Pretty Daemon
zurück. Er begann zu wanken. Auch die Haut meiner früheren Freundin war inzwischen so blass geworden, dass sie beinahe durchsichtig zu sein schien. Das Ungeheuer hielt mir den Stein vor die Nase. So sehr ich es auch versuchte, so schaffte ich es doch nicht, mich von meinen Fesseln zu befreien und dem furchtbaren Betrüger, der vorgab, Cami zu sein, den Stein aus der Hand zu schlagen.
»Meine liebe Kate, es ist völlig sinnlos, sich wehren zu wollen. Ich möchte dich nur bitten, mir einen winzig kleinen Gefallen zu tun.« Mit diesen Worten schob mir der Dämon den Stein in den Mund und stieß ihn dabei so weit nach hinten, dass ich zu würgen begann.
»Bei dir ist er in Sicherheit«, säuselte er. »Wir möchten doch nicht, dass du ihn nicht hast, während die wichtigen Worte gesprochen werden. Nein, das möchten wir ganz und gar nicht.«
Damit brach er zusammen. Die letzten Blutstropfen waren aus Camis Körper auf den Steinboden geflossen.
Ich wollte um meine Freundin trauern, doch dafür war nun wahrhaftig keine Zeit. Da der körperlose Abaddon nicht in der Lage war, das Ritual zu vollziehen, musste es ein anderer Dämon für ihn tun. Was natürlich auch bedeutete, dass mich ein anderer umbringen würde.
Ich vermutete, dass es sich um einen der Dutzende von Dämonen handelte, die inzwischen wie ein Schwarm bösartiger Hornissen in die Kammer der Rituale hereinbrachen. Der Schwarm teilte sich. Die eine Hälfte stürmte auf Eric zu, während die andere mich umringte.
Ein großer Dämon mit rabenschwarzem Haar trat einen Schritt vor und ging auf mich zu. Er warf einen Blick auf die Decke, die seltsam glühte und pulsierte. Abaddon. Der Kern des Dämons, sein Wesen, befand sich noch immer irgendwo zwischen dem Äther und unserer Welt, festgehalten durch das noch nicht vollzogene Ritual.
Ich wusste, dass der Dämon, der vor mir stand, den letzten Akt vollziehen sollte.
Er kam näher. Ich kämpfte erneut gegen die Fesseln an, auch wenn ich im Grunde wusste, dass es sinnlos war. Der Stein in meinem Mund machte es mir unmöglich, nach Eric zu rufen. Ich konnte nur hoffte, dass er noch am Leben war. Zu sehen war er nirgendwo, doch die Tatsache, dass sich die zweite Gruppe Dämonen weiterhin in dem hinteren Teil des Raumes aufhielt, ließ mich vermuten, dass er noch nicht tot war. Ansonsten hätten sich die Biester sicher zu ihren Kameraden gesellt, die um mich standen.
Der schwarzhaarige Dämon drückte seinen Daumennagel gegen seine Wange und riss sich die Haut auf. Blut begann zu fließen. Er berührte meine Stirn. Obwohl ich versuchte, seinen Fingern auszuweichen, schaffte er es, mir ein blutiges Zeichen auf die Haut zu malen.
Er trat ein paar Schritte zurück und kniete sich vor mich hin. Den Kopf hielt er gesenkt, so dass ich nicht hören konnte, was er murmelte. Panik ergriff mich. Es schien sich um keine besonders lange Beschwörung zu handeln. Vor allem befürchtete ich, dass sie mit der Durchtrennung meiner Halsschlagader enden würde.
Ich versuchte nach Eric zu rufen, aber aus meinem Mund drang kein Wort. Wieder riss ich hilflos an meinen Fesseln. Als der Dämon schließlich den Kopf hob, war ich ihm völlig ausgeliefert. Er grinste böse und entblößte seine fauligen Zähne. Nachdem er sich erhoben hatte, trat er mit gezücktem Messer auf mich zu.
Er murmelte noch immer irgendwelche Beschwörungen. Es war eine Mischung aus Latein, Akkadisch und Hebräisch, die er sprach. Er rief verschiedene Dämonen bei ihren Namen und lud sie dazu ein, Treue zu schwören. Als er schließlich hinter mich trat, sprach er von Blut, Galle und ›der ewigen Dunkelheit, in die unser Opfer stürzen wird‹.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er das Messer hob. Instinktiv oder auch feige, schloss ich die Augen. Ich dachte an Eric und an das Leben, das ich hinter mir lassen sollte. An das schreckliche Wesen, das schon bald meinen Körper ausfüllen sollte, wollte ich nicht denken, sondern mich stattdessen an die guten Dinge erinnern, die ich in meiner kurzen Zeit auf Erden erlebt hatte.
Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an. Ich wartete auf das Brennen, das ich spüren würde, wenn die Klinge durch meinen Hals fuhr. Und auf das Nichts, das danach folgen würde.
Doch es gab kein Eintauchen in die große Dunkelheit. Stattdessen vernahm ich zuerst ein hohes Zischen und dann einen dumpfen Aufprall, als der Dämon zu Boden ging. Ich öffnete die Augen und sah ihn zu meinen Füßen. Am anderen Ende des Raums lag Eric
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