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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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immer ein Plus, wenn man sich an einem öffentlichen Ort keine Gedanken darüber machen musste, wie man eine Leiche beseitigen könnte.
    Ich ließ Mrs Gunderson genügend Zeit, um sich wieder zu sammeln und die Damentoilette zu verlassen. Dann betrat auch ich den Aufenthaltsraum. Als ich einen raschen Blick in den Spiegel warf, zuckte ich zusammen. Ich sah schrecklich aus, vor allem für ein romantisches Date. Ein paar weibliche Verschleierungstaktiken waren dringend vonnöten.
    Ich lehnte mich vor und betrachtete mein Gesicht. Das Make-up befand sich noch an den meisten Stellen, an denen es sein sollte, was in meinem Fall ziemlich überraschend war. Normalerweise verschwanden kosmetische Produkte nämlich innerhalb weniger Minuten von meiner Haut. Einige Haarsträhnen hatten sich aus der Klammer befreit, mit der ich mir die Haare hochgesteckt hatte. Doch zumindest waren noch Locken zu sehen, was ich vor allem dem extrastarken Haarspray zu verdanken hatte. Die Haare sahen noch immer recht hübsch aus, vielleicht sogar ein bisschen sexy.
    Ich legte den Kopf zurück und sah mich aus halb geöffneten Augen kritisch an. In meiner Fantasie war ich auf einmal ein junges Ding statt einer erschöpften Mutter. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich hatte keinen Grund, zu klagen. Schließlich hatte ich es erst vor kurzem geschafft, wieder Größe sechsunddreißig tragen zu können. Die Dämonenjägerei war meiner körperlichen Fitness wirklich zuträglich.
    Ich sah mir die Kosmetikartikel an, die herumlagen, und nahm mir eine Wimperntusche. Es war eine winzig kleine Flasche mit einer noch kleineren Bürste. Das Ganze sah wirklich niedlich aus. Das perfekte Mitbringsel für Allie.
    Es war sogar so süß, dass ich mich entschloss, mir selbst auch noch eine solche Wimperntusche zu gönnen. Nachdem ich also die erste für meine Tochter in die Tasche gesteckt hatte, nahm ich mir eine weitere und holte sie aus ihrer kleinen Plastikhülle.
    Überraschenderweise herrschte in dem Aufenthaltsraum ein relativ schlechtes Licht. Für ein Restaurant, das sich so sehr um das Aussehen seiner Gäste bemühte, hatten die Besitzer verblüffend wenig in die Lichtleisten investiert. Ich musste mich auf die Zehen stellen, um so nahe wie möglich an den Spiegel heranzukommen, damit ich sah, was ich tat. Während ich so balancierte, schwebte auf einmal die Frau in Rot vom Nebentisch herein.
    Sie warf mir einen hochmütigen Blick zu und trat an das Waschbecken neben mir. Nachdem sie mich noch einmal eingehend gemustert hatte, richtete sie ihr Augenmerk auf ihr eigenes Spiegelbild. Da ihre Miene daraufhin statt Ekel plötzlich ausgesprochene Zufriedenheit zeigte, musste ich annehmen, dass ihr gefiel, was sie sah.
    Um fair zu sein – ich konnte es ihr nicht verdenken. Sie sah wie eine jener Frauen aus, die an den Stränden der Reichen in Los Angeles zu sehen waren und sich ihres Auftritts nie zu schämen brauchten. Das Einzige, was an ihr unangenehm auffiel, war die starke Parfümwolke, die sie umgab. Vermutlich hatte ihr irgendeine Verkäuferin zu diesem Duft geraten, aber vergessen zu sagen, wie viel – beziehungsweise wie wenig – sie davon benutzen durfte.
    Zum Glück war sie vor mir fertig und wandte sich zum Gehen. Die Luft war nun wieder rein, und ich hatte das Gefühl, erneut durchatmen zu können. Der penetrante Geruch nach Flieder und Vanille zerstob, und nun konnte ich etwas anderes riechen – echten Gestank.
    Mir blieb der Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, woher der Geruch kam. Doch es war bereits zu spät. Die Frau wirbelte herum, und ich hatte nicht einmal Zeit, meine Dummheit zu verfluchen. Da ich keine Waffe zur Hand hatte, drohte ich ihr mit der Wimperntusche – die einzige Verteidigung, die mir in diesem Moment einfiel. Die vollbusige Dämonenblondine sah mich aus großen blauen Augen verächtlich an.
    Der Überraschungsmoment war vorbei, und nun ging es in medias res. Sie versuchte mir meine kosmetische Waffe aus der Hand zu schlagen.
    »Du darfst das Schwert nicht führen«, rief sie, während ich beiseite sprang. Es gelang mir gerade noch, ihr zu entkommen. »Er wird kommen. Er wird der Auserwählte sein, der dich töten wird.«
    »Wird er das?«, erwiderte ich und riss den Saum ihres Rocks in die Höhe, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Gleichzeit verpasste ich ihr mit dem Fuß einen Tritt in die Eingeweide. »Meinst du Abaddon?«, hakte ich nach und drängte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Es war mir

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