Pralinenherz
sie auf ihre High Heels, die sie eigentlich wild verstreut vorzufinden erwartet hatte. Ein prüfender Blick über ihre Schultern zu dem Mann reichte aber aus, um ohne weiteres Nachdenken ihre Schuhe zu schnappen und damit durch die Tür zu flitzen. Doch sie kehrte noch einmal zurück, griff sich ihre Handtasche und eilte damit auf Zehenspitzen in den Flur, wo sie sich zu orientieren versuchte. Die Treppe erklomm sie ebenfalls auf Zehenspitzen, doch oben angekommen ließ sie ihre Schuhe fallen, die laut zu Boden polterten.
„Mist verdammter!“, zischte sie und kniete sich auf den Boden, zupfte ihr Kleid zurecht und durchwühlte ihre Handtasche. Waren ihre Autoschlüssel noch da? Ihr Geld? Ausweis? Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Egal, wie gut dieser Mann aussah oder wie viel Spaß sie wohl mit ihm gehabt hatte, es war einfach dumm! So ein One Night Stand war einfach nichts für sie und in diesem Moment war sich Hanna sicher, dass sie so einen Ausrutscher nie wieder erleben wollte!
„Hallo?“, ertönte eine Stimme hinter Hanna, die besorgt, fragend und auch leicht amüsiert klang.
Hanna schreckte zusammen, sie fühlte sich ertappt und hoffte inständig, dass es nicht der nackte Mann war, vor dem sie gerade zu flüchten versuchte. Sie biss ihre Zähne zusammen, schluckte und zupfte erneut ihr viel zu enges Kleid zurecht, bevor sie sich zu der Stimme herumdrehte und ihre Augen zu seinen nackten Füßen wandte. Langsam blickte sie hinauf, zu seiner Jeans und dem offenen Hemd, vorbei an seinem haarfreien Bauch und seiner Brust, bis zu seinem Gesicht. Sie starrte den Mann an, an den sie sich sehr wohl erinnern konnte.
„ F... Finn?!“, stammelte Hanna ungläubig.
Dieser reagierte ebenso irritiert und ließ beinahe seine Kaffeetasse fallen, die sich dampfend in seiner Hand befand.
„ Hanna?!“ Eine Frau vorzufinden, die scheinbar aus Christians Wohnbereich kroch, war ja schon kurios genug. Denn normalerweise robbten hier nur Männer entlang oder verließen das Haus hocherhobenen Hauptes, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Christian noch Single war. Doch an die Zeit konnte Finn sich noch sehr gut erinnern. Zeitweise herrschte in Christians Keller Hochbetrieb, wie in einer Herrensauna oder einem Swingerclub, nur ohne Frauen, was Finn aber ganz recht war, da er so alle weiblichen Gäste für sich hatte.
Doch nun kniete Hanna vor ihm. Eben die Hanna, die er auf der Messe kennengelernt hatte, die er sofort sympathisch fand und die er versucht hatte, zu erreichen. Die ihren Freund heiraten wollte und eigentlich in Berlin wohnte.
Sie hockte dort an einem Sonntagmorgen auf seinem Boden, ein paar schwarze High Heels in den Händen, barfuß, mit lackierten Fußnägeln und einem Dekolleté, das ihn schlucken ließ. Ihre Handtasche, aus der ein paar Geldmünzen und ihr Autoschlüssel kullerten, lag neben ihr.
„Das glaube ich jetzt nicht!“, stieß Hanna peinlich berührt aus. Sofort nahm sie ihre Schuhe unter ihren Arm und versuchte, ihre Sachen zurück in die Handtasche zu stopfen.
„D... du wohnst auch hier? Oh mein Gott, wie peinlich! Es... es tut mir so leid … ich … ich bin sofort weg!“ Ihr Haar war zerzaust und Hanna versuchte es hektisch zu bändigen, um überhaupt etwas sehen zu können.
„Das muss dir doch nicht peinlich sein ...“ Warum auch immer Hanna hier war, zumindest konnte nichts mit Christian gelaufen sein. Niemals.
Er stellte seinen Kaffee beiseite und wollte Hanna helfen, sie sprang jedoch auf und lief einige Schritte rückwärts, verlegen kichernd, um diese peinliche Situation zu überspielen.
„Wow... Zufälle gibt’s! Mensch... schon so spät?“ Sie schaute auf ihr Handgelenk, an dem sich keine Uhr befand, bevor sie nach der Türklinke griff, die sich in ihren Rücken bohrte.
„Naja, es ist kurz vor zwölf Uhr. Ich frühstücke zwar noch, aber eigentlich … du willst schon gehen?“ Was hatte sie denn? War sie etwa nicht wegen ihm hier? Christian kannte Hanna doch gar nicht.
„Ja äh, okay, spät! Wirklich spät!“ Sie riss die Haustür auf und quetschte sich durch die Tür, lachte dabei laut und hob einen Schuh auf, der zu Boden gefallen war.
„Mensch, war schön, dich wieder zu sehen … ich muss leider weg!“, rief sie und fand sich in einem gepflegten Vorgarten wieder. Die Straße war ruhig und ein Nachbar, der gerade seinen Rasen mähte, starrte Hanna schockiert an, weil ihr Rock viel zu weit hochgerutscht war. Noch immer trug sie keinen Slip, was sie
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