Pretty Daemon
noch ein kleines Messer da hineinschieben und ab sofort immer so auf Patrouille gehen. Dann noch einen Beutel Weihwasser unter den Arm geschnallt, mit einem Schlauch bis zur Fingerspitze, und los geht’s. Wenn ich dann im rechten Moment den Arm gegen meinen Oberkörper presste, könnte ich meine Opfer auch gleich noch mit Weihwasser bespritzen.«
Eine Weile plauderten wir fröhlich über die zahllosen Möglichkeiten, meine Ausrüstung als Dämonenjägerin zu verbessern. Wir malten uns aus, wie ich einen Wasserball mit Weihwasser füllen oder in meinen Bügel-BH ein kleines Messer schieben könnte. Immer wieder kam uns eine weitere und noch absurdere Idee.
Als Stuart schließlich nach Hause kam, hatten wir vier Dutzend Eierkartons gefüllt und über alles gesprochen, was uns auf dem Herzen lag – über den drohenden Untergang von San Diablo oder auch wie sich die modebewusste Dämonenjägerin am besten kleidete.
Ich blickte auf und lächelte meinen Mann glücklich an. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich mich schon seit Tagen nicht mehr so gut gefühlt hatte.
»Du siehst entspannt aus, Liebling.«
»Ich habe auch den ganzen Tag mit meiner besten Freundin und meinem kleinen Jungen verbracht«, erzählte ich. »Wie sollte ich da nicht entspannt aussehen?«
Nachdem sich Laura verabschiedet hatte und nach Hause gegangen war, stürzte Timmy, nur mit einer kleinen Unterhose bekleidet, zu seinem Vater und schlang seine Arme um ihn. Stuart hob ihn hoch und wirbelte ihn durch die Luft. Dann drückte er ihn an sich. Meine zwei Männer, dachte ich stolz.
Ich lächelte ein wenig sentimental.
»Sollte er nicht schon angezogen sein?«, erkundigte sich Stuart und löste meinen Anflug von Sentimentalität sogleich wieder in Luft auf. »Und was ist mit dir?«
»Wozu?«, fragte ich.
»Für die Kirche«, antwortete er und klopfte auf seine Armbanduhr. »Die Messe beginnt in weniger als einer halben Stunde. Es ist schon nach fünf.«
Ich blickte auf und stellte fest, dass es draußen bereits dunkel zu werden begann. »Heute? Aber heute ist doch erst Mittwoch.«
»Nein, Liebling, es ist Donnerstag. Gründonnerstag, um genau zu sein.« Noch während er diese Worte aussprach, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Sobald der Tag, ehe das geheiligte Blut geflossen ist, zum Abend wird.
Christi Blut. Der Abend vor der Kreuzigung.
Also heute.
Was auch immer die Dämonen geplant haben mochten, eines war mir jetzt klar: Es sollte an diesem Abend bei Einbruch der Dunkelheit geschehen.
Ich sprang auf und warf dabei den Küchenstuhl um. »0 mein Gott! Stuart, es tut mir so leid. Ich kann nicht. Ich muss weg. Sofort!«
»Verdammt, David! Geh ans Telefon!« Ich raste durch die Straßen von San Diablo, das Handy an mein Ohr gepresst. »Mist, wo kann er nur stecken?« Sein Anrufbeantworter sprang an. Ich holte tief Luft. »Ich bin auf dem Weg zu euch. Ich habe bereits auf deinem Handy eine Nachricht hinterlassen. Setze Allie in ein Taxi, und warte vor dem Haus auf mich. Ich erkläre dir dann alles, wenn ich da bin.«
Ich hoffte inbrünstig, dass er die Nachricht bekommen würde. Denn ich brauchte wirklich dringend seine Hilfe.
Prophezeiung hin oder her – ich war nicht scharf darauf, mich allein Goramesh oder Abaddon zu stellen. Außerdem wusste ich nicht, wohin ich sollte.
Ich rief Laura an und erzählte ich rasch, was vorgefallen war.
»Gütiger Himmel«, sagte sie. »Wie hat Stuart reagiert?«
Stuart hatte mich fassungslos angestarrt, vor allem, als ich in Allies Zimmer gerannt und mit dem Schwert und einer hanebüchenen Geschichte wieder heruntergekommen war. Ich hatte einfach behauptet, das Schwert müsse ins Museum zurück. Ein Teil meiner Aufgabe als Komiteemitglied. Dies jedoch war nicht der richtige Zeitpunkt, um Laura ausführlich davon zu berichten.
»Erzähle ich dir später«, sagte ich. »Im Moment muss ich nur wissen, wohin es überhaupt geht. Im Schatten des Herrn. Das hat die Wahrsagerin gesagt. Könntest du versuchen, da irgendetwas Passendes zu finden? Wenn ich Recht habe, passiert heute alles bei Sonnenuntergang.«
»Bin schon dabei«, versprach Laura und legte auf.
Mein Telefon piepte, um mir zu signalisieren, dass ich eine neue Voicemail erhalten hatte. Ich drückte auf den Knopf und stellte den Lautsprecher an. So konnte ich sie hören, während ich über eine rote Ampel schoss.
»Habe deine Nachricht erhalten«, sagte David. »Taxi ist bestellt, und ich warte vor dem Haus auf
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