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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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im Sitz vor mir Luft holt, unsanft auf die Knie.
    Schließlich erreichen wir unseren Zielort, und nachdem wir den Fluch des Ikarus abgewendet, die Stadt in rituellem Rundflug dreißigmal umkreist und damit verhindert haben, dass uns die Flügel abfallen, bekommen wir endlich die Landeerlaubnis. Allerdings nur um zu entdecken, dass wir jetzt endgültig wie ein Haufen Idioten dahocken, weil man keine Treppe für uns findet. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich anfange, Selbstgespräche zu führen und so zu tun, als gehörte ich zum Flughafenpersonal. »Ein Flugzeug, sagen Sie? Gelandet? Was denn, hier ? Und die Leute wollen alle aussteigen? Mit einer Treppe, ja? Und einen Bus brauchen Sie auch noch? Was glauben Sie denn, wie das gehen soll? Glauben Sie, wir müssen bloß ein bisschen mit dem Zauberstab wedeln? Hören Sie, wir tun unser Bestes, um es Ihnen recht zu machen, aber Sie müssen bedenken, dass es sich hier um einen Flughafen handelt. Für so etwas sind wir nicht ausgerüstet.«
    Lediglich ein paar Stündchen später haben wir bereits die Passkontrolle, das Gepäckband, die Gepäckreklamation, wo das nicht eingegangene Gepäck gemeldet wird, und die von einem machtgeilen Irren »gemanagte« Taxischlange hinter uns, wo die Gesetze des Universums vollkommen anders ausgelegt werden als überall sonst auf der Welt. Dann, nach nur einem winzigen Hauch von Verkehrsgetümmel  – bin ich endlich ANGEKOMMEN!
    Treten Sie ein, sagt man mir, setzen Sie sich, nein, legen Sie sich am besten gleich hin, hier auf dieses seidene Federbett, und nehmen Sie ein wenig Nektar zu sich. Wie wär’s mit einem Schluck Ambrosia? Ein KitKat Chunky? Breitwandfernsehen? Jo-Malone-Duftkerzen? Eine Fußmassage? Eine klitzekleine Reikibehandlung? Sex mit George Clooney? Äußern Sie einfach Ihre Wünsche, wir machen sie wahr.
    Sehen Sie: REISEN = grässlich, ANKOMMEN = wunderbar.
    Bestimmt sind wir in dieser Sache einer Meinung, oder etwa nicht? Anscheinend sagen ungefähr hundertzwölf Prozent der regelmäßig Reisenden, dass das Einzige, was ihre Lebensqualität verbessern würde, eine »Beam me up, Scotty«-Maschine wäre, mit der man direkt am Zielort eintrifft und die ganze eklige vertrackte Reiserei einfach vergessen kann.
    Aber da es so etwas nicht gibt, Ladies and Gentlemen, möchte ich Ihnen jetzt das einmalige System »Frisch gespritzt ans Ziel« vorstellen (zum Patent angemeldet). Es ist das Geistesprodukt erfahrener Reisender … ähm … nämlich das von mir und meinem Freund Malcolm, und funktioniert wie folgt. Sie checken wie üblich Ihr Gepäck ein, gehen zu Ihrem Gate, und dort legen Sie sich auf eine Trage, lassen sich anschnallen und von einer Krankenschwester eine Knockout-Spritze verpassen. Dann kriegen Sie nichts mehr mit, bis Sie Ihren Zielort erreicht haben. Keine Verspätung, kein Kebab-Monster, nichts.
    Man könnte die Sitze aus den Flugzeugen entfernen und mehrere Tragen übereinander stapeln, ganz ähnlich wie bei den Servierwagen an Bord (für die es dann natürlich keinen Verwendungszweck mehr gibt). Auf diese Weise hätte die Fluggesellschaft Platz für wesentlich mehr Passagiere, und alle wären glücklich. Anstelle der Flugbegleiterinnen könnte eine Krankenschwester mit einer Spritze zur subkutanen Injektion den Gang auf und ab marschieren, falls jemand zu früh wieder aufwacht. Fantastisch, nicht?
    So würde es in der Touristenklasse aussehen. Reisenden der Ersten Klasse würde ein Deluxe-Service garantiert, der sie in einer Art Krankenwagen zu Hause abholt und gleich dort die Injektion verpasst, sodass ihnen alles erspart bleibt – die Fahrt zum Flughafen, die Parkplatzsuche, der Check-in, das Gegrapsche, die Verspätung. Das Gleiche am Zielort: Noch bewusstlos, könnte ein ganzer Stapel
von Passagieren der Ersten Klasse mit Kuli in der Westentasche und allem einfach durch Passkontrolle, Gepäckabfertigung und so weiter geschoben werden, und sie bräuchten nichts mitzukriegen, bis sie ANGEKOMMEN sind und alles um sie rumspringt und nett zu ihnen ist.
    Ich habe in die Zukunft geblickt, und die Zukunft stand unter Beruhigungsmitteln.
     
    In leicht veränderter Fassung erstmals veröffentlicht in Abroad , März 2004.

Sechsunddreißig Stunden in Jo’burg
    Vor ein paar Jahren machte ich eine Lesereise durch Südafrika. Es war der Beginn meiner Liebesaffäre mit dem zauberhaften afrikanischen Kontinent. Bevor die Arbeit begann, hatte ich anderthalb freie Tage in Johannesburg.
     
    Die Sache ist die, dass
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