Pretty Daemon
offensichtlich, dass er keine Ahnung hatte, was ein Jahrmarkt war oder warum er da eigentlich hin wollte.
»Allie!«, rief ich, um meinen Sohn zu übertönen. »Du hast Hausarrest. Schon vergessen?«
»Ja schon. Aber schließlich bin ich doch nicht wirklich abgehauen und…«
»Genau das hätte ich gern letzte Nacht zu Stuart gesagt.
Aber du schienst nichts dagegen zu haben, Hausarrest zu bekommen. Jetzt ist es zu spät. Jetzt kann ich mich nicht mehr einmischen und auf einmal deinen Hausarrest aufheben.«
»Aber es ist Jahrmarkt! Ich wusste doch nicht, dass es einen Jahrmarkt geben würde. Bitte, bitte! Du kannst mich ja tagsüber dorthin bringen, und dann wird Stuart gar nichts merken!«
Ich runzelte die Stirn. Natürlich wusste ich, dass ihre Bestrafung ungerecht war. Aber trotzdem konnte ich nicht auf einmal das Lügengerüst, das ich gemeinsam mit ihr errichtet hatte, einreißen und meinen Mann hintergehen. Die ganze Geschichte war ziemlich grotesk, wenn man bedachte, dass ich ihn in letzter Zeit mehr oder weniger tagtäglich anschwindelte, es jedoch jetzt nicht über mich brachte. Doch in diesem Fall fiel es mir schwerer als sonst.
Gleichzeitig hatte ich natürlich nicht überhört, was Allie gesagt hatte. Alle würden da sein. Bei Allie bedeutete alle in letzter Zeit eigentlich immer Jungs. Sie hatte seit Monaten keine Jungs mehr erwähnt, jedenfalls nicht mehr, seit sie angefangen hatte, Bücher über Dämonenjagd zu lesen und sich mit den verschiedenen Sorten von Waffen auseinanderzusetzen.
Zugegebenermaßen hatte ich nichts dagegen einzuwenden, wenn sich meine Tochter zur Abwechslung einmal weniger mit den finsteren Seiten des Lebens und stattdessen mehr mit den üblichen Teenagerthemen beschäftigen würde. Solange es sich um harmloses Händchenhalten und nicht um unbeaufsichtigte heimliche Treffen mit irgendwelchen Typen aus den oberen Klassen handelte.
»Bitte, Mami. Bitte! Bitte!«
Ich warf Laura einen Blick zu. Mindy hing noch immer an ihr. »Was meinst du?«
»Siehst du nicht, dass ich schon klein beigegeben habe?«, erwiderte sie. »Allerdings sieht die Gattenproblematik bei mir etwas anders aus als bei dir.«
»Bitte, Mrs Connor«, flehte nun auch Mindy. »Es wird keinen Spaß machen, wenn Allie nicht dabei ist. Ehrlich, sie muss mit!«
»Ich muss erst einmal darüber nachdenken«, entgegnete ich. »Ich habe noch nicht einmal meine Tasche abgestellt, und David muss ich auch dringend anrufen.« Wenn ich Glück hatte, befand er sich bereits auf dem Rückweg. Falls ich ihn in seinem Wagen anrief, konnte er bei uns vorbeikommen, die Wanne abholen und Mr Zombie endlich entsorgen.
Allies Augen strahlten, als ich ihren Vater erwähnte. »Wie wäre es, wenn ihr auch mitkommt?«, schlug sie vor. Offensichtlich sehnte sie sich so sehr danach, etwas Zeit mit ihrem Vater zu verbringen, dass ihr selbst die Vorstellung, mit ihrer Mutter in aller Öffentlichkeit einen Jahrmarkt zu besuchen, nicht völlig indiskutabel erschien. »Es wäre wirklich nett, Mr Long mal wieder zu sehen«, fügte sie hinzu und warf einen raschen Blick auf Mindy.
Anstatt ihr zu antworten, ging ich Richtung Küche. Timmy saß noch auf meiner Hüfte. Es war idiotisch von mir gewesen, David zu erwähnen, aber eigentlich wollte ich Vater und Tochter nicht voneinander fernhalten. Beide brauchten Zeit miteinander. Es war nur schwierig, diesen Wunsch auch Realität werden zu lassen, ohne unser gemeinsames Leben noch komplizierter zu machen.
Allerdings war mein Zögern im Grunde ziemlich selbstsüchtig, wie mir auf einmal auffiel.
Ich holte mein Handy heraus und wollte gerade noch einmal seine Nummer wählen, als es klingelte. Auf dem Display stand sein Name – David.
»Wenn man vom Teufel spricht«, sagte ich, nachdem ich abgehoben hatte. »Bist du wieder da?«
Ich erwartete eine Antwort, hörte jedoch nur ein lautes Lachen.
»Was?«, fragte ich.
»Kate«, sagte er. »Bist nicht du diejenige, die mir immer wieder erklärt, dass wir nicht mehr miteinander verheiratet sind?«
»Doch, schon«, erwiderte ich und merkte, wie sich meine Wangen röteten. Ich versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass ich auf einmal deutliche Anzeichen von Eifersucht empfand, wenn ich ihn mir auf dem Pier von Santa Monica mit einer Blondine am Arm vorstellte. Hastig verdrängte ich das Bild. Ich benahm mich wirklich lächerlich. »Du hattest nur gesagt, dass ich dich jederzeit anrufen könnte, wenn ich dich bräuchte und…«
»Wurdest du schon
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