Pretty Daemon
Spitze eines Messers an die Halsschlagader.
»Sein Name ist Eric Crowe«, fuhr die Frau fort. »Und die Dunkelheit umhüllt ihn wie die Nacht.«
Ihre Worte verblüfften mich zwar zutiefst, hielten mich jedoch nicht auf. Ich setzte hastig Timmy auf den Boden und stürzte mich auf die alte Frau, um ihr meinen Arm um den Hals zu legen.
»Mami!«, schrie Timmy.
»Alles in Ordnung, Liebling. Mami spielt nur.« Der Frau flüsterte ich jedoch drohend ins Ohr: »Normalerweise töte ich keine Menschen. Aber heute könnte ich durchaus eine Ausnahme machen. Er soll ihn loslassen.«
»Ich sterbe gern, wenn dadurch dieses Monster nicht länger am Leben bleibt«, entgegnete die Frau hitzig – eine Äußerung, die nicht gerade ermutigend war.
Ihr Partner schien jedoch nicht die gleiche Willensstärke zu besitzen. In seinem Auge war ein Zögern zu erkennen, und auch die Hand, die das Messer hielt, wirkte nicht mehr ganz so angespannt. David musste das ebenfalls spüren, denn er lehnte sich vorsichtig ein wenig zur Seite, winkelte den Ellbogen an und rammte diesen seinem Widersacher mit voller Wucht in die Magengrube. Es war eine gefährliche Aktion, bei der er leicht hätte ums Leben kommen können. Hastig stieß ich meine Gefangene nach vorn und hoffte, dass ihr Sturz Dukkar noch mehr ablenken würde.
Sobald ich der Frau einen Stoß versetzt hatte, verpasste David seinem sich bereits krümmenden Gegner einen weiteren Stoß, so dass dieser gänzlich das Gleichgewicht verlor. Ich stellte mich währenddessen beschützend vor Timmy, falls die alte Wahrsagerin auf irgendwelche dummen Gedanken kommen sollte.
David riss den Degen heraus, der in seinem Stock verborgen war. Er hielt die Spitze Dukkar, der noch immer auf dem Boden lag, an den Hals und stellte seinen Fuß auf dessen Brustkasten.
Ich nahm Timmy an der Hand und zog ihn mit mir, während ich Dukkars Messer aufhob, das ihm aus der Hand gefallen war. Dann hockte ich mich neben den Mann und hielt es ihm an den Kehlkopf, während David einen Schritt zurücktrat. Aus der Nähe waren Dukkars Verletzungen deutlich zu erkennen. Offenbar war er es gewesen, der David in dessen Wohnung angegriffen hatte. Sein Gesicht war geschwollen und an vielen Stellen blutunterlaufen, seine Lippen waren aufgerissen, und ihm fehlten einige Haarbüschel.
Sein Anblick ließ mich zusammenzucken. Doch ich zwang mich dazu, kein Mitgefühl mit ihm zu empfinden. Schließlich hatte er David attackiert.
Dieser half mir, Dukkar auf die Füße zu zerren. Nun hielt ich meinen Sohn an der einen Hand, während ich mit der anderen das Messer weiterhin auf den Angreifer richtete. David stand neben uns, um jederzeit mit seinem Degen bereit zu sein.
»Also«, sagte ich, während David Timmys Hand nahm und ihn zu sich zog, damit ich mich ganz auf meine Geisel und die Frau mit dem Amulett konzentrieren konnte. »Es macht mir nichts aus, den Diener eines Dämons umzubringen.«
»Diener?«, wiederholte Timmy. Ich musste mich dazu zwingen, nicht auf meinen Sohn zu achten. Zweifelsohne würde dieser ganze Vorfall jahrelange Therapien nach sich ziehen.
Doch momentan gab es nichts, was ich dagegen tun konnte. Solange es mir gelang, uns hier lebend herauszubekommen, konnte ich den Nachmittag trotz Traumatisierung meines Kindes als Erfolg verbuchen.
»Es macht Ihnen nichts aus, den Diener eines Dämons umzubringen?«, wiederholte die Frau, deren Augen nicht auf mich, sondern auf David gerichtet waren. »Wirklich?«
»Wir wollen uns nicht lange mit Spielchen aufhalten«, entgegnete ich.
»Dann vertrauen Sie ihm?«, fragte sie und richtete nun ihren Blick auf mich. »Obwohl er so stark nach dem Bösen stinkt?«
»Halten Sie den Mund«, zischte ich mit drohender Stimme. »Es geht jetzt nicht um ihn. Es geht um Sie. Es geht um das Schwert. Und es geht darum, wer zum Teufel Sie eigentlich sind.«
»Wir sind wie Sie«, entgegnete sie gelassen. »Zumindest dachten wir bisher, dass wir wie Sie seien.«
»Und was heißt das?«
»Wir sind Jäger. Jäger, die das Böse jagen und zerstören – ganz gleich, wo es sich aufhalten mag. Wir wenden vielleicht eine andere Methode an als Sie, aber das Ergebnis ist dasselbe.«
»Welche Methode?«, wollte ich wissen.
»Lassen Sie Dukkar los«, erwiderte die Wahrsagerin. »Lassen Sie ihn los, schicken Sie den da aus dem Zelt, und dann können wir sprechen.«
»David bleibt«, entgegnete ich. »Und ich werde Dukkar so lange nicht loslassen, bis ich gehört habe, was ich
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