Pretty Daemon
wieder angegriffen?«, fragte er sogleich besorgt. »Geht es den Kindern gut? Und dir? Alles in Ordnung?«
»Es geht uns gut«, versicherte ich ihm. Nun quälte mich das schlechte Gewissen, denn er klang wirklich beunruhigt. »Aber ich habe viele Neuigkeiten, mal ganz abgesehen von einer Wanne voller Zomb…« Ich brach ab, da mir auf einmal klarwurde, dass Mindy noch irgendwo in der Nähe sein musste. »Äh, einer Wanne voller Zeug, die du dir unbedingt einmal ansehen solltest. Ich brauchte deine Fachkenntnisse als Chemiker.«
»Es geht also um eine dämonische Leiche«, vermutete David.
»Nicht ganz, aber so in etwa.«
»Aber du willst mir nicht sagen, worum es sich genau handelt.«
»Das geht gerade nicht«, flüsterte ich. »Hier geht es drunter und drüber. Allie und Mindy rennen die ganze Zeit durch das Haus, und Laura hilft mir mit den Osterfestvorbereitungen, und…«
»Also Mindy«, sagte er. »Verstehe.«
»Kannst du mir helfen?«
»Dir helfen, Katie? Jederzeit.«
Ich lachte. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Doch als mir klarwurde, dass wir gerade darüber sprachen, Körperteile in Säure aufzulösen, verflog der romantische Aspekt recht schnell.
»Wann hast du Zeit?«, fragte ich.
»Heute leider nicht mehr. Ich bin noch immer in Los Angeles.«
»Echt?« Ich hoffte, lässig zu klingen. »Father Ben meinte, dass du heute Nachmittag zurück sein würdest.«
»Ja«, erwiderte David. »Das dachte ich auch. Aber leider dauert die ganze Sache doch länger, als ursprünglich angenommen.«
»Oh.« Ich räusperte mich. »Was machst du eigentlich in L. A. wenn man fragen darf?«
»Ich stelle ein paar Nachforschungen an«, antwortete er knapp. »Aber morgen bin ich bestimmt zurück.«
»Vormittags?«, fragte ich hoffnungsvoll. Ehrlich gesagt, wollte ich den blinden Passagier in meinem Auto so schnell wie möglich loswerden. Solange der Zombie da war, befürchtete ich, dass Stuart ihn jederzeit entdecken konnte.
»Vermutlich gegen zehn.«
Neben mir war nun Allie aufgetaucht. Sie flüsterte mir immer wieder das Wort »Jahrmarkt« ins Ohr und machte dazu eine Handbewegung, die wahrscheinlich ein Riesenrad nachahmen sollte.
»Dann schaue ich am besten nach der Kirche bei dir vorbei«, sagte ich und drehte meiner Tochter den Rücken zu. Ich hatte nicht vor, mich bereits jetzt auf einen Jahrmarktsbesuch mit David festzulegen. Um so etwas zu entscheiden, brauchte ich erst etwas Zeit.
»Mami! Der Jahrmarkt! Frag ihn doch, ob er zum Jahrmarkt mit will!«
Ich warf ihr einen tadelnden Blick zu, doch es war bereits zu spät. Am anderen Ende der Leitung lachte David erfreut. »Ist das Allie? Dann kannst du ihr sagen, dass ich gern mitkomme.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob…«
»Der Jahrmarkt sieht lustig aus. Ich bin heute Morgen daran vorbeigefahren, und da hatte ich mir bereits überlegt, ob wir nicht morgen alle zusammen dorthin wollen. Oder wenn dir das lieber wäre, könnten wir auch getrennt hin und uns dann ganz zufällig dort treffen.«
Ich warf Allie einen Blick zu. Sie schmachtete mich aus großen sehnsuchtsvollen Hundeaugen an. Zwar wusste ich nicht, ob sie David gehört hatte oder ob sie sich einfach nur ein Wiedersehen mit ihrem Vater wünschte, doch eines war klar: Das Kind wollte dringend zu seinem Vater.
Ich sackte ein wenig in mich zusammen, da ich wusste, dass ich das Ganze nicht länger aufschieben konnte. Ein Treffen war nun unvermeidbar geworden.
»Und was ist mit der Wanne?«
»Bring sie doch mit«, schlug er vor. »Wir könnten sie in meinen Kofferraum stellen, und dann kümmere ich mich später zu Hause darum.«
»Bist du dir sicher, dass dir das nichts ausmacht?«, fragte ich.
»Kate«, sagte er zärtlich. »Es macht mir nie etwas aus, dir zu helfen. Außerdem will ich dich sehen. Ich muss dich sehen. Und ich will auch endlich meine Tochter wieder erleben dürfen.«
Was konnte ich dagegen einwenden?
»Also gut«, sagte ich, während ich mir überlegte, wie ich das mit Stuart hinbekommen sollte. Vermutlich würde er am nächsten Tag sowieso arbeiten. Die Vorwahlen standen kurz vor der Tür, und am heutigen Abend würde er einige wertvolle Stunden verlieren, wenn er mich ausführte. »Dann sagen wir um eins«, schlug ich schließlich vor. »Wir fahren nach der Kirche nach Hause, um uns umzuziehen, und dann geht es zum Jahrmarkt.«
»Super«, erwiderte er. »Und – Kate?«
»Ja?«, flüsterte ich. Seine Stimme machte mich auf einmal ganz kribbelig.
»Ich…
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