Pretty Daemon
zuvor einen Blick hineingeworfen und keinen Eddie entdecken können. Trotzdem – Allie hatte Recht. Ich konnte deutlich ein dumpfes Klopfen hören, das aus dem Auto zu kommen schien.
»Das macht keinen Sinn«, sagte ich, öffnete die Fahrertür und sah mich im gepflegten Inneren des Fahrzeugs um. »Eddie? Kannst du mich hören?«
»Opa!«, brüllte Timmy. »Opa, Opa, Opa!«
»Opa!«, rief nun auch Allie. »Bist du da?«
Ein weiterer dumpfer Schlag ertönte.
»Mami!«, rief Allie. Sie lag bäuchlings auf dem Boden, ihr kleiner Bruder neben ihr. »Schau mal!«
Ich kletterte aus dem Wagen und beugte mich zu ihr herunter, um zu sehen, was sie gefunden hatte. Es handelte sich um eine feine Ritze im Beton, in deren Nähe ein kleiner Metallring befestigt war.
»Ein Kriechkeller!«, rief ich. »Kommt.«
Ich wollte zwar eigentlich vermeiden, dass die ganze Nachbarschaft von unserem Aufenthalt in Wandas Haus erfuhr, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Wir lösten im Wagen die Handbremse, nahmen den Gang heraus und schoben das Fahrzeug dann langsam auf die Einfahrt hinaus. Dort stellten wir es ab und kehrten in die Garage zurück, wo wir das Tor sorgfältig wieder hinter uns schlossen.
Während Allie noch mit dem Tormechanismus kämpfte, öffnete ich bereits den Kriechkeller und blickte hinunter. Tatsächlich – Eddie. Man hatte ihn gefesselt und geknebelt. Ihm blieb kaum Platz, um sich zu bewegen. Trotzdem war es ihm anscheinend gelungen, mit den Füßen um sich zu treten, denn es waren diese Tritte gewesen, die uns auf ihn aufmerksam gemacht hatten.
Erleichtert sprang ich in den Kriechkeller hinunter, wobei ich vor Tränen kaum mehr etwas erkennen konnte.
»Normalerweise würde ich es mir ja verbitten, dass du in meiner Gegenwart heulst«, begrüßte mich Eddie, nachdem ich ihm den Knebel aus dem Mund gezogen hatte. »Aber diesmal bin ich verdammt froh, dich zu sehen.«
Für einen Moment vermochte ich nicht zu sprechen. Allie sprang ebenfalls zu uns herunter und schlang ihre Arme um den alten Mann, der sich mühsam aufgerichtet hatte. Sie hielt ihn so fest an sich gedrückt, dass ich lächeln musste.
Timmy stand am Rand des Kriechkellers und schielte zu uns herunter. Ich streckte die Arme nach ihm aus und hob ihn herab.
»Mein Gott, Opa!«, schluchzte Allie. »Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«
»Ich mir nicht«, erwiderte er und drückte sie an sich. »Ich wusste schließlich, dass ihr mich finden würdet.«
Eddies Stimme klang diesmal todernst, was mir mehr als alles andere zeigte, welche Ängste er in Wahrheit durchlitten haben musste.
»Kommt«, sagte ich und schnitt die Seile durch, mit denen er an Füßen und Händen gefesselt war. »Verschwinden.«
»Was ist eigentlich passiert?«, wollte Allie von ihm wissen.
Ich kletterte als Erste aus dem Loch und nahm Allie dann Timmy ab, den sie mir entgegenhielt. In der Nähe stand ein kleiner Schemel, den ich ihr nun für Eddie hinunterreichte.
»Sie hat mich erwischt, nachdem ich sie nach Hause gebracht hatte. Wollte wissen, ob ich ihr behilflich sein könnte. Ich habe mir natürlich nichts dabei gedacht, und jetzt komme ich mir so naiv vor. Echt dämlich.«
»Das waren wir beide«, versicherte ich ihm und streckte ihm eine Hand entgegen, um ihn hochzuziehen.
»Es lag an diesem verdammten Kaugummi«, meinte er. »Zimtgeschmack. Sehr wirkungsvoll. Da konnte man nichts anderes mehr riechen.«
Mir blieb nicht einmal diese Ausrede, da mir der Kaugummi gar nicht aufgefallen war. Natürlich hatte ich mich gewundert, warum Wanda noch einmal bei uns aufgetaucht war. Aber es war schließlich Wanda. Die liebenswerte, ein wenig exzentrische Wanda. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass sich ein Mensch, den ich gekannt und gemocht hatte, auf einmal in einen Dämon verwandelt hatte. So etwas durfte einfach nicht geschehen.
Bis es das eben doch tat.
Natürlich war mir so etwas in meinem Leben nicht zum ersten Mal passiert, auch wenn ich diese Tatsache gern verdrängte. Ich konnte mich noch deutlich an jenen Tag erinnern, an dem der Körper eines Menschen, der mir am Herzen gelegen hatte, von einem Dämon infiltriert worden war. Es war zutiefst schockierend gewesen, wie Camis Leib die für sie so typischen Bewegungen noch immer ausführte, obwohl sie ihre sterbliche Hülle verlassen hatte.
»Wir waren unvorsichtig«, sagte ich und drückte Timmy an mich. »Das hätte uns nicht passieren dürfen.«
»Zum Glück ist sie die Einzige, die man
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