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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mit Madeleine Bassets (das superöde Mädel aus den Romanen von P. G. Wodehouse), und wenn ich mit ihr verheiratet gewesen wäre, hätte ich mich auch aus dem Staub gemacht. (Das ganze Geschwätz, dass ein Engel, der weint, einen neuen Stern entstehen lässt – das kann doch jeden in die Flucht schlagen.)
    Ich kenne noch eine andere Schriftstellerin, die ihre Familie mit ihrer Vorauszahlung mehrere Jahre lang mit i-Pods und Skiurlauben versorgen konnte, aber ihr Mann arbeitet weiterhin zu jeder Tages- und Nachtzeit, und sie sieht ihn weniger denn je.
    Wie dem auch sei, als mein Herzallerliebster seine Rolle änderte und mein persönlicher Assistent wurde, wusste ich bald, wie wichtig es war, dass er seine Würde behielt. Kurze Zeit nachdem wir unser neues Arrangement getroffen hatten, nahm eine besorgte Freundin mich beiseite und schlug vor, ich sollte, wenn ich mir das nächste Mal von meinem Herzallerliebsten etwas zu essen bringen ließ, vielleicht nicht mit einem dicken Stock auf den Boden schlagen und die Treppe runterbrüllen: »Oi! Noch ’ne Ladung Süßes nach hier oben! Und zwar ’n bisschen dalli!«
    Aber andere Dinge kann ich nicht ändern. Zum Beispiel, dass mein Herzallerliebster Mr Keyes genannt wird (das ist er nicht, das ist mein Dad). Manche Leute kriegen nicht mal seinen Vornamen richtig hin; in den letzten Monaten war mein Herzallerliebster (alias Tony) John, Tom und Joe. Selbst sein Beruf wird falsch angegeben: In einem Zeitschriftenartikel war er Psychotherapeut (was er vielleicht ist, da er jeden Tag mit mir zurechtkommen muss), in einem anderen Zahnarzt. Und er stampft nicht wild und wutschnaubend herum und verlangt von mir, dass ich an den Herausgeber schreibe und einen Widerruf fordere. Es kümmert ihn nicht, weil er weiß, wer er ist. (Ich beschreibe ihn hier als einen Heiligen und gehe damit das Risiko ein, dass ich das Schicksal herausfordere und dafür bestraft werde. Jetzt ist es ja fast sicher, dass er in spätestens zwei Wochen dabei erwischt wird, wie er sich in einer dunklen Gasse von einem Transsexuellen einen runterholen lässt.)
    Aber toll ist, dass die Frauen oft ganz schlecht mit dem bescheidenen Status meines Herzallerliebsten zurechtkommen. Journalistinnen fragen ihn oft, was er denn beruflich macht, und er antwortet stolz: »Die Drecksarbeit.« Und siehe da, wenn der Artikel dann erscheint, taucht er darin keineswegs als mein Assistent auf, der die Drecksarbeit erledigt, nicht mal als mein »Kollege«, sondern als mein »Manager«.
    Was soll das denn alles?
    Da wir schon mal beim Thema sind – die Spannung, die durch den überproportionalen Erfolg einer Frau entsteht, wird nahezu unerträglich, sobald auch Kinder ins Spiel kommen. In meiner Bekanntschaft gibt es ein Paar, bei denen die Frau eine wahnsinnig erfolgreiche Juristin ist, während ihr Partner Küchen installiert. Vor kurzem musste ihr Baby ins Krankenhaus, und der Mann weigerte sich strikt, von der Arbeit freizunehmen. »Ich kann meinen Chef nicht im Stich lassen« – so lautete tatsächlich sein Argument. Ist das zu glauben? Die bizarre Überzeugung, dass kranke Kinder Frauensache sind, hält sich hartnäckig. Sogar wenn beide Partner arbeiten, ist es fast immer die Frau, die mitten in der Nacht aufsteht, wenn die Kinder ihre Beatrix-Potter-Schlafanzüge voll kotzen.
    Trotz all unserer Bemühungen haben mein Herzallerliebster und ich keine Kinder, und inzwischen sieht es ganz so aus, als müssten wir uns damit abfinden. Aber in den frühen glücklichen Zeiten unserer »Bemühungen« gaben wir uns der wilden Idee hin, mindestens fünf Sprösslinge in die Welt zu setzen. Drei Mädchen und zwei Jungen. Ich akzeptierte, dass ich diejenige sein würde, die jeweils neun Monate schwanger sein müsste – da dies nicht zu den Dingen gehörte, die mein Herzallerliebster mir abnehmen konnte  –, aber unser Plan war, dass er die Zügel der Kindererziehung übernehmen würde, sobald das Köpfchen draußen war.
    Ich würde sofort wieder an die Arbeit gehen und von einer abgelegenen  – oder, falls das Haus nicht groß genug für Abgelegenheit war, schalldichten – Ecke des Hauses aus operieren, während er die Mamaarbeit erledigte. Wir scherzten darüber, dass ich nur gelegentlich auftauchen würde, wenn all meine fünf Sprösslinge gesäubert waren und mir zur Inspektion vorgeführt wurden, so ähnlich, wie wenn Prince Charles die Arbeiter in einer Kugellagerfabrik
begrüßt. Hier und dort würde ich mich

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