Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
nächsten fünf Karten, und ich habe auch diese Leute alle sehr gern, daher beeile ich mich, fünfmal »Dieses Jahr müssen wir es aber wirklich« – dick unterstrichen – »schaffen, uns zu treffen« auf den Weg zu bringen. Und dann fallen mir all die Leute ein, denen ich noch keine Karten geschickt habe, und das ist eine schlimme Folter. Am nächsten Tag kommt eine ganze Lawine von »Dieses Jahr müssen wir es aber wirklich« – dick unterstrichen – »schaffen, uns zu treffen«-Karten, und ich kapituliere.
Ich gehe in das Zimmer, in dem mein Herzallerliebster sitzt und ganz harmlos fernsieht oder etwas Ähnliches, und schreie ihn an: »OKAY, DANN SCHREIBE ICH EBEN DIE BESCHEUERTEN DINGER! BIST DU JETZT GLÜCKLICH?«
Bisher unveröffentlicht.
Fest der Liebe (und der Schokolade)
Weihnachten ist nur einmal im Jahr, und wenn es so weit ist, bringt es viel Freude. Oder in meinem Fall bringt es die Angst, denn dieses Jahr KOMMEN SIE ZU UNS. Eine ganze Menge. Dreizehn, um genau zu sein. Für manche eine Unglückszahl … Na ja, jedenfalls ein Unglück für diejenigen, die möglicherweise das essen müssen, was ich gekocht habe. Ich lebe in einer Fantasiewelt, in der stets ein köstlicher, nahrhafter Auflauf auf dem Herd steht, damit ich jeden, der zufällig mal vorbeikommt, damit erfreuen kann, und wenn meine Gäste dann – ach, nur allzu ungern – wieder gehen müssen, gebe ich ihnen noch eine Kostprobe von meiner hausgemachten Focaccia mit. (In dieser Fantasie habe ich außerdem Haare wie Nigella Lawson, trage ein weich fließendes Marni-Outfit und laufe barfuß, mit mehreren tollen Erdmutter-Zehenringen an meinen chanel-lackierten Zehen.)
Doch die Realität – die alte Spielverderberin – sieht folgendermaßen aus:
Ich lebe von Fertiggerichten und Vivioptal und muss jeden Donnerstag zu meiner Mammy, damit ich wenigstens ein richtiges Essen pro Woche bekomme.
Ich kann das eine Ende eines Auflaufs nicht vom anderen unterscheiden.
Von dem Wort »Innereien« wird mir schwindlig.
Ich habe versucht, einen Zehenring an meinem zweiten Zeh zu tragen, dabei aber tatsächlich einen Nerv eingeklemmt, sodass ein stechender Schmerz mein Bein hinauf und bis in meinen Rücken emporschoss.
Sehen Sie, wir haben alle unsere Gaben, und Kochen gehört nun mal nicht zu meinen. Aber mir ist nicht nur die Vorstellung zuwider, meine Hände ins Innere eines Truthahns zu stecken, sondern ich fürchte vor allem die Koordination, die mit der Zubereitung eines Essens einhergeht – allein der Gedanke, alles zur gleichen Zeit fertig haben zu müssen, verursacht schon einen Krampf in meinem Magen. Ich hörte auf, Dinnerpartys zu veranstalten (mit Fertiggerichten und Vivioptal natürlich), als mir klar wurde, dass es mich sogar stresst, Toast und Kaffee zu machen, denn da muss ich dafür sorgen, dass das Wasser im selben Augenblick kocht, wenn der Toast aus dem Toaster springt, und dann werde ich nervös und unleidlich.
Aber beim Weihnachtsessen erwartet man von mir, dass ich Truthahn, Schinken, Röstkartoffeln, Kartoffelpüree, Pastinaken, Karotten, Rosenkohl, Erbsen, Truthahnfüllung, Bread Sauce und Bratensoße herstelle – und zwar alles heiß und essbar und gleichzeitig . Wenn ich daran denke, möchte ich mich in einer Ecke verkriechen und leise weinen.
Damit bin ich wieder bei der ewigen Frage, die mich schon mein ganzes Leben lang quält: Wie machen das andere Menschen? Warum haben sie das Buch mit der Gebrauchsanweisung fürs Leben bekommen und ich nicht? Wo war ich, als Gott Talent und gesunden Menschenverstand verteilt hat? Wahrscheinlich hab ich mir gerade irgendwelche Schuhe angesehen.
Eine Weile lang hatte es fast den Anschein, als würde ich mich an diese ganzen Erwachsenengeschichten gewöhnen – ich lernte Autofahren,
ich beantragte einen Nierenspenderausweis –, aber diese Sache mit Weihnachten hat mich in schrecklich vertrautes Chaos zurückgeworfen. Jemand (ein echter Erwachsener) gab mir den Tipp, dass Listen der Schlüssel zur Koordination sind, und für kurze Zeit verjagte das die grässliche Unruhe – ich schreibe gern Listen und streiche gern die Sachen durch, die ich schon erledigt habe. (Manchmal mache ich Listen, in die ich ein paar Sachen aufnehme, die ich bereits absolviert habe, damit ich sie durchstreichen kann und dieses angenehme Gefühl kriege.) Aber alle Listen der Welt helfen mir nicht beim Kochen, daher habe ich den kühnen Entschluss gefasst, dass ich alles, vom Truthahn
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