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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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Möglicherweise der röteste Lippenstift, den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    Und bei diesem Gedanken hob sich unsere Stimmung, und wir begannen uns darüber zu unterhalten, was wir zum Abendessen essen wollten.
     
    Erstmals veröffentlicht in Cara , Februar 2004.
     
    Der Film Au secours, j’ai trente ans ist auf DVD erhältlich.

Absolut authentisch

    Kennen Sie diese Sendungen im Privatfernsehen, wo irgendwelche Bauernfänger auf der Bühne stehen und dem armen ahnungslosen Publikum Botschaften aus der Welt der Toten »übermitteln«? Mit viel Getue, die Hand trichterförmig am Ohr, »lauschen« diese ausgekochten Gauner den Stimmen aus dem Jenseits und reden alle Beteiligten mit »Liebes« an, vor allem dann, wenn sie jemanden zum Weinen gebracht haben. (Zum Beispiel: »Er verzeiht dir, Liebes, deshalb musst du auch dir selbst verzeihen.«)
    Tja, hm, ich gestehe, dass mich das Szenario in gewisser Weise fasziniert. Eine Hälfte von mir sieht sich das Zeug mit zornig gefletschten Zähnen an, die andere denkt: Aber was ist, wenn es stimmt?
    Dann las ich eines Tages in einer angesehenen Zeitung eine Rezension über die Live-Show einer solchen Stimmenempfängerin – wir nennen sie mal Angela –, und dort wurde die Meinung vertreten, sie sei ernst zu nehmen und keinesfalls eine Schwindlerin. Außerdem stand in dem Artikel noch, dass die Frau auch Einzelsitzungen machte, und auf einmal war ich ganz aufgeregt.
    Es ging mir um Recherche, wissen Sie. Ich wollte über eine Frau schreiben, die einfach nicht aufhören kann, nach Antworten zu suchen, und bei allen möglichen Scharlatanen landet. Praktischerweise machte ich gerade selbst eine eher schwierige Zeit durch, und es interessierte mich, was für Botschaften aus dem Jenseits Angela womöglich für mich empfangen würde.
    Vielleicht aufgrund des Zeitungsartikels war Angela schwer zu erreichen. Ich schickte ihr eine E-Mail, auf die ich monatelang keine Antwort bekam. Als sie endlich doch Kontakt zu mir aufnahm, bot sie mir einen Termin für eine Telefonsitzung an – in zwei Monaten. Zunächst musste ich ihr allerdings einen Scheck über fünfundzwanzig Euro schicken – was, das muss man fairerweise sagen, durchaus kein astronomisches Ausbeuterhonorar war.
    Also brachte ich den Scheck auf den Weg, zählte die Tage und versuchte, meine Hoffnung in vernünftigen Schranken zu halten.
    Im Laufe der Zeit habe ich mir gelegentlich Tarotkarten legen lassen, das tut ja jeder. (Außer Ihnen vielleicht.)
    Oft ging ich zu einer Kartenleserin, wenn ich Probleme mit Männern hatte (was meistens der Fall war). Und dann gab es noch die Feten, bei denen man eine Kartenleserin engagierte, die allen Anwesenden ein bisschen was erzählte, und man sich ansonsten den Chardonnay hinter die Binde goss.
    Aber in letzter Zeit hatte ich eher schlechte Erfahrungen damit gemacht. Ich war zu ein paar Sitzungen gegangen (aus Recherchegründen, mit meinem persönlichen Interesse als zusätzlichem
Ansporn), und sie waren allesamt beschissen gewesen. Ein leises Stimmchen in mir äußerte schüchtern, dass es vielleicht schon immer so gewesen war. Vielleicht wollte ich so gern daran glauben, dass ich überkompensiert und gar nicht mehr wahrgenommen hatte, wie viel Unsinn ich aufgetischt bekam. Und tatsächlich erinnere ich mich an eine Sitzung vor Jahren, bei der die Kartenleserin so danebenlag, dass ich, als sie fragte: »Haben Sie gerade einen Verlust erlitten?«, zustimmte, obwohl es gar nicht der Wahrheit entsprach  – nur weil ich mich so schrecklich für sie schämte.
    Als ich vor kurzem eine Kartenlegerin nach meiner Karriere fragte, hatte diese gesagt: »Machen Sie sich doch darüber keine Gedanken, Liebes. Um die Karriere soll sich Ihr Mann kümmern, Sie sollten ihn unterstützen, und vielleicht können Sie sich in ein paar Jahren ja einen Teilzeitjob suchen.«
    Außerdem hatte man mir zwei Kinder versprochen, die nie kamen. Man hatte mir gesagt, ich würde umziehen, was nicht eintraf. Und ein dunkelhaariger Mann sollte mir gute Neuigkeiten überbringen und mich dann um Geld bitten – er ist bis zum heutigen Tag nicht aufgetaucht. Die Enttäuschungen hatten sich gehäuft, und inzwischen war ich kurz davor, mich dem Zynismus hinzugeben. Deshalb wünschte ich mir ehrlich und von Herzen, dass diese Angela tatsächlich etwas taugte.
    Aber als ich am vereinbarten Tag zur vereinbarten Stunde bei ihr anrief, fragte sie: »Wer sind Sie? Maureen aus Dublin? Hören Sie, ich kann heute
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