Pretty Daemon
Ärmel fest. »Nein, lass das!«
»Aber… Timmy… und…«
»Ich weiß«, sagte ich und eilte zu meinem Sohn, um ihn aus dem Einkaufswagen zu heben. »Aber glaub mir – es hat keinen Sinn.«
In diesem Moment kam ein Verkäufer in der roten Kluft des Supermarkts um die Ecke gerannt. Als er die zerbrochene Flasche auf dem Boden sah, blieb er abrupt stehen. »Es soll hier ein Problem geben«, sagte er.
»Irgendeine verrückte Alte hat versucht, meinen Bruder zu entführen!«, empörte sich Allie. »Sie war voll durchgeknallt. Als wir ihr Timmy nicht geben wollten, hat sie die Flasche nach uns geworfen!«
»Um Himmels willen! Geht es Ihnen gut?« Der junge Mann sah mich fragend an, und ich nickte.
Während er eine Putzfrau in Gang vier bestellte, machten wir uns so unauffällig wie möglich auf den Weg zur Kasse. Zuvor holte Allie allerdings noch meinen Schlüsselbund unter dem Regal hervor.
Zehn Minuten und mehrere Hundert Dollar später saßen wir im Minivan. Die Windschutzscheibe fehlte. Wanda hatte offenbar versucht, in unseren Wagen einzudringen. Da er in letzter Zeit des Öfteren demoliert worden war, hatte ich nun stets meine Versicherungskarte sowie die Telefonnummer einer Leihfirma parat. Man konnte schließlich nie wissen.
»Glaubst du, dass sie wiederkommt?«, fragte Allie, nachdem wir es uns schließlich in einem Leihwagen bequem gemacht hatten.
»Wahrscheinlich«, erwiderte ich. Solange die Dämonen annahmen, dass ich das Gladius Caeli besaß, würden sie bestimmt nicht aufgeben. Leider war ihnen inzwischen klargeworden, dass sie mich am meisten trafen, wenn sie meine Kinder bedrohten.
»Aber das war Mrs Abernathy!«, stellte Allie, noch immer fassungslos, fest. »Wir haben sie gekannt. Mindy und ich haben bei ihr zu Hause gespielt!« Sie presste die Lippen aufeinander und starrte eine Weile vor sich hin.
»Ich weiß, mein Schatz.«
»So etwas dürfen sie nicht tun. Mrs Abernathy war so nett. Sie hat sich nie böse oder gemein verhalten.«
»Stimmt«, sagte ich. »Das hat sie nie.«
»Mir ist schlecht«, murmelte Allie. Tatsächlich war sie auf einmal recht grün um die Nase. Sie presste die Hand auf den Mund und würgte. Nach einem Moment schien die Übelkeit nachzulassen. Sie setzte sich wieder aufrecht hin und wandte sich mit ernster und trauriger Miene an mich. »Es wird mit jedem Tag realer.«
»Ja«, sagte ich, strich ihr über die Haare und musterte sie aufmerksam. »Geht es dir wieder besser?«
Sie nickte. »Es hört nie auf, nicht wahr? Selbst wenn wir Mrs Abernathy finden. Es wird einfach immer so weitergehen, oder?«
»Wir werden Mrs Abernathy finden«, versicherte ich ihr. »Und was das andere betrifft – so ist das mit dem Bösen. Ich weiß, dass das nicht leicht zu verdauen ist.«
»Und wir können es nicht aufhalten?«
»Du kannst jederzeit damit aufhören, Schatz. Ich hoffe, das ist dir klar.«
Sie drehte sich um und warf einen letzten Blick auf den Supermarkt. Dann betrachtete sie Timmy, der in seinem Kindersitz auf der Rückbank eingeschlafen war. »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich glaube nicht, dass ich das noch kann.«
»Eddie?«, rief ich, als ich schwer beladen unser Haus betrat. »Kannst du helfen? Ich muss dir außerdem erzählen, was passiert ist!« Ich wollte ihm nicht nur von Wanda erzählen, sondern ihn auch auf meiner Seite wissen, wenn ich Stuart meine Geschichte über den neuesten Mietwagen auftischte. Ich hatte vor, zu behaupten, dass mir irgendein Rowdy auf dem Parkplatz des Supermarkts die Scheibe eingeworfen hatte.
Keine Antwort.
Ich schnitt eine Grimasse. Ich konnte mir eigentlich kaum vorstellen, dass Eddie einen derart wilden Abend mit Tammy verbrachte hatte, dass er selbst jetzt noch nicht ansprechbar war.
»Mami«, flüsterte Allie derart panisch, dass ich sofort das nächste Steakmesser ergriff, ehe ich mich zu ihr umwandte. »Mrs Abernathy… « Sie war auf einmal wieder kreidebleich. »Eddie hat sie doch gestern nach Hause gebracht. Weißt du noch?«
Das hatte ich ganz vergessen. »Ruf David an. Er soll mich sofort vor ihrem Haus treffen«, befahl ich ihr. Doch was sollte ich währenddessen mit Allie und Timmy machen? Ich wollte sie auf keinen Fall allein lassen, solange der Wanda-Dämon noch frei herumlief. »Warte! Ruf erst einmal Laura an.« Ich riss meiner Tochter den Hörer förmlich aus der Hand und wählte die Nummer gleich selbst. Allie beobachtete mich unsicher.
Niemand antwortete.
»Mist!«
»Mami«, drängte sie und
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