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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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den Inhalt meines Gehirns zur Begutachtung ausbreiten kann. (Okay, Sicherheitschecks sind eine gute Sache; ich bin nur sauer, weil man mich bei einer Handtaschendurchsuchung letztens einer meiner besten Pinzetten beraubt hat. Sauteuer war sie auch noch, was die meisten Menschen bei Pinzetten gar nicht für möglich halten. Sie denken, die kosten ein paar Euro, dabei hab ich für meine achtzehn Pfund hingelegt. Sterling.)
    Dann ist der Check endlich überstanden, und nachdem ich meine inneren Organe wieder ordentlich in der richtigen Konfiguration verstaut habe, gehe ich weiter zum Gate – gerade rechtzeitig, um zu erfahren, dass mein Flug verspätet ist!
    Also, ich bin immer auf Verspätungen gefasst, ich hab wirklich nichts gegen Verspätungen (außer wenn ich dadurch meinen Anschlussflug nach Mauritius verpasse). Ich habe gelernt, sie auf Zen-Art zu akzeptieren: Warum sollte ich mich darüber ärgern? Sich über Verspätungen zu ärgern ist ebenso zwecklos, als würde man sich über den Sonnenaufgang am Morgen ärgern. Verspätungen sind .
    Was mich aber ärgert, sind die Lügen, die im Zusammenhang mit der Verspätung verbreitet werden, die massive Verschwörung, an der jeder Flughafenangestellte teilhaben muss – diese Fiktion mit der Überschrift: »Verspätung? Was für eine Verspätung?«
    Man behandelt uns wie kleine Kinder, die auf einer langen Autofahrt ihre Mami nerven: »Wann sind wir endlich da?« Statt einer barschen Antwort, wie beispielsweise: »Es dauert noch drei Stunden, also gewöhn dich gefälligst daran«, sagt Mami begütigend: »Bald, Liebes, ganz bald.«
    Ich möchte lieber den Tatsachen ins Gesicht sehen, denn dann kann ich ganz entspannt noch eine Runde durch die Läden bummeln und Lippenstifte auf dem Handrücken ausprobieren, statt nervös am Gate rumzusitzen und zuzusehen, wie die öligen langhaarigen Männer ihre Raketenwerfer polieren.
    Aber wenn ich darum bitte, mir einfach die Wahrheit zu sagen, dann ernte ich ein irres B-Movie-Lachen. »Die Wahrheit? Die VERKRAFTEN Sie doch überhaupt nicht.«
    Aber keine Nacht dauert ewig, und endlich geht es doch weiter! Heutzutage riechen die meisten Maschinen ein bisschen komisch, weil die Fluggesellschaften beim Reinigungspersonal »Einschnitte« (Euphemismus für Entlassungen) vorgenommen haben, aber wer will sich beklagen? Himmel, ist etwa schon mal jemand an einem schlechten Geruch gestorben? Wir können doch ein bisschen Parfüm auf unsere Taschentücher sprühen und sie unter die
Nase halten; das hat schon in elisabethanischer Zeit funktioniert, warum sollte es jetzt anders sein?
    Egal. Ich nehme also meinen Platz ein und warte gelassen, dass sich der Hundertdreißig-Kilo-Mensch zu mir gesellt, der Probleme im Bereich der persönlichen Hygiene hat und unweigerlich neben mir platziert wurde. Aber einmal alle Jubeljahre geschieht das Undenkbare, und der Sitz neben mir bleibt leer. Andere Passagiere fluten an mir vorüber und setzen sich, aber keiner will zu mir. Ich wage kaum zu hoffen. Also, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert? Nein, ich werde nicht daran denken, ich werde den Gedanken nicht zulassen . Aber dann machen die Flugbegleiterinnen auch schon die üblichen Geräusche für »cross-check« und »cross-hatch«, und meine Hoffnung lässt sich nicht mehr zügeln. Sie reißt sich los und fängt an herumzutoben. Ist es tatsächlich möglich …? Gewährt man mir tatsächlich den Luxus, auf diesem Flug über genügend Raum und Privatsphäre und angenehme Luft zu verfügen? Ich danke dir, Gott, ich danke dir von ganzem Herzen!
    Aber dann höre ich es: das ferne Trampelgeräusch, das näher kommt und immer lauter wird. Bitte nicht, lieber Gott, flehe ich im Stillen. Jetzt kann ich es fühlen, das Flugzeug erbebt bei jedem Rums, das Metall ächzt – der Lärm ist unverkennbar: Ein hundertdreißig Kilo schwerer, geruchsintensiver Mensch eilt den Gang entlang. Mein Herz wird schwer. Dann kommt er direkt auf meine Reihe zu, der Boden biegt sich und stöhnt bei jedem Schritt. Nachdem er zehn Minuten lang mit viel Geklapper und Geklirr versucht hat, seinen Raketenwerfer ins Gepäckfach zu zwängen, kämpft er sich nun in seinen Sitz, grinst mich zahnlückig an und packt sein Kebab aus.
    Wenn das nur alles wäre, was ich ertragen muss! Aber die Fluggesellschaften haben auch bei den Wartungsleuten Einschnitte (das heißt Entlassungen) vorgenommen, und deshalb knallt mir
mein Klapptischchen jedes Mal, wenn die Person
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