Pretty Daemon
begann zu schreiben, während sie weiter mit mir sprach. Ich stellte mich hinter sie, um einen Blick über ihre Schulter zu werfen.
»Vergeltung trifft auf Rache«, sagte sie.
»Goramesh und Abaddon«, ergänzte ich. Zumindest wussten wir jetzt, dass diese zwei Dämonen höherer Ordnung in Verbindung zueinander standen und sich beide auf San Diablo zu konzentrieren schienen.
»Und wer ist dann der Auserwählte?«
»Vielleicht ein Dämon höherer Ordnung, den sie zum Leben erwecken wollen?«, schlug ich vor.
»Du meinst so ähnlich wie ein gefangener Dämon, den sie befreien möchten?«, hakte Allie nach. Offenbar besann sie sich auf ihre bisherigen Erfahrungen mit der Welt der Dämonen.
»Vielleicht«, antwortete ich. Ehrlich gesagt, war ich mir nicht sicher.
»Auf jeden Fall ist das eine Möglichkeit. Ich lasse sie mal auf der Liste stehen.«
»Dann gibt es noch das, was die Wahrsagerin gesagt hat«, fuhr ich fort. »Das mit dem ›Schatten des Herrn‹.«
»Stimmt«, erwiderte Allie und schrieb alles pflichtbewusst auf.
»Und dann noch die Sache mit dem Tag, ehe das geheiligte Blut geflossen ist.«
»Ach ja! Und dann noch das mit der Nacht. Wie war das noch mal? Wenn der Tag zur Nacht wird oder so ähnlich?«
»Zum Abend wird«, verbesserte ich sie. »Der eine wird den anderen ergänzen«, fügte ich hinzu und schloss die Augen, um mich besser erinnern zu können, »so dass sich die Prophezeiung in nichts auflöst.«
»Was könnte das bedeuten? Dass du Goramesh doch nicht umbringen kannst?«
»Oder vielleicht passiert das erst, wenn ich ihn bereits getötet habe.«
Sie sah mich nachdenklich an. »Das würde mir besser gefallen.«
»Mir auch.«
»Fällt dir sonst noch etwas ein?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das war es.« Ich ging zur Tür.
»Mami?«
»Was, Liebling?«
»Es tut mir leid.« Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, wie ich das auch immer tat, wenn ich nervös war. Dann betrachtete sie eingehend ihre Füße. »Ich wusste, dass ich Mist baue, als ich zu Daddy und auf Patrouille und so gegangen bin. Aber ich wollte einfach nur…«
»Bei deinem Vater sein«, beendete ich den Satz für sie. »Ich weiß, mein Schatz. Du bist nicht die Einzige, der das Ganze leidtut. Ich hätte Himmel und Erde in Bewegung setzen sollen, damit ihr Zeit miteinander verbringen könnt. Verzeihst du mir?«
Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als sie mich überrascht ansah. »Ja, natürlich.«
»Gut.«
»Ich habe dich lieb, Mami. Du bist die Beste – weißt du das?«
Ich lächelte, während ich gegen die Tränen ankämpfte, die in mir aufstiegen. »Nein, das bin ich nicht«, erwiderte ich. »Aber ich versuche es zumindest.« Insgeheim nahm ich mir fest vor, es in Zukunft noch deutlicher zu versuchen.
Dann warf ich Allie eine Kusshand zu und ließ sie allein. Ich ging nach unten, holte tief Luft und holte mein Handy aus der Tasche. David hob nach dem ersten Klingeln ab. Anstatt mich zu begrüßen, entschuldigte er sich als Erstes bei mir.
»Warte«, unterbrach ich ihn. »Es ist an mir, mich zu entschuldigen. Ich hätte von Anfang an besser zuhören und dir und Allie erlauben müssen, einander zu sehen. Ich weiß nicht, warum ich das nicht getan habe. Vielleicht hatte ich Angst und habe nach irgendwelchen Ausreden gesucht. Aber inzwischen ist mir klargeworden, dass ich dir nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen kann. Das werde ich nie können. Und deshalb müssen wir eine Lösung finden. Gemeinsam.«
»Du hattest Angst?«, fragte er. »Vor mir?«
»Ja… Vielleicht… Ich weiß nicht.« Ich legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Vor uns. Vor meinem Leben. Vor dem, was geschehen kann, seit du wieder da bist. Aber mit meiner Angst habe ich euch beide nur verletzt. Das tut mir sehr leid.«
»Ich hätte sie niemals mitnehmen dürfen«, entgegnete David.
»Da will ich dir nicht widersprechen«, erwiderte ich. Als er lachte, wusste ich, dass wir das Schlimmste überstanden hatten. »Übrigens gibt es noch etwas, was du wissen solltest«, sagte ich und erzählte ihm von meinem Wiedersehen mit Dukkar vor der Kathedrale.
»Und das Schwert ist jetzt bei dir?«
»Ja.« Ich hatte es in Allies Zimmer liegen gelassen, wo es bestimmt in Sicherheit war. Zumindest würde Stuart es dort nicht finden, da er ihr Zimmer als einen gefährlichen Ort betrachtete, den man nur mit Gasmaske und Schutzanzug betreten konnte.
»Und offenbar ist es Goramesh, den ich mit dem Schwert
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