Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
war dieser Mann ein Held . Deshalb zeigte ich Mitgefühl und Ehrerbietung, und wir verabredeten uns für Donnerstagabend. »Dann bin ich bestimmt hellwach und putzmunter«, versprach er.
Am Donnerstag ging ich meinen Ausgehklamotten zur Arbeit.
Ich erwischte Mark dabei, wie er mich beobachtete, als ich auf meinen hochhackigen Sandalen zum Kopiergerät klickklackte, aber er sagte nichts. Für einen Moment spürte ich den Schmerz über unsere Trennung so heftig, dass ich keine Luft bekam, aber dann dachte ich – voller Dankbarkeit – an meinen stämmigen Feuerwehrmann und fing wieder an zu atmen.
Aber am Nachmittag, kurz nachdem ich aus der Pause zurückkam, die ich damit zugebracht hatte, mir die Haare föhnen zu lassen, rief mein Feuerwehrmann an. Er war gerade von einer fünfzehnstündigen Löschaktion zurückgekommen, von einem gigantischen Brand in einem Lagerhaus für Gummiprodukte.
»Tut mir Leid, Kate.« Ein fünfsekündiger Jodelgähner folgte. »Ich brauch echt ein paar Stunden Schlaf, ich bin hundemüde.«
Meine Enttäuschung war heftig, und bei dem Gedanken an meine Haare und meine Klamotten musste ich schlucken. Schließlich fasste ich mir ein Herz und ging in die Offensive. Kühn schlug ich vor: »Ich könnte zu dir rüberkommen und dir ein bisschen Gesellschaft leisten.«
»Tut mir Leid«, erwiderte er sanft. »Aber ich kann bloß noch schlafen. Wie wäre es denn, wenn wir es am Samstag noch mal versuchen?«
Doch obwohl ich vorsichtshalber nichts mit meinen Haaren anstellte, klappte es Samstag wieder nicht: Mein Feuerwehrmann hatte Leute aus einem brennenden Haus gerettet und war fix und alle. Da fasste ich einen Entschluss: Der Rest der Welt brauchte ihn mehr als ich. Es wäre egoistisch gewesen, ihn an mich zu binden, also gab ich ihm seine Freiheit zurück.
Aber ich hatte keine Zeit, mich elend zu fühlen, denn ein paar Tage später lernte ich Charlie kennen – auf einer Party, wo er direkt auf mich zukam, mit dem Finger auf mich zeigte und sagte: »Du bist die Frau, die ich heiraten werde, Baby.«
»Was für ein Trottel«, murmelte Siobhan, und obwohl ein Teil meines Gehirns ihr Recht geben musste, fand ein anderer sein Selbstbewusstsein seltsam anziehend.
»Mein Name ist Charlie«, sagte er. »Merk dir das, denn später wirst du ihn laut hinausschreien.«
»Das glaub ich nicht«, entgegnete ich, aber er lachte nur und gab zurück, ein Nein würde er nicht gelten lassen.
Die folgenden zwei Wochen stellte er mir heftig nach und schien sich dabei so sicher zu sein, mich für sich gewinnen zu können, dass er mich damit irgendwann überzeugte. Als ich mich schließlich bereit erklärte, mich mit ihm zu verabreden, versprach er mir, es würde der tollste Abend meines Lebens werden, und ich muss zugeben, dass ich fasziniert war.
Zuerst gingen wir zu einer Party, aber nach fünfzehn Minuten schleppte er mich weg, weil er sich langweilte. Dann führte er mich in eine Bar, über die ich gelesen hatte, die ich aber noch nicht kannte, aber wir waren noch keine halbe Stunde dort, als er schon wieder fortwollte. Zwei weitere Partys und ein Club folgten. Er hatte die kürzeste Ausdauer, die ich je bei einem Mensch kennen gelernt hatte, und in gewisser Weise war der ständige Wechsel auch recht spannend.
So verbrachten wir noch drei oder vier Abende, und ich fand mich damals äußerst glamourös. Aber rückblickend erinnere ich mich hauptsächlich daran, wie oft ich mein Getränk runterkippen musste, kaum dass es gebracht worden war, während Charlie zum Ausgang starrte und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippte.
Charlies Körpersprache war so überzeugend großspurig, dass es eine ganze Weile dauerte, bis mir auffiel, dass er kleiner war als ich. Ein ganzes Stück kleiner, wenn ich meine hochhackigen Stiefel anhatte. Und als ich merkte, dass er bei einem Film nicht still sitzen
konnte – und ich spreche hier nicht von Der mit dem Wolf tanzt oder Heaven’s Gate , sondern von ganz normalen Neunzigminutenstreifen –, da begann mich sein Mangel an Konzentrationsfähigkeit zunehmend zu ärgern.
Schlimmer noch war, dass er ständig erkältet zu sein schien, und sein Schniefen machte mich wahnsinnig. Wahnsinnig! Sobald ein Schniefen überstanden war, spannte ich schon sämtliche Muskeln an, weil das nächste garantiert nicht lange auf sich warten ließ. Gelegentlich nieste er und verblüffte mich, weil er darauf reagierte wie auf eine Katastrophe größeren Ausmaßes.
Schließlich fand
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