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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ausgegrenzt. (Sie will sich auch nicht von mir fotografieren lassen, weil sie schon genug belästigt wird, erklärt sie mir.) Es gibt Medikamente, die sie heilen würden, aber in Äthiopien sind sie nicht erhältlich, weil sie zu teuer sind. Und die Zahl derer, die vom Virus infiziert sind – vor allem Frauen –, nimmt unaufhaltsam weiter zu.
    »Ich bin wütend«, sagt sie, und man sieht ihr an, wie ernst es ihr damit ist. »Ich bin so wütend! Werden Sie den Menschen in Irland sagen, dass wir Hilfe brauchen?«, fragt sie. Ich verspreche es ihr.
     
    Mehr Information unter www.concern.ie .
     
    Erstmals veröffentlicht im Sunday Independent , November 2002.

Ein neues Leben für die Kinder
    Im Sommer 2003 wurde ich Förderin von To Russia With Love . Dies ist die Geschichte von den Anfängen der Organisation und von der Russlandreise, die ich im Januar 2004 unternahm. Alle Tantiemen vom Verkauf dieses Buchs gehen an To Russia With Love.
    Als wir ankamen, gab es keinen einzigen Spiegel, deshalb wussten die Kinder auch nicht, wie sie aussahen. Bevor wir wieder wegfuhren, hängten wir ein Gruppenfoto auf, aber bei unserem nächsten Besuch hatte das Bild Löcher: Alle Kinder hatten ihr eigenes Gesicht ausgeschnitten. Es waren die einzigen Bilder, die sie von sich besaßen, und wir fanden sie unter den Kopfkissen, in den Jackentaschen, überall …
    Das schrieb Debbie Deegan, eine Hausfrau aus Dublin, die vor sieben Jahren ganz spontan zwei russische Waisenkinder zu einem kurzen Urlaub in Irland eingeladen und bei sich aufgenommen hatte, ohne zu ahnen, dass es ihr Leben ein für alle Mal verändern würde. Innerhalb weniger Tage hatte sie sich verliebt: Sie konnte diese kleinen Mädchen unmöglich zurückschicken. Dann erkrankte eine der beiden Siebenjährigen – Zina – an einer Hirnhautentzündung. Sie war zu krank, um nach Hause zu reisen, und musste bis auf weiteres in Irland bleiben. Aber das andere Mädchen hatte kein solches »Glück«, und als die zwei Wochen vorbei
waren, musste sie zurück ins Waisenhaus. Und damit, dachte Debbie, war die Sache dann erledigt. Weit gefehlt. Der Gedanke, dass sie das Mädchen zurückgeschickt hatte, setzte ihr so zu, dass sie über ein Jahr später den Entschluss fasste, nach Russland zu reisen, um die Kleine zu suchen.
    Ohne ein Wort Russisch sprechen zu können, flog sie nach Minsk, schlug sich von dort nach Bryansk durch, einer Stadt acht Stunden südwestlich von Moskau, und fand schließlich das Waisenhaus, Hortolova. Wie sie selbst gesteht, hatte sie keine Ahnung, was sie erwartete. »Das Gebäude war baufällig, dreckig, der Gestank unbeschreiblich, die Toiletten waren kaputt, und das Bad war eigentlich nur ein einziges Klo.« Fast schlimmer als die körperlichen Entbehrungen erschien ihr jedoch, dass die Kinder kein Gefühl für sich und ihre Identität besaßen: Sie wussten wirklich nicht einmal, wie sie aussahen.
    Debbie warfen sie einfach aus dem Haus.
    Was natürlich keinem nutzte, wie sie feststellte. Wild entschlossen, das Waisenhaus zu verändern, kehrte sie nach Irland zurück. Ihre Freunde und Familie versuchten ihr den Plan auszureden – was wohl die meisten vernünftigen Menschen getan hätten – und warteten, dass der »Anfall« vorüberging. Sie argumentierten, dass Debbie über keine Beziehungen, kein Geld und keinerlei Einblick in das russische System verfügte. Aber manchmal ziehen ganz gewöhnliche Menschen absolut ungewöhnliche Dinge durch. Als Erstes veranstaltete Debbie ein Frühstück und sammelte astronomische neuntausend Pfund. (Sie müssten Debbie kennen lernen – ihre Energie, ihr Mitgefühl und ihre Kreativität können jeden überzeugen. Sie ist eine Naturgewalt.)
    Zwei Monate später kehrte sie mit einer Gruppe Vermesser und Bauunternehmer nach Hortolova zurück, um zu prüfen, wie man das Waisenhaus am besten umstrukturieren könnte. Hundertfünfzig
Kinder im Alter zwischen sechs und achtzehn Jahren waren dort untergebracht, und Debbie war entschlossen, für sie alles schön und neu zu machen. Sie wollte möglichst bald alles unter Dach und Fach bringen und dann wieder in ihr bisheriges Leben zurückkehren.
    Aber dafür war es schon zu spät, denn sie hatte sich auf die Kinder eingelassen. Ihr Fokus veränderte sich, und nun ging es auf einmal nicht mehr darum, die baufälligen Schlafzimmer umzubauen, sondern eher darum, den Kindern ein neues Leben zu schenken.
    Und das hatten sie auch bitter nötig, weiß Gott. Die meisten

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