Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
habe (Gott allein weiß, warum ich mir das angesehen habe): Sie sind ein »Verkäufer auf einem Käufermarkt«.
Helen hat mir gerade vorgeworfen, dass ich ein Dinosaurier bin, für den es den Feminismus genauso gut nie gegeben haben könnte. Na ja, vielleicht bin ich das, aber ich schäme mich deswegen nicht; ich spreche nur das aus, was andere nicht in den Mund nehmen wollen, weil es nicht »politisch korrekt« ist. Aber vielleicht sollten Sie Ihr Glück lieber bei einer anderen Kummerkastentante versuchen, Holly, bei einer von den ganz Sanften, die Ihnen ein paar Streicheleinheiten verpasst und Ihnen einredet, dass Sie mit Größe 42 perfekt sind, dass Sie ein vollständiger und schöner Mensch sind, dass Sie kein bisschen anders werden müssen, und dass Sie, wenn Ihr Freund anderer Meinung ist, beide zur Paartherapie gehen und Ihre »Themen durcharbeiten« und dafür sechsundzwanzig
Wochen siebzig Euro pro Woche zahlen sollen. (Vorauszahlung natürlich.)
Holly, es tut mir Leid, dass Sie und ich aneinander vorbeigeredet haben. Ich hab noch nie daneben gelegen, Sie sind das erste Mal, und ich muss zugeben, es tut weh. Aber ich wünsche Ihnen und Ihrem Freund alles Gute bei dem Streicheleinheiten-Ansatz. Aber bitte vergessen Sie nicht, dass all das vermieden werden könnte, wenn Sie auf den Nachtisch verzichten und sich dreimal pro Woche mit einem Bauch-Oberschenkel-Po-Video fit machen.
Vorsicht mit dem Wünschen
Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, denn sie könnten wahr werden, sagt man. Als Siobhan mit einer Aborigines-Traumschale aus Australien heimkam und uns alle einlud, uns darin etwas zu wünschen, wünschte ich mir deshalb, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, eine Liebesgeschichte wie aus dem Märchen. Sonst ist so etwas eigentlich gar nicht meine Art, aber ich war damals ein bisschen verletzt. Sogar während ich den Zettel für die Schale zusammenfaltete, hasste ich Mark dafür, dass er mich in einen Menschen verwandelt hatte, der sich so was wünscht.
Selbstverständlich erzählte ich den anderen, ich hätte mir Frieden im Nahen Osten gewünscht. Nur Siobhan hab ich die Wahrheit verraten, und sie gab zu, dass sie es bereits wusste, weil sie nämlich, als alle weg waren, die Zettel aufgefaltet und gelesen hatte. Doch sie hat mich beruhigt, dass ich nicht die Einzige war, die gemogelt hat; der Mensch zum Beispiel, der behauptete, er hätte sich gewünscht, dass die Arthritis seiner Mutter besser wird, hat sich in Wirklichkeit einen silbernen Mercedes SL 320 mit jeder Menge Extras gewünscht, unter anderem mit beheizbaren Ledersitzen und einem CD-Player.
»Ist doch bloß ein Spaß«, sagte Siobhan, aber ich war so scharf darauf, wieder an die Zukunft zu glauben, dass ich hoffte, mein Wunsch würde sich erfüllen. Und in gewisser Weise tat er das auch …
Denn – ist es zu glauben? – nicht mal eine Woche später lernte ich einen Mann kennen. Nicht irgendeinen Mann, sondern einen Feuerwehrmann. Der Job allein war schon sexy, und der Mann war einfach hinreißend – Arme vom Umfang meiner Beine, breiter Brustkorb mit reichlich Platz, um gemütlich daran gedrückt zu werden. Zwar war er etwas kleiner, als ich es von einem Feuerwehrmann erwartet hätte, aber das war mir gerade recht; ich hatte genug von großen Männern. Und er war ein netter, fürsorglicher Mensch – schließlich bringt nur ein netter, fürsorglicher Mensch sein eigenes Leben in Gefahr, indem er in brennende Gebäude steigt, um schlafende Kinder zu retten, und auf Bäume klettert, um geliebte kleine Kätzchen nach Hause zu bringen.
Wir verstanden uns, und er wollte mit mir ausgehen. Siobhan lächelte stolz vom Spielfeldrand, als hätte sie das alles arrangiert, und auf einmal fühlte ich mich großartig. Ich machte mich an die Einkäufe und Waschungen, die für ein erstes Date vonnöten sind, und konnte den Samstagabend kaum erwarten.
Aber am Samstagnachmittag klingelte das Telefon. Es war mein Held, und er gähnte so ausgiebig, dass sein Kiefergelenk knackte. »Tut mir Leid, Kate, ich war gestern ewig im Einsatz, bin gerade erst zurück und brauch ein bisschen Schlaf, weil ich morgen schon wieder eine Schicht habe.« Noch ein gewaltiger Gähner.
Was sollte ich sagen? Ärger war einfach keine Option – rumzuzicken wegen frisch lackierter Nägel, neu gekaufter Sandalen, vier ausgeschlagenen Einladungen und darüber, was ich jetzt tun sollte, wäre mir in dieser Situation wirklich nicht angemessen erschienen. Schließlich
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