Pretty Daemon
schaukeln, lieber dort unten im Sand spielen. Seit einigen Monaten war der Spielplatz jedoch mit einem orangefarbenen Netz abgesperrt. Ich hatte keine Lust, den ganzen Weg hinunterzulaufen, nur um dann herausfinden zu müssen, dass das noch immer der Fall war.
»Angeblich kann man den Spielplatz seit letzter Woche wieder benutzen«, erklärte der Bischof. »Was aber die Gegend um den Spielplatz betrifft, da habe ich keine Ahnung.«
»Wird dort eigentlich etwas repariert, oder warum war das abgesperrt?«
»Nein, es geht um archäologische Ausgrabungen. Nach den letzten schweren Regenfällen war ein Teil der Böschung des Bachbetts abgebrochen, und so hat man dort irgendwelche Überreste gefunden.«
»Menschliche Überreste?«
Der Bischof schüttelte den Kopf. »Nein, tierische. Anscheinend hat man auch noch diverse Gegenstände entdeckt. Man nimmt an, dass es sich um einen Ritualplatz gehandelt haben könnte. Das Museum leitet inzwischen die Ausgrabungen und katalogisiert alles, was sie finden. In einem Jahr wissen wir wahrscheinlich mehr.«
»Cool«, begeisterte sich Allie.
»Mami!«, meldete sich Timmy wieder, der Archäologie anscheinend weniger cool fand. »Ich will spielen!«
»Schon vergessen, mein Schatz? Heute gehen wir zum Jahrmarkt. Aber vielleicht können wir das nächste Mal zum Spielplatz.«
»Mir hat Ihre Predigt sehr gut gefallen«, sagte Allie, die sich darum bemühte, die Unterhaltung mit dem Bischof in Gang zu halten.
»Danke, Allison«, erwiderte er.
»Ich habe Father Ben gar nicht gesehen«, fuhr Allie fort. »Ist er denn hier?«
Allie traf sich seit einiger Zeit jeden Sonntag mit Father Ben. Sie lieh sich immer wieder Bücher von ihm aus oder brachte ihm bereits gelesene Exemplare zurück. Meine Tochter hegte ein wesentlich größeres Interesse an der Theorie hinter der Dämonenjagd als ich. In dieser Hinsicht kam sie ganz nach ihrem Vater.
»Leider musste er heute früh überraschend fort. Father Caleb von Holy Trinity ist erkrankt, so dass Father Ben dort die Messe übernehmen musste. Vielleicht kann ich dir ja helfen«, fügte er hinzu. »Oder auch Delores.«
Allie schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, danke. Ich habe mich nur gefragt, wo er steckt.«
Als sich der Bischof von uns abwandte, um die nächste Familie zu verabschieden, murmelte sie: »Mist.«
»Ich habe auch noch einige Bücher, die du lesen kannst. Außerdem musst du doch einen Aufsatz über amerikanische Geschichte schreiben, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht solltest du dich lieber damit beschäftigen, als nur über Dämonen zu lesen.«
Sie rollte mit den Augen. »Mami! Ich kann beides machen. So schwer ist das auch wieder nicht.«
»Ich weiß natürlich, dass du beides kannst«, beschwichtigte ich sie. »Ich bin mir nur nicht so sicher, ob du das auch wirst.«
Als ich aufblickte, entdeckte ich David, der auf dem Parkplatz neben seinem Auto stand und in unsere Richtung blickte. Während der Messe hatte ich ihn nicht gesehen. Doch da die Kirche am Palmsonntag immer sehr voll war, hatte mich das nicht weiter beunruhigt.
Als ich ihm zunickte, wurde auch Allie auf ihn aufmerksam. Sie sah mich an. »Kann ich mit David zum Jahrmarkt fahren?«, erkundigte sie sich.
»Nein«, erwiderte ich, während Stuart auf uns zukam. »Weil du nämlich gar nicht zum Jahrmarkt fährst. Schon vergessen?«
»Aber… Oh. Natürlich.«
»Fahrt ihr nach Hause?«, fragte Stuart und gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Das ist jedenfalls der Plan.«
Das stimmte sogar. Ich hatte nicht vor, auf den Jahrmarkt zu fahren, ohne mich vorher umzuziehen und Timmy etwas zu essen zu geben. Allerdings wollte ich so schnell wie möglich zum Jahrmarkt, da ich hoffte, dort Dukkar, meinen Zombies zerhackenden, Dämonen versteckenden neuen Freund aus dem Restaurant zu finden. Ich hielt es sogar für sehr wahrscheinlich, ihn dort anzutreffen. Schließlich hatte er mir bei unserem ersten Treffen einen Werbezettel für den Jahrmarkt in die Hand gedrückt. Zugegebenermaßen war das wohl nur eine Finte gewesen, doch er hatte mich sehr auffordernd angesehen, als er mich einlud, den Jahrmarkt zu besuchen.
Also war ich entschlossen, dorthin zu gehen, und schon richtig aufgeregt, und das lag nicht an der Zuckerwatte, die es dort gab.
»Dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag«, sagte Stuart und beugte sich zu mir herab, um mir einen Kuss zu geben, der wieder einmal leidenschaftlicher war, als das den Umständen oder der Umgebung entsprach.
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