Pretty Daemon
meint, er müsste mich auslöschen. Dazu habe ich keine Zeit. Man darf mich nicht auslöschen. Ich muss ein Fest organisieren.«
»Ja, stimmt«, erwiderte Laura. »Die ganze Geschichte klingt nicht so, als ob ich viel zu tun bekommen würde. Deine Spitzel in Rom scheinen bereits alle nötigen Nachforschungen angestellt zu haben.«
»Meine Spitzel in Rom?«, wiederholte ich belustigt. »Keine Sorge, für dich gibt es noch Unmengen zu tun. In Rom war bisher noch niemand in der Lage, etwas über diese angebliche Prophezeiung herauszufinden. Aber es muss sie geben. Irgendeinen Grund muss es dafür geben, dass mich die Dämonen für die Gesuchte halten.«
»Aha«, sagte sie. »Ich habe also doch einige Nachforschungen anzustellen. In deinem Gewerbe gibt es wohl nie etwas, was einfach ist.«
»Anscheinend nicht«, meinte ich und unterdrückte ein Grinsen.
Ich war leider nicht sehr zuversichtlich, dass Laura diesmal in den Tiefen des Internets Antworten auf meine Fragen finden würde. Ein ganzes Team von Forza-Wissenschaftlern hatte bisher versagt. Aber natürlich war es trotzdem möglich. Außerdem war Laura die einzige Person, die ich kannte, die alles – und ich meine wirklich alles – im Cyberspace findet. Ich frage Sie: Wie viele vatikanische Priester wären wohl in der Lage gewesen, im Internet eine alte Chanel-Sonnenbrille auf einem anderen Kontinent zu entdecken, den Preis um siebzig Prozent zu drücken und den Verkäufer dazu zu bringen, sie umsonst nach San Diablo zu schicken? Vermutlich nicht allzu viele.
Wenn ich also in der glücklichen Lage war, ein solches Naturtalent für mich arbeiten zu lassen, dann wollte ich das auch nutzen. Außerdem wollte Laura mir helfen, und zudem tat es mir gut, jemanden in meiner Nähe zu wissen, der wusste, was in mir vorging und mit welchen Problemen ich mich herumschlagen musste.
Sie legte den Kopf zur Seite und schaute mich aus schmalen Augen an. »Warum lachst du?«
»Ich habe gerade darüber nachgedacht, worüber wir eigentlich gesprochen haben, ehe ich wieder in den Beruf eingestiegen bin.«
»Über den Elternbeirat«, begann sie und zählte an ihren Fingern auf: »Über Kuchen und Cafes; wie man leichte und schnelle Rezepte findet; über die Berufe unserer Männer; über die Noten unserer Kinder; ob wir einen größeren Wagen brauchen; ob wir unseren Töchtern erlauben sollten, bereits mit sechzehn den Führerschein zu bekommen; ob unsere Töchter mit sechzehn zum ersten Mal mit Jungs ausgehen dürfen; ob wir ihnen mit sechzehn Make-up erlauben; ob…«
»Ist ja gut«, unterbrach ich sie. »Jetzt fällt mir wieder alles ein. Du scheinst es ja nie vergessen zu haben.« Ich hielt für einen Moment inne, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die nächste Frage stellen sollte. »Geht dir das eigentlich ab? Ich meine, dass wir uns vormittags nicht mehr nur über derartige Dinge unterhalten, sondern uns mit solchen Sachen herumschlagen?« Ich zeigte auf die blaue Wanne, in der noch immer die Zombieteile lagen.
»Machst du Witze?«, entgegnete Laura. »Das Leben ist doch jetzt viel spannender!«
»Und gefährlicher«, fügte ich hinzu.
»Das natürlich auch«, gab sie zu. »Aber, Kate, du kennst doch meine Antwort. Wir sitzen in einem Boot, und ich erlebe das nicht anders als du.«
»Meinst du?« Ich war bereits als Kind zur Dämonenjägerin ausgebildet worden. Diese Art von Leben lag mir im Blut, es war mein Leben. Auch wenn ich einige Jahre als eine normale Mutter einer normalen Familie in einer normalen Kleinstadt verbracht hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass mein wahres Selbst verschwunden war. Es hatte sich nur unter der Oberfläche versteckt, wie ich merkte, als ich wieder in meinen Beruf zurückkehrte. Da wurde mir klar, dass mir das Leben einer Dämonenjägerin ganz und gar entsprach. Eine solche Aufgabe übernehmen zu dürfen, war nicht nur wichtig, sondern bedeutete auch Nervenkitzel, Spannung und erstaunlich viel Spaß.
»Paul und ich haben gleich nach der Highschool geheiratet«, sagte Laura. »Ich blieb zu Hause, und irgendwann kam dann unser kleines Mädchen. Es war ein schönes Leben. Ich habe mich viel mit dem Haushalt beschäftigt und Mindy betreut, als sie in die Schule kam. Ich war eine begeisterte Mutter und eine verständige Ehefrau. Im Grunde habe ich alles getan, damit unsere Ehe funktionierte. Weißt du, was ich meine?«
Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste, worauf sie hinauswollte.
»Eines Tages habe ich dann auf einmal
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