und rückte auf der Couch ein bisschen näher. »Du hast tolle Locken«, stellte er fest und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, »und so schöne Haut« – er berührte mit der anderen Hand mein Gesicht – »und einen perfekten Mund …« Sanft legte er den Daumen auf meine Unterlippe und brachte sein Gesicht auf eine Höhe mit meinem.
    Er wollte mich küssen. Und ich wollte das auch. Mein Herz pochte laut in meinen Ohren, und ich war völlig angespannt vor Verlangen. Ich neigte ihm den Kopf zu und dann … und dann … Veränderte sich irgendetwas und der Zauber des Augenblicks war dahin.
    »Tut mir Leid«, sagte er und rückte mit einem tiefen Seufzer von mir weg. Seine Augen sahen müde aus, aber seine Hand berührte zärtlich mein Gesicht. »Es tut mir Leid, Grace. Es liegt nicht an dir.«
    »Vergiss es.« Aber meine Stimme klang so hoch wie auf Helium und überzeugte keinen von uns.
    Ich war zutiefst gedemütigt. Was die Sache noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass der Film mir gut gefallen hatte, mir jetzt aber nichts anderes übrig blieb, als mich in mein Zimmer zu schleichen.
    Ich sage Ihnen was: Von allen sieben Todsünden hatte ich mich am meisten auf die Wollust gefreut. Und jetzt sehen Sie, was passiert ist – vorbei, ehe es richtig angefangen hatte.
    Dann klingelte das Telefon, und ich hörte, wie Nick mal wieder zu einer Frau mit gebrochenem Herzen: »Tut mir echt Leid, Baby« sagte. Die ganze Zeit, seit ich hier war, hatte er das gesagt, er war wie eine Schallplatte mit Sprung. In dem Moment rührte sich eine Erkenntnis in mir, eine, die mit Tandy zu tun hatte. Sie meinte, dass es zwischen ihr und Nick nie funktionieren würde, weil er immer
von diesen ganzen Frauen umgeben war … Aber ehe meine Erleuchtung vollständig war, klingelte es an der Tür, und ich verlor den Faden.
    Ich spitzte die Ohren, um zu hören, wer es war. Bitte kein Mädchen, betete ich. Aber Gott sei Dank war es bloß Crazy Karl, der Alkoholiker. Der, wenn man Nick glauben konnte, nicht mehr verrückt und auch kein Alkoholiker mehr war. Die beiden Männer zogen ab, um Pool zu spielen.

Sonntag
    Mein letzter Tag auf der Erde. Das klingt ganz schön dramatisch, oder nicht?
    Ich hatte meine Mission erfolgreich

Weitere Kostenlose Bücher