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Pralinenherz

Pralinenherz

Titel: Pralinenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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Unterwürfigkeit ihrerseits wieder wettmachen.
Als Frau Behlitz endlich aus der Galerie verschwunden war, begann Hannas Arbeit: Akten mussten sortiert werden, E-Mails beantwortet und die Reinigungskraft hereingelassen werden, die jeden Abend alles säuberte.
    „ Schätzchen!“, rief Greta, die mit einer Tüte durch die Hintertür hereinstürmte.  
„Es ist ein Junge! Ein Junge!“ Greta lief zu Hanna und nahm sie in den Arm. Ihre Wangen glühten und ihre Hände waren zittrig.
„Eine Woche zu früh, aber gesund! Das ist ja die Hauptsache! Ich habe gerade eine SMS von meinem Schwiegersohn bekommen!“ Sie öffnete stolz die Tüte und hatte Mühe, ihre Umhängetasche abzunehmen. Hanna half ihr lachend.
„Ganz ruhig Greta, sonst bekommst du gleich einen Herzinfarkt! Und herzlichen Glückwunsch, Oma!“
Greta war einer der wenigen Menschen in Berlin, die Hanna in ihr Herz schließen konnte. Sie war Anfang fünfzig, naschte ebenso gerne Pralinen wie Hanna selbst und war ein wahres Goldstück.
„Er schickt mir gleich noch ein Foto. Oh, ich bin so aufgeregt! Am liebsten wäre ich sofort ins Krankenhaus gefahren.“ Das lag aber am anderen Ende des Stadtgebietes und ihre Arbeit konnte sie ja nicht ausfallen lassen.
„Dann fahre ich dich später. Es liegt ja fast auf dem Heimweg. Ich muss nur noch so viele E-Mails beantworten.“ Gemeinsam gingen sie hinauf zur Küche, wo Greta ein paar Leckereien aus der Tüte fischte.
„Kuchen, ganz lecker! Selbst gemacht natürlich. Nur für dich und mich. Als ob ich es geahnt hätte, dass heute mein Enkelkind auf die Welt kommt!“  
Die Stücke wurden auf die beiden Teller verteilt und gemeinsam vernascht.
„Du backst wie meine Mutter, wirklich.“ Hanna leckte sich über die Lippen und kein Krümel blieb übrig.
Als Gretas Handy sich mit einem Piepston meldete, verschluckte sie sich, hustete und begann mit ihrer freien Hand zu wedeln.
„Da ist ja das Foto … und ein Video!“ Die beiden Frauen rückten näher zusammen und betrachteten den kleinen Jonas, wie er zerknittert in den Armen der frischgebackenen Mutter lag.
„Noch ganz neu“, jauchzte Greta.  
„Endlich Oma. Ach, ist das schön!“ Sie verdrückte ein paar Tränchen und rief ihre Tochter an, während Hanna ihren Laptop aufschlug und sich an die Bearbeitung der E-Mails machte.  
Bewerbungen von Studentinnen, die ganz begeistert von Frau Behlitz` Galerie waren. „Na, wenn die wüssten ...“, dachte Hanna und schrieb ihnen eine Standardabsage.
Finn Wolf hatte ihr auch noch eine Antwort geschrieben und neben seinen Namen einen Smiley gesetzt, was Hanna zum Lächeln brachte.
Typisch Kölner, dachte sie. Die hatten noch Humor, waren witzig und anständig! Es war wirklich zu schade, dass seine Firma, die für Frau Behlitz die Webseite und die Flyer gestaltete, in Köln saß. Würde er in Berlin wohnen, gäbe es hier wenigstens einen weiteren Vertrauten.
Hier war sie die Sklavin, wohl bis ans Ende ihrer Tage. Bei ihrem Glück würde ihre Chefin ewig leben. Vielleicht war sie ein Vampir!? In ihrer Nähe verlor sie jegliche Energie, sicher saugte sie diese genüsslich aus ihr heraus. Irgendwie. Hanna schmunzelte und arbeitete fleißig weiter, plauschte mit Greta, die wie ein Wirbelwind über das Parkett schwebte, um ja schnell fertig zu werden.
„Jonas ist so ein toller Name! Und wenn er nach meinem Schwiegersohn kommt … Mann, das wird ein hübscher Kerl! Die Mädchen werden ihm alle nachlaufen! Und wenn er die Intelligenz seiner Oma hat!“ Greta war gar nicht mehr zu bremsen und unterhielt Hanna mit ihrer Freude, die nur lachend den Kopf schüttelte.
Um kurz nach 20 Uhr verließen beide die Galerie durch den Hinterausgang, wo Hannas Auto stand.
„Du bist so lieb, wenn ich dich nicht hätte! Um die Uhrzeit mag ich ja gar nicht mehr auf die Straße gehen, auch wenn es nur ein kurzer Fußweg zur Arbeit ist.“ Die Galerie lag in einer guten Wohngegend, dennoch häuften sich Überfälle und man konnte ja nie vorsichtig genug sein.  
„Ja, ich habe auch immer Pfefferspray dabei. Wie kommst du denn zurück? Fährt dein Schwiegersohn dich nach Hause?“ Hanna prüfte den Rückspiegel und sauste über die Straße, so dass Greta sich festhalten musste.
„Ja, keine Sorge, ich werde bis zur Tür gebracht.“ Greta lachte, denn Hannas Fahrstil war so wild, dass sie sich wie in einer Achterbahn fühlte. Am Krankenhaus angekommen, hielt Hanna direkt vor dem Eingang, damit Greta nicht so weit laufen

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