Pretty Daemon
unten etwas, womit er spielen kann.«
»Vielleicht gibt es ja im Fernsehen ein pädagogisch wertvolles Kinderprogramm«, schlug Marissa vor. »Ich glaube, meine Danielle spielt doch schon mit ganz anderen Dingen als dein Timmy.«
Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Wahrscheinlich hätte ich Laura dankbar sein sollen, dass sie mich zurückhielt. Die Krypta der Kathedrale mochte vielleicht ein gutes Versteck für Dämonenleichen sein, aber Father Ben wäre wahrscheinlich nicht begeistert gewesen, wenn ich ihm auch Marissas sterbliche Überreste vorbeigebracht hätte.
»Fernsehen kommt gar nicht infrage«, mischte sich nun Wanda ein. »Seit den Waltons habe ich keine einzige gute Sendung mehr gesehen.« Sie nickte den Kindern zu. »Wir spielen etwas zusammen«, erklärte sie und strich Danielle über den Kopf, während sie Timmy heranwinkte, der gerade zögerlich die Treppe herunterkam.
Er mochte Danielle genauso wenig wie ich Marissa. Aus diesem Grund war auch ich nicht sonderlich scharf auf Danielle.
Das kleine Mädchen weinte schnell, riss alles an sich, teilte Schläge aus und biss jeden, den sie erwischen konnte. Außerdem nahm sie sich Timmys Boo Bear, sobald sie ihn in die Hände bekam, und brachte Timmy so jedes Mal an den Rand eines Tobsuchtsanfalls. Ich bemühte mich zwar darum, Danielle zu verstehen und ihr Verhalten allein ihrer Mutter zur Last zu legen. Aber wenn eine kleine Zicke mit Zöpfen meinen Jungen quälte, dann war es mir ziemlich egal, ob sie vierzig oder noch nicht ganz vier war.
Dieses Mal war ich klug genug gewesen, Boo Bear in der hintersten Ecke von Timmys Schrank zu verstecken. Ich wollte ihn erst herausholen, wenn die Kinder wieder weg waren. Timmy sah allerdings so aus, als ob man ihm einen Tritt in den Magen verpasst hätte. Nun war er auch noch gezwungen, sich seiner Intimfeindin ohne seinen besten Freund zu stellen.
»Ich spiele auch mit«, erklärte Allie. »Wie wäre es mit Fang-den-Hut?«
Timmy, der zum Glück ausgezeichnete Manieren besaß und höchst selten ein Spielverderber war, hüpfte begeistert auf und ab. Ganz offensichtlich fand er die Wahl seiner Schwester ausgezeichnet.
Danielle, eine Ausgeburt der Hölle (ich weiß nun wirklich, wovon ich spreche), runzelte die Stirn und bestand auf Ententanz.
Elena, ein ausgesprochen liebes Kind mit einer ungewöhnlich ausgeglichenen Mutter, lächelte und klatschte bei jedem Spielvorschlag fröhlich in die Hände.
»Ententanz geht nicht«, erklärte ich. »Wir haben keine Batterien.« Außerdem hatte ich keine Lust, dem Quaken von zehn Enten zuzuhören, während diese immer wieder im Kreis schwammen.
»Fang-den-Hut ist blöd«, erklärte Danielle und schob das Spielbrett mit spitzen Fingern von sich, als ob es sich um ein besonders ekliges Insekt handeln würde.
»Fang-den-Hut macht Spaß«, widersprach ich und warf Marissa einen finsteren Blick zu.
Wahrscheinlich benahm ich mich unmöglich. Warum gelang es mir nicht, Marissa einfach so zu akzeptieren, wie sie war?
Aber ich hatte die Frau noch nie gemocht, und selbst die Tatsache, dass ihre Tochter beinahe von einem Dämon umgebracht worden wäre, änderte leider auch nichts daran.
Was soll ich sagen? Zumindest war ich konsequent.
Mein Hass auf Marissa rückte jedoch recht rasch in den Hintergrund. Während der nächsten halben Stunde tauchten nämlich immer mehr Frauen in unserem Haus auf. Schon bald tummelten sich mindestens zwölf Nachbarinnen in meiner Küche, tranken Kaffee, plauderten und verschwendeten so ihre – und meine – kostbare Zeit.
»Ich habe Sekt und Orangensaft mitgebracht«, verkündete Candace Pritchard und lachte verschmitzt. »So macht die Arbeit hoffentlich mehr Spaß.« Das hoffte ich auch. Allerdings hätte ich es für noch sinnvoller gehalten, wenn wir endlich angefangen hätten.
»Ladies!«, begann ich also, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ich hatte keine Lust mehr, einem Dutzend Frauen bei irgendwelchen sinnlosen Plaudereien zuzuhören. Aber niemand achtete auf mich.
Da ertönte ein durchdringender Pfiff. Ich warf Laura einen dankbaren Blick zu und lächelte. Meine Freundin übernahm die Führung. Wir teilten uns in drei Gruppen – eine für die Eier, eine für die Doppeldeckerkekse und eine dritte für die Körbchen.
Ich gehörte zur Eier-Gruppe, was bedeutete, dass ich mit drei anderen Frauen am Küchentisch saß und etwa sieben Millionen Eierschalenhälften (mehr oder weniger) mit Konfetti füllte, um sie dann mit kleinen
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