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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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hart und schnell wie im Kung-Fu.
    In diesem Moment wurde mir angst und bange. »Bitte«, flehte ich und klammerte mich an den Arm meines Herzallerliebsten, »bitte, sag mir, dass du sie auch siehst.« (»Dass ich was sehe?«, antwortete er, aber er wollte mich Gott sei Dank nur veräppeln.)
    Dennoch hat auch der Jetlag nicht nur schlechte Seiten. Zum Beispiel ist er eine großartige Entschuldigung dafür, sich zuzusaufen, nach dem Motto, wenn man vor lauter Kater krank und psychotisch ist, merkt man den Jetlag nicht. Auch wenn man schon länger einen Nervenzusammenbruch plant, ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür. Man fühlt sich ohnedies fremd und verängstigt, also kann man auch gleich zusammenklappen. Und mein persönlicher Favorit: Jetlag gibt einem die perfekte Gelegenheit, um zwei Uhr morgens Toblerone zu futtern. Stellen Sie es sich vor: Draußen ist es stockdunkel, die fremde Stadt, in der Sie sich gerade aufhalten, liegt im Tiefschlaf, und plötzlich, als hätte jemand einen Schalter bedient, sind Sie HELLWACH. Superwach sogar, so wach wie noch nie in Ihrem ganzen Leben. Sie sind derart auf Hochtouren, dass Sie ohne weiteres bei Wer wird Millionär mitmachen und in fünfzehn Minuten gewinnen könnten. Und obendrein hungrig. Heißhungrig. Ihr armer Magen funktioniert noch nach Heimatzeit,
er ist ums Frühstück betrogen worden und keineswegs erfreut, dass er jetzt auch noch aufs Mittagessen verzichten soll. Und tief in den Eingeweiden des stillen, schlafenden Hotels haben die Jungs vom Zimmerservice Feierabend gemacht und sind heimgegangen. Bis zum Morgen ist es noch endlos lange.
    Was bleibt Ihnen da anderes übrig, als das helle Licht der Minibar ins dunkle Zimmer strahlen zu lassen, eine überteuerte Packung M&Ms zu ergreifen, wieder ins Bett zu klettern und sich in den Schlaf zu mampfen?
    Sehen Sie? Alles hat seine guten Seiten.
     
    In leicht veränderter Fassung erstmals veröffentlicht in Abroad, Juli 2004.

Frisch gespritzt ist halb gewonnen
    »Reisen ist besser als Ankommen.«
    Wer immer das gesagt hat, sollte sich den Kopf untersuchen lassen. Reisen ist definitiv NICHT besser – Reisen ist SCHRECKLICH und Ankommen WUNDERBAR.
    Der einzige Fall, wo das Reisen nicht gänzlich unerträglich ist, ist im Orient Express, in dem die tägliche Champagnerration einen Elefanten umhauen würde. Oder auf einem Kreuzer mit den Ausmaßen eines kleinen Landes, auf dem man von einem Ort zum anderen schippert, es aber nicht merkt, wie man ja auch nicht merkt, dass sich die Erde jeden Tag wie-oft-auch-immer um sich selbst dreht.
    Sehen wir uns doch mal an, wie grässlich REISEN ist, ja? Ich werde dabei die Kriecherei durch den Stau zum Flughafen nicht einmal erwähnen, und auch nicht den gnadenlosen Kampf um einen Parkplatz und den Überlandtreck vom Langzeitparken zur Abflughalle. (Ich sage bloß, dass ich schon gehört habe, wie sich Vielreisende darüber unterhielten, ob es nicht vernünftig wäre, einen Obdachlosen dafür zu bezahlen, dass er auf Parkplatz A für Kurzzeitparker schläft und so für Sie einen Platz reserviert, wenn Sie ihn brauchen.)
    Egal … Bis ich endlich bei den Departures angelange, habe ich meist schon jeden Lebenswillen verloren. Ich schaue nach oben zu den Monitoren und frage mich, wo ich einchecken muss. Aber
ich hätte mir die Anstrengung sparen und meine Nackenmuskeln schonen können. Ich muss nicht unbedingt hinauf blicken, es reicht, wenn ich hinein blicke, hinein in die ungehobelten, drängelnden, schiebenden Massen der Menschheit. Man könnte meinen, vor einer Hungerhilfestation sei ein Tumult ausgebrochen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um eine Warteschlange. Eine Warteschlange, durchsetzt mit kreischenden Babys, die an allen möglichen Ohreninfekten leiden, mit übererregten Teenager-Jungs, die sich gegenseitig die Knochen brechen, und mit öligen langhaarigen Männern, die Raketenwerfer und Gartenhäuschen einchecken wollen.
    Viele, viele Stunden schlurfe ich dahin, viel zu langsam, als dass man mit bloßem Auge eine Vorwärtsbewegung erkennen könnte, und weil ich – ohne eigenes Verschulden – als eine der Letzten einchecke, sind natürlich alle guten Plätze schon weg. Gewöhnlich teilt man mir mit, es sei leider nicht möglich, dass meine rechte und meine linke Körperseite nebeneinander sitzen, daher befindet sich meine eine Hälfte auf 11B und die andere auf 23E.
    Dann geht’s weiter zur Security, damit ich mich angrapschen lassen und auf einem kleinen Tisch
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