Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
oft sehr angespannt zu sein. Und auch aggressiv. Und dann ist da die Sache mit Allie.« Ich erzählte ihm rasch, was in den letzten Tagen vorgefallen war. »Er hat nicht nur sein Versprechen mir gegenüber gebrochen, sondern er hat sie auch noch absichtlich in eine gefährliche Situation gebracht. Sie hätte dabei umkommen können.«
    »Und sonst? Gibt es noch anderes, was Ihnen aufgefallen ist?«
    »Er ist einfach nie zu erreichen«, fuhr ich mit leiser Stimme fort. »Und dann gibt es da noch das, was die Frau vom Jahrmarkt über die Dunkelheit gesagt hat, die ihn umgibt.« Ich zog meine Knie hoch und schlang meine Arme um sie. Wie sehr wünschte ich mir jetzt, der Wahrsagerin stärker auf den Zahn gefühlt zu haben!
    »Wahrscheinlich halten Sie mich jetzt für ziemlich überspannt. Aber ich bin mir sicher, dass etwas nicht stimmt, Father.«
    »Das denke ich auch«, antwortete er mit freundlicher Stimme.
    Ich blickte überrascht auf. »Tun Sie das?«
    Er nickte. »Vielleicht sind es Schuldgefühle oder Angst. Solche Emotionen bilden oft einen Vorhang, durch den man den anderen betrachtet.«
    Ich legte den Kopf zur Seite und sah den jungen Priester nachdenklich an.
    »Ich kenne David Long inzwischen recht gut, Kate«, erklärte Father Ben. »Ich habe ihn sowohl vor als auch nach den Lazarus-Knochen erlebt. Er ist ein guter Mensch, Kate. Er besucht regelmäßig die Messe und hilft auch häufig in der Gemeinde.«
    »Schon, aber…«
    »Kate – nichts, was Sie mir erzählt haben, ist außergewöhnlich. Ich kann Sie gut verstehen. David beziehungsweise Eric hat sehr viel durchgemacht. Obwohl wir alle versuchen, rational und gelassen zu bleiben, sind wir doch nur Menschen. Als Mensch kann man nicht alles ertragen.«
    »Und was ist mit seinen Wutausbrüchen?«, wollte ich wissen.
    Father Ben zuckte mit den Achseln. »Unter den gegebenen Umständen halte ich seine Wutausbrüche für nichts Ungewöhnliches.«
    »Aber Allie…«
    »Er ist ihr Vater, Kate, und ihm wurde seine Rolle als Erzieher mehr oder weniger entrissen. Außerdem hat er keinerlei Erfahrung mit einem Mädchen in der Pubertät. Er weiß nur, wie er sich in Allies Alter gefühlt hat. Oder wie Sie damals waren. Sind die Dinge, die er mit Allie unternommen hat, denn so anders als das, was er in seiner eigenen Jugend erlebt hat?«
    »Das nicht, aber…«
    »Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem Dämon zu tun haben, Kate. Es ist vielmehr ein Problem zwischen Eheleuten.«
    »Eheleuten?«
    Er hob die Hände. »Zugegebenermaßen haben wir es hier nicht mit einer typischen Ehe zu tun. Aber die Thematik, um die es geht, ist nicht ungewöhnlich. Es geht um Erziehungsfragen und Grenzen.« Er sah mich ernst an. »Vielleicht kann ich Ihnen in dieser Angelegenheit nicht als Ihr alimentatore, sondern als Ihr Priester und Seelsorger zur Seite stehen.«
    Eine solche Antwort hatte ich wahrhaftig nicht erwartet. »Meinen Sie, dass Sie uns als Eheberater zur Seite stehen möchten? David und mir?«
    »Wir könnten schon heute mit einem ersten Gespräch beginnen. Er war bis kurz vor Ihrem Eintreffen hier. Wenn wir ihn gleich anrufen, kommt er bestimmt gern zurück.«
    »Er war hier? Warum?«
    »Er hat etwas recherchiert«, erwiderte Father Ben vage. »In letzter Zeit hat er sich ziemlich häufig im Archiv aufgehalten.«
    Das war neu für mich. Trotz Father Bens Versuche, mich zu beruhigen, machten mich Davids heimliche Recherchen und seine Fahrten nach Los Angeles nervös.
    »Soll ich ihn anrufen und bitten, dass er wieder zurückkommt?«
    »Nein, danke«, antwortete ich und stand auf. Ich zwang mich dazu, Father Bens Theorie zumindest in Erwägung zu ziehen. »Wahrscheinlich übertreibe ich.«
    Er sah mich fragend an, als ob er sich nicht ganz sicher wäre, ob er mir glauben sollte. Ich war mir selbst nicht sicher. Ein Teil von mir wollte Father Bens Überlegungen ganz einfach akzeptieren können, während ein anderer Teil weiterhin das Schlimmste befürchtete.
    »Ich habe noch eine Idee«, erklärte der Priester. »Darf ich das Ganze mit Padre Corletti besprechen? Vielleicht ist er ja in der Lage, Ihre aufgewühlte Seele ein wenig zu beruhigen.«
    »Natürlich dürfen Sie das«, erwiderte ich und blieb in der Tür stehen. »Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt, Father. Sie sind nicht nur ein ausgezeichneter alimentatore und ein begnadeter Priester, sondern vor allem auch ein wahrer Freund.«
    In seinen Augen spiegelte sich das Lächeln wider, das nun um seinen Mund

Weitere Kostenlose Bücher