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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ich die Antwort. Das ganze Leben einer Dämonenjägerin stellte ein einziges Geheimnis dar. Was den Rest betraf…
    »Und natürlich bist du rein. So wie meine augenblickliche Gastgeberin und die junge Greta. Deine männlichen Begleiter waren vermutlich auch rein. Aber da das Ritual nach einem weiblichen Opfer verlangt…« Der Dämon sprach den Satz nicht zu Ende, sondern trat wieder zu mir. Er wurde sichtbar schwächer und bleicher. Das vorübergehende Verschwinden des Dämons würde uns vielleicht etwas Zeit gewinnen lassen – zumindest, bis seine Handlanger durch die geöffnete Pforte herbeieilen, Eric besiegen und mir den Hals durchtrennen würden.
    Das Monster kam mir nun ganz nahe. Ich konnte seinen stinkenden Atem riechen. »Also, was sagst du? So von Mädchen zu Mädchen – kannst du noch als Vestalin dienen? Oder sollte man dich besser lebendig begraben, weil du dein Versprechen gebrochen hast?«
    Ich antwortete nicht. Das war auch nicht nötig. Ich war damals erst fünfzehn Jahre alt – und katholisch. Ich war nicht nur im Schatten einer Kirche aufgewachsen, sondern im Vatikan selbst erzogen worden. Die Vaterrolle hatte ein Priester für mich übernommen. Die Antwort lag klar auf der Hand, und der Dämon wusste das.
    »Und mit Katie sind es nun drei«, verkündete er zufrieden. »Also – wo ist der Stein?«
    »Weg«, sagte ich und war innerlich dankbar, dass wir ihn verloren hatten. Wie sich jetzt herausstellte, hatte es das Schicksal doch nicht ganz schlecht mit uns gemeint. »Du hättest deinem Schlägertrupp befehlen sollen, uns nicht anzugreifen.«
    Für einen Moment sah ich den wahren Dämon vor mir. Seine Augen funkelten blutrot, und seine Haut pulsierte, als ob er jeden Augenblick platzen würde. Dann schüttelte er den Kopf, und alles war wieder wie zuvor. Sein Lächeln wirkte diesmal so freundlich, und die Augen leuchteten so hell, dass mir vor Schrecken fast das Herz stehenblieb. Das war Cami, die ich da vor mir sah, auch wenn ich natürlich wusste, dass das nicht stimmen konnte.
    »Macht euch keine Sorgen, Kinder.« Die Kreatur wandte sich von mir ab und blickte Eric an. Ich kämpfte gegen meine Fesseln. Ich wagte mir nicht vorzustellen, was sie mit ihm anfangen wollte. Doch meine Angst war unbegründet. Sie trat nur zu ihm, berührte ihn kurz mit der Hand und schleuderte ihn dann beiseite, so als ob ihn eine unsichtbare Macht hochgehoben und wie eine dreckige Socke in die hinterste Ecke des Raumes geworfen hätte. Er prallte gegen die Wand und schmiss dabei eine der Stelen mit den Ölschalen um. Brennendes Öl breitete sich auf dem Boden aus. Die Kammer sah auf einmal so aus, als ob wir uns bereits tatsächlich in der Hölle befunden hätten.
    Als sich mein Blick wieder auf Abaddon richtete, erschrak ich noch mehr. Er hatte seine Hand ausgestreckt. Vor der Kammer fielen die Dämonen auf die Knie und begannen leise zu singen. Allmählich schwoll der Gesang an. Ein unheimliches Licht erfüllte den Raum, und auf einmal entdeckte ich in der Mitte der Kammer einen Schatten. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, was es war.
    Es war der Stein, der aus der Tiefe der Dunkelheit aufgetaucht war. Er schwebte durch die Luft und wurde wie magisch von der ausgestreckten Hand des Dämons angezogen.
    Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Ratlos sah ich mich um. Es musste doch einen Ausweg geben! Als mein Blick auf Eric fiel, sah ich, dass er in die Hocke gegangen war. Er schien sich darauf vorzubereiten, jeden Augenblick anzugreifen. Er sah mich mit wild funkelnden Augen an, und ich verstand, dass er sich am liebsten sofort auf den Stein gestürzt hätte. Hastig schüttelte ich den Kopf. Wenn er den Dämon jetzt angriff, bestand nur eine geringe Chance, zu überleben. Ein solcher Kampf wäre sogar mit genügend Waffen aussichtslos gewesen. Eric, der zudem nur mein Messer bei sich hatte, würde innerhalb kürzester Zeit tot sein.
    Nein, die Zeit für einen Kampf war noch nicht gekommen. Ich wusste, wann die Gelegenheit dafür wäre. Abaddon musste Camis Körper verlassen und stattdessen in den meinen eindringen. Diesen Plan hatte er uns mehr oder weniger bereits verraten. Der richtige Zeitpunkt für einen Angriff waren also jene wenigen Momenten, ehe ich starb. Nur so konnten die Welt und vielleicht auch mein Leben gerettet werden.
    Ich hoffte inbrünstig, dass Eric diese Gelegenheit auch zu nutzen vermochte.
    Mit dem Stein in der Hand kehrte der Dämon in Camis Gestalt zu mir

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