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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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Ihnen helfen?«
    Wieder schob ich mein Bündel unter dem Glas durch, und diesmal nahm er das Geld entgegen.
    »Morgen können Sie Ihren neuen Pass abholen«, sagte er.
    Am nächsten Tag gab mir Charlotte abermals frei, damit ich zur irischen Botschaft gehen konnte. Nachdem man mir meinen neuen Pass ausgehändigt hatte, ließ ich ihn nicht mehr los – ich klappte
ihn auf und zu und las meinen Namen, um mich zu vergewissern, dass es meiner war – und am nächsten Tag saß ich im Flieger nach New York.
     
    Bisher unveröffentlicht.

Billiger als Drogen
    Ich kenne einen Mann, der die Existenz des Jetlag abstreitet. Er fliegt regelmäßig um die halbe Welt, steigt nach einem siebenundzwanzigstündigen Flug aus dem Flieger, legt eine Pause zum Zähneputzen ein und marschiert dann auf direktem Wege in sein Büro in Auckland, wo er unverzüglich damit beginnt, Befehle zu bellen und Mitarbeiter zu entlassen. (Oder was immer sein supermachomäßiger, von jeder menschlichen Schwäche unbeleckte Job von ihm verlangt.) Ich möchte diesen Mann gern vor Gericht ziehen. Den Jetlag abzustreiten ist meiner Ansicht nach ungefähr so, als wollte man leugnen, dass die Erde eine Kugel ist. Ich bin derart anfällig für Jetlag, dass ich ihn sogar bekomme, wenn ich gar nicht fliege: Ich kriege schon Jetlag, wenn nur die Zeit umgestellt wird.
    (Das kommt daher, dass ich meinen Schlaf dringend brauche. Wenn ich meine üblichen sechzehn Stunden Nachtschlaf habe, bin ich großartig in Form, aber sobald irgendetwas passiert, was diese Routine durcheinander bringt, bin ich im Handumdrehen völlig daneben. Ich bin total abhängig von meinem Tagesrhythmus.)
    Natürlich habe ich alles ausprobiert, was bei Jetlag angeblich helfen soll: kein Alkohol auf dem Flug, viel Wasser trinken, nur leichte Mahlzeiten, ein bisschen Bewegung, gleich auf das Zeitschema am Zielort umsteigen, und – ganz wichtig! – sobald man in der Ferne ankommt, einen Spaziergang in der Sonne machen.
    Natürlich alles Unsinn, ungefähr so effektiv, als würde man einen
Oberschenkelbruch mit Knetmasse eingipsen. Zugegebenermaßen habe ich kein Vertrauen zu »natürlichen« Heilmitteln. Ich mag Chemie. Vermutlich bin ich der letzte Mensch in der westlichen Welt, der nicht zum Homöopathen geht und immer noch auf Antibiotika schwört. Ich wäre begeistert , wenn jemand ein Anti-Jetlag-Medikament erfinden würde! Die Nebeneffekte könnten mir nicht gleichgültiger sein, ich würde sie sogar begrüßen. Trockener Mund? Verschwommene Sicht? Immer noch besser als Jetlag, immer noch besser als um achtzehn Uhr einschlafen und mit dem Gesicht ins Abendessen fallen.
    Aber manche Dinge heilt leider nur die Zeit. Wie bei einem Kater oder einem gebrochenen Herzen muss man auch beim Jetlag Geduld haben und versuchen, ihn so gut wie möglich zu überleben.
    Von allen Tipps finde ich den am besten, dass man sich so schnell wie möglich auf die Zeit am Zielort umstellen soll. Aber diesen Rat zu befolgen ist extrem unangenehm. Herumzulaufen, obwohl ich meine Füße nicht mehr spüre, durch Luft zu schwimmen, die von kleinen silbrigen Kaulquappen erleuchtet zu sein scheint, während sich mir das Pflaster entgegenwölbt … alles nimmt eine seltsame, halluzinogene Qualität an. (Wohlgemerkt – wenn man sowieso Neigungen in diese Richtung besitzt, spart man auf diese Weise eine ganze Menge bei den Freizeitdrogen.)
    In Australien habe ich in diesem Zusammenhang die schlimmsten Erfahrungen gemacht. In dem kläglichen Versuch, uns von einem Vierundzwanzigstundenflug und einer Zeitverschiebung von elf Stunden zu erholen, beschlossen mein Herzallerliebster und ich, uns gleich nach der Ankunft ein bisschen zu bewegen und einen Spaziergang in der Sonne zu machen.
    Es war früh am Abend. Wir ergriffen unsere Wasserflaschen (»viel trinken!«) und stolperten über eine Grünfläche, die so grün
war, dass wir irgendwann begriffen, dass es ein Golfplatz sein musste. Wir rempelten einander an und stammelten mürrische Entschuldigungen, als wären wir sturzbetrunken, da sah ich plötzlich etwas, was mich so abrupt innehalten ließ, als wäre ich vor eine unsichtbare Mauer gelaufen. In der hereinbrechenden Dämmerung standen gut fünf Meter von uns entfernt zwei Kängurus, die sich nach Herzenslust vermöbelten. Auf dem Schwanz balancierend traktierten sie ihren Sparringpartner mit solcher Wucht, dass ich die Schläge förmlich spüren konnte. Die Fußtritte, mit denen sie einander bearbeiteten, waren so
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