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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Haarspray oder sein Deodorant vergessen hatte, musste man sich bei Emeralds keine Sorgen machen. Hier gab es alles, was das Frauenherz begehrte.
    Als ich eintrat, war der Raum leer. Ich war erleichtert, denn ich wollte wirklich keine Zuschauer um mich scharen, während ich mich mit meiner neuen Dämonenfreundin unterhielt. Ich nahm an, dass sie sich hierher zurückgezogen hatte, um auf mich zu warten.
    Die Toiletten und die Waschbecken befanden sich weiter hinten und waren nur durch zwei Schwingtüren zu erreichen. Vermutlich lag die Frau dort auf der Lauer. Ich stieß die Türen auf, und tatsächlich zeigte sich das Gesicht der alten Dame, sobald ich den Toilettenraum betrat.
    »Da sind Sie ja«, sagte sie mit einer leisen, heiseren Stimme. »Es freut mich sehr, dass wir uns endlich kennenlernen.«
    »Es reicht.« Ich war bereits in meinem Garten unvorsichtig gewesen und hatte beinahe mit meinem Leben und dem meiner Tochter dafür bezahlt. Diesmal sollte mir das nicht mehr passieren. Und da Angriff die beste Verteidigung ist, stürzte ich mich auf die Frau, ehe sie sich von der Stelle rühren konnte.
    Ich packte sie am Hals und hielt sie im Würgegriff, um ihr damit zu bedeuten, dass ich ihr jederzeit den Hals brechen konnte, falls ich das wollte. Das würde einem Dämon zwar nicht viel ausmachen, aber zumindest würde ich so wertvolle Zeit gewinnen. Mit gebrochenem Hals können auch Dämonen nicht so schnell reagieren wie sonst. Auf diese Weise könnte ich mir rasch etwas Scharfes suchen, um es durch das Auge der Frau zu stoßen. Etwas Scharfes wie zum Beispiel das Stilett, das ich aus meiner Tasche geholt hatte, sobald ich die Toilette betrat, und das ich nun in meiner freien Hand hielt.
    »Das Gladius Caeli«, knurrte ich. »Los. Erzähl mir, was es damit auf sich hat.«
    Zumindest versuchte ich das zu sagen. Leider war ich kaum zu hören, da die Frau so laut schrie. Ihr ganzer Körper zitterte, und nach wenigen Sekunden fing sie unerwarteterweise zu schluchzen an.
    War das eine neue dämonische Taktik?
    »Wer bist du?«, wollte ich wissen. Ich war ziemlich verwirrt. »Woher kennst du mich? Warum hast du mich beobachtet? Und was…«
    »Ich… Ich… Imogene«, brachte sie schließlich heraus. »Ich bin Imogene Gunderson.«
    Ich lockerte meinen Arm. Irgendwie kam mir der Name bekannt vor. Da ich die Frau von hinten festhielt, konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, weshalb ich nun langsam um sie herum trat. Ich ließ sie los und richtete stattdessen mein Stilett auf sie, um sicherzugehen, dass sie nichts Unüberlegtes tat. Mit der freien Hand wühlte ich in meiner Handtasche nach dem Flakon mit Weihwasser. Ich zog ihn heraus und sprühte der Frau damit ins Gesicht.
    Nichts geschah.
    Und in diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Bücherei.
    Mist.
    Ich senkte das Messer und sprang entsetzt zurück. Warum tat sich nicht die Erde auf und verschlang mich? »Mrs Gunderson«, sagte ich. Eigentlich war ich überrascht, dass die alte Dame keinen Herzinfarkt erlitten hatte und auf der Stelle gestorben war. »Es tut mir so leid. Ich dachte, Sie wären eine Dä… äh, eine Diebin. Ich hatte in letzter Zeit einige Probleme. Mir wurden ein paar Dinge gestohlen. Und da dachte ich… Na ja. Sie verstehen schon…«
    Sie sah mich an. Mit zitternden Händen strich sie sich das Kleid glatt. Dann wanderten ihre Augen wieder zu meinem Stilett. »Nein, ich kann nicht behaupten, dass ich das verstehe.«
    Hastig schob ich das Stilett in meine Tasche. »Ehrlich, ich bin nur… Ich weiß nicht… Es gibt im Grunde nichts…« Ich hob die Hände, um ihr zu bedeuten, wie hilflos ich mich fühlte. »Bitte«, sagte ich schließlich und wollte sie am Arm nehmen. »Setzen wir uns doch.«
    Doch sie war bereits auf die Schwingtüren zugeeilt, wobei sie sich an der Wand entlanggedrückt hatte, um mir ja nicht zu nahe zu kommen. »Eddie hat mich ja bereits gewarnt, dass Sie merkwürdig seien. Aber ich hatte ja keine Ahnung. Keine Ahnung!«, wiederholte sie und verschwand im Salon.
    Ich fand es besser, ihr nicht zu folgen. Zum einen war ich fassungslos, wie mir ein solcher Fehler hatte unterlaufen können, und zum anderen ärgerte ich mich mal wieder über Eddie. Der alte Mann lief offensichtlich durch die Stadt und erzählte irgendwelchen wildfremden Leuten, wie merkwürdig ich war.
    Wenn man diesen peinlichen Zwischenfall positiv betrachtete, konnte ich zumindest erleichtert sein, niemand aus Versehen umgebracht zu haben. Es war

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