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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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bis zum Trifle, fertig vorbereitet kaufe. Ich weiß, ich weiß, das zeugt von Faulheit und ist extravagant, und ja, ich fühle mich wie eine Versagerin. (Da hat sich nichts geändert.) Aber es ist meine einzige Möglichkeit, wenn ich möchte, dass sich meine dreizehn Gäste zu einem essbaren Weihnachtsmahl niederlassen.
    Was mich gleich zum nächsten Problem bringt: das Niederlassen . Worauf soll das eigentlich stattfinden? Ich habe vier Küchenstühle. Also fehlen noch neun Sitzgelegenheiten, wenn ich richtig gerechnet habe. Ich besitze außerdem zwei dieser runden Sitzpolsterdinger, auf denen die größeren Gäste Platz nehmen und das Kinn dann auf den Tisch stützen können, und schließlich gibt es noch eine kleine Leiter, die sich zu einem Stuhl aufklappen lässt. In Stuhlform ist sie zwar extrem wacklig (eigentlich auch in Leiterform), aber das muss genügen. Der Rest muss stehen. Oder wir könnten vielleicht rotieren, denn gerade ist mir eingefallen, dass ich auch nicht genügend Teller habe. Ach, du lieber Gott …
    Zu meiner Schande wird mir jetzt erst klar, wie meine Eltern an Weihnachten immer geschuftet haben. Da rannten sie in der dampfgeschwängerten Küche herum, bereiteten jede Menge leckerer Speisen zu, während ich und meine Geschwister vor der Weihnachtsausgabe
von Top of the Pops lagerten und uns dosenweise durch Roses Schokolade pflügten. Das können Sie sich nicht vorstellen? Tja, lassen Sie mich nachhelfen. Stellen Sie sich einen Kinderhort vor. Visualisieren Sie die Grube mit den bunten Bällen, in denen die Kinder herumrollen. Na ja, statt der Plastikbälle stellen Sie sich jetzt einfach Schokolade vor.
    Aber verlieren wir den eigentlichen Sinn von Weihnachten nicht aus den Augen, denn an Weihnachten geht es nicht darum zu essen, bis einem schlecht wird, sondern um etwas weit Wichtigeres. Ich meine natürlich die Geschenke! Und da bin ich ganz in meinem Element. Schon unter den besten Bedingungen kann ich hervorragend Geld ausgeben; Shoppen, schöne Dinge kaufen, Schulden machen – darin bin ich unübertroffen. Aber vor allem liebe ich es Geschenke zu kaufen. Das ist eine Gelegenheit, schöne Dinge zu kaufen, ohne hinterher ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, und statt mir vorzukommen wie eine Verschwenderin, fühle ich mich wie ein großzügiger, freigebiger Mensch.
    Anders als die meisten Leute (und anders als in allen anderen Bereichen meines Lebens) kaufe ich meine Weihnachtsgeschenke schon MONATE im Voraus. Vielleicht meinen Sie, das wäre eine gute Idee, aber da irren Sie sich gewaltig.
Jeder hasst mich, wenn ich Ende Oktober verkünde, dass ich schon all meine Weihnachtsgeschenke zusammen habe. Sämtliche Gesichter nehmen einen säuerlichen Ausdruck an und normalerweise sagt irgendeiner: »Tja! Was bist du doch für eine Weltmeisterin im Organisieren!« Und es ist nicht schwer zu erkennen, dass das eine Beleidigung sein soll.
Es spart überhaupt keine Zeit. Zwar hat meine Mutter praktischerweise eine Gesichtscreme erwähnt, die sie gern hätte, aber dann ist sie natürlich in der zweiten Novemberwoche losgezogen
und hat sie sich selbst gekauft. Und die grünen Kissen, die ich für meine Schwester extra passend zu ihrem Schlafzimmerdekor gekauft habe, sind plötzlich de trop , weil sie das lange Wochenende im Oktober mit Renovieren verbracht hat und jetzt total auf Pink steht.
Wenn ich etwas besonders Schönes gekauft habe, hüpfe ich von einem Bein aufs andere, als müsste ich dringend aufs Klo, weil ich nicht abwarten kann, es endlich an den Mann zu bringen. Vor zwei Jahren habe ich kapituliert und einer guten Freundin ihr Weihnachtsgeschenk schon Anfang November überreicht. Als sie mir dann einige Wochen später mein Geschenk in die Hand drückte, konnte ich nicht verstehen, warum sie dabei ein so erwartungsvolles Gesicht machte – bis sie sich bei meiner Schwester darüber beschwerte, dass ich auf einmal total knauserig geworden wäre. Sie hatte schlicht und einfach vergessen , dass sie schon etwas von mir bekommen hatte, und um ein Haar wäre unsere Freundschaft daran kaputtgegangen.
    Wenn Sie also an Heiligabend um halb fünf nachmittags in den Geschäften rumrennen, liegen Sie damit wahrscheinlich genau richtig.
    Fröhliche Weihnachten!
     
    Erstmals veröffentlicht im RTE Guide , Dezember 2002.

ALSO EHRLICH!

Das hätte ich mir nie träumen lassen
    In Unter der Decke habe ich über meinen Alkoholismus geschrieben, bis zu dem Punkt, an dem ich aufhörte zu trinken.

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