Pretty Daemon
willst.«
»Du bist eine echte Freundin«, erwiderte Laura, und ich musste lachen. Mir verging jedoch das Lachen, als ich von Allies Gekicher unterbrochen wurde. Sie hatte die Milch nicht in den Kühlschrank zurückgestellt, sondern betrachtete stattdessen den Bildschirm meines Laptops.
»Ha! Du hast mir also doch geglaubt!«
»Ich muss auflegen«, meinte ich zu Laura, die natürlich sofort wusste, worum es ging. Auch sie lachte, als ich mich verabschiedete.
»Ich habe dich ertappt«, triumphierte meine Tochter und zeigte auf die Googleseite.
»Ertappt!«, rief Timmy.
»Vielleicht«, gab ich zu. »Aber ich hatte trotzdem Recht.« Ich zeigte auf die Cannelloni. »Man kann es alles noch problemlos essen.«
Sie schnitt eine Grimasse, widersprach mir aber nicht. Stattdessen setzte sie sich an den Laptop und begann, etwas einzutippen. Vermutlich suchte sie nach Beweisen für ihre Theorie.
»Gib auf, Allie«, sagte ich. »Hilf mir lieber, die Sachen in den Bräter umzuschichten. Ich möchte schließlich, dass es so aussieht, als ob ich, schon seit Stunden in der Küche geschuftet hätte.«
»Kommt überhaupt nicht infrage«, entgegnete sie und starrte mich an. »Wenn du vorhast, Stuart wegen der Cannelloni zu belügen, brauchst du mit mir nicht zu rechnen.«
Wäre das doch nur das Einzige gewesen, wo ich Stuart Lügen auftischte!
Da ich nicht vorhatte, Allie wieder zu Hausarrest zu verdonnern oder sie zu bestechen, indem ich ihr eine eigene Armbrust versprach, blieb mir nichts anderes übrig, als die Cannelloni selbst umzuschichten.
Zum Glück schaffte ich so etwas noch recht problemlos. Eigentlich war ich sogar besonders gut darin, so zu tun, als ob ich selbst gekocht hätte.
»Du hast eine E-Mail bekommen«, sagte Allie, die noch immer vor dem Computer saß. »Darf ich sie öffnen?«
»Von wem ist sie?«
Sie drückte auf ein paar Tasten und sah mich dann überrascht an. »Von Padre Corletti.«
Ich überlegte einen Moment, ob es nicht besser wäre, sie aus der Küche zu schicken, um die Mail in Ruhe zu lesen. Doch dann entschied ich mich dagegen. Allie wusste, dass ich ihren Vater von den Toten wiedererweckt hatte. Was hätte sie da noch groß von Padre Corletti erfahren können?
»Es ist ein Riesendokument«, verkündete sie, nachdem ich ihr die Erlaubnis gegeben hatte, die Mail zu öffnen. »Nein – stimmt gar nicht. Es ist ein Bild!«
»Ein Bild? Wovon?«, fragte ich und schichtete den Rest der Hauptspeise in den Bräter, um diesen dann in den Kühlschrank zu stellen. Ich hatte die Anweisungen aus dem Supermarkt, wie man die Cannelloni richtig aufwärmte, in meine Tasche gesteckt und konnte nur hoffen, dass ich sie auch wiederfinden würde. Wenn es mir gelang, den Hauptgang nicht anbrennen zu lassen, sollte die Dinnerparty eigentlich reibungslos über die Bühne gehen.
»Einen Moment… Es scheint ein Buchumschlag zu sein.«
»Das ist alles?« Ich trat hinter sie und blickte ihr über die Schulter. Die Mail von Padre Corletti füllte den Bildschirm.
»Er schreibt, dass sie das Buch für dich einscannen und zusammen mit einer Übersetzung schicken werden, da er annimmt, dein Akkadisch könnte etwas eingerostet sein.«
Sie drehte sich um und sah mich überrascht an. »Kannst du denn Akkadisch lesen?«
»Dem Padre zufolge wohl nicht«, erwiderte ich und überflog rasch Padre Corlettis Brief. »Auf dem Buchumschlag soll also das Symbol des Stammes zu sehen sein, der angeblich das Schwert geschmiedet hat.« Ich schnitt eine Grimasse. »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Stamm ursprünglich aus San Diablo kommt.«
»Und?«
»Und deshalb frage ich mich, was Abaddon hier überhaupt will. Warum kommt er extra hierher, wenn er annimmt, dass ich mit dem Gladius Caeli auf ihn warte, um ihn damit zu töten?«
Allie dachte nach. »Vielleicht wegen der Strände? Ich könnte mir auch vorstellen, dass für einen Dämon eine Stadt namens San Diablo nach einem recht attraktiven Ferienort klingt.«
Ich schlug ihr spielerisch mit einem Geschirrtuch auf den Hinterkopf. »Mach schon das Foto auf, und hör auf, blöde Witze zu reißen«, sagte ich.
»Wird gemacht.«
Sie klickte auf den Anhang. Das Bild musste riesig sein, denn es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis es sich langsam, Zeile für Zeile, auf meinem Computer zu erkennen gab. »Ich dachte, wir hätten einen High-Speed-Anschluss.«
»Mutter…«
Ich sagte nichts mehr, da ich mich wieder einmal schämte, wie wenig ich doch in puncto
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