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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ebenfalls auf dem Boden. Einer seiner Arme war noch immer ausgestreckt. So wie es aussah, musste er die Horde der Dämonen durchbrochen und sich auf den Boden gestürzt haben, während er das Messer schleuderte, das mich gerettet hatte.
    Die Dämonen rissen nun an seinen Füßen und zerrten ihn zu dem brennenden Öl. Sein Gesicht war derart blutig entstellt, dass ich es kaum wiedererkannte. Vor Verzweiflung und Frustration hätte ich am liebsten laut geschrien.
    Er versuchte sich mit einer Hand am Boden festzuhalten. Seine andere Hand war zur Faust geballt. Er hob den Kopf, und unsere Blicke trafen sich. »Vertraust du mir?«, rief er mühsam.
    Bis in alle Ewigkeit, schrie ich in meinem Kopf. Da ich noch immer nicht sprechen konnte, nickte ich.
    In diesem Moment öffnete er seine Faust. Zu meiner Verblüffung sah ich, dass sie mit Asche gefüllt war. Er holte Luft und blies heftig in seine Handfläche. Die Asche verteilte sich blitzschnell im brennenden Öl. Zuerst tanzte nur eine kleine blaue Flamme über den Boden.
    Doch dann explodierte sie. Eine Feuersbrunst aus tiefroten Flammen raste die Ölspur entlang. Die Flammen züngelten bis zur Decke der Kammer empor und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte – Dämonen, Stelen und – wie ich befürchtete – auch Eric.
    Doch zum Glück war dem nicht so. Während sich das gnadenlose Feuer auf die Dämonenhorde stürzte und diese in Sekundenschnelle zu Asche zerfallen ließ, rannte Eric in die Mitte des Raumes, um den Flammen an den Wänden zu entgehen.
    Dann kam er zu mir. Keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht, zog er das Messer aus dem Auge des schwarzhaarigen Dämons. Sekunden später war ich frei. Ich riss mir den Stein aus dem Mund und schleuderte ihn in die Feuersbrunst.
    »Was zum Teufel war das?«, wollte ich wissen.
    »Ich weiß es nicht so genau«, erwiderte er.
    Verblüfft starrte ich ihn an. »Du weißt es nicht so genau?«
    »Später«, sagte er. »Jetzt gilt es erst einmal, zu überleben.«
    »Gute Idee«, entgegnete ich. »Und wie?«
    Ich sah mich um. Die Situation war wesentlich prekärer, als ich angenommen hatte. Das Feuer, das uns umgab, züngelte inzwischen bis zum Deckengewölbe hoch und bildete eine Art Baldachin über uns. Es war derart heiß, dass es alles zerstörte, was es berührte – selbst die Decke. Stein und Mörtel tropften wie Lava auf den Boden herab. In der Mitte des Infernos entdeckte ich ein leichtes Schimmern. Das musste Abaddons Kern sein. Er zuckte heftig, als ob er Höllenqualen durchlebte.
    Zumindest etwas. Wenn wir schon einen derart schrecklichen Tod erleiden mussten, dann war es recht befriedigend zu wissen, dass wir jedenfalls einen besonders widerlichen Dämon mit uns nahmen.
    »Ich liebe dich«, sagte ich zu Eric, während sich die Feuersbrunst immer enger um uns schloss.
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Aber es ist noch nicht vorbei.«
    »Bist du verrückt?« Das Feuer schien uns zu riechen – wie ein lebendiges Wesen, das Beute gewittert hat. Durch die flirrend heiße Luft sah ich den Bogen des Eingangs, hinter dem sich der Tunnel befand. Dort wären wir in Sicherheit gewesen, doch es gab keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.
    »Alles um uns herum brennt«, sagte ich. »Innerhalb weniger Sekunden werden auch wir zu Asche zerfallen. Dein Optimismus in allen Ehren, aber diesmal geht er doch etwas zu weit, finde ich.«
    »Wir laufen hindurch«, erklärte Eric und zeigte auf den Eingang. »Lauf! Und bleib nicht stehen! Und vor allem: Sieh dich nicht um!«
    Instinktiv wich ich einen Schritt zur Seite. »Das geht nicht. Wir werden es nie schaffen…«
    »Du hast mir beteuert, dass du mir vertraust«, erinnerte er mich, nahm meine Hand und zog mich mit sich auf die Feuersbrunst zu. »Hast du das nicht so gemeint?«
    »Doch, schon«, sagte ich und begriff erst in diesem Moment, wie ernst ich es tatsächlich meinte. »Ich vertraue dir.« Ganz gleich, wie absurd oder erschreckend es auch sein mochte – ich wusste, dass ich Eric bis ans Ende der Welt folgen würde.
    Sogar in den Schlund und das Feuer der Hölle hinab.
    »Katherine? Entschuldige bitte. Es war unhöflich von mir, dich so lange warten zu lassen. Aber ich musste mich in den letzten Tagen um viele Brandherde kümmern und…«
    »Brandherde?« Die sanfte Stimme von Padre Corletti brachte mich in die Gegenwart zurück. Ich blinzelte verwirrt. Es überraschte mich beinahe, nicht mehr von diesen seltsamen Flammen umgeben zu sein. »Oh. Verstehe.«

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