Pretty Daemon
»Ich mache mir nur Sorgen.«
»Wegen Allie.«
»Nein«, entgegnete er. Auf einmal klang seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern. »Irgendjemand beobachtet uns. Weißt du noch? In der Gasse?«
»Ich hatte heute auch schon wieder das Gefühl, als ob mich jemand beobachten würde«, erzählte ich. »Auf dem Jahrmarkt. Siehst du irgendjemand?«
»Nein… Möglicherweise gibt es ja auch gar nichts zu sehen. Aber ich spüre, dass uns jemand beobachtet, seit wir bei deinem Wagen waren.«
Er wirbelte so schnell herum, dass die Leichenteile in der Wanne gegen die Seiten klatschten.
»Nichts«, sagte er. »Das gefällt mir nicht.«
»Mir, ehrlich gesagt, auch nicht«, erwiderte ich. Auch ich hatte nun erneut das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. »Lass uns das so schnell wie möglich zu deinem Auto bringen und dann zum Jahrmarkt zurückgehen. Ich möchte sicher sein, dass es den Kindern gutgeht.«
Nachdem wir die Wanne in den Kofferraum seines Wagens gestellt hatten und dann wieder die Straße zum Strand zurückgingen, war das unheimliche Gefühl verschwunden. »Vielleicht bilden wir uns das ja auch nur ein«, meinte ich.
»Bei jemand wie Laura könnte das der Fall sein. Aber bei uns? Wir wurden dazu erzogen, den Unterschied zwischen realer Bedrohung und Verfolgungswahn zu erkennen. Also ist es ziemlich wahrscheinlich, dass uns irgendjemand oder irgendetwas nicht aus den Augen lässt.«
Er hatte Recht.
»Momentan scheinen sie aber das Interesse an uns verloren zu haben.«
»Wahrscheinlich wollen sie nur herausfinden«, sagte ich, »wo ich das Schwert verstecke.«
»Zu dumm, dass du es nicht hast. Ein Schwert, mit dem man für immer einen Dämon und seine Gefolgschaft ausmerzen kann, wäre ziemlich nützlich.«
»Ähnlich nützlich wie Kardinalfeuer«, sagte ich.
David blieb abrupt stehen. »Wie bitte?«
»Du hast doch dieses Zeug verwendet, als wir gegen Abaddon gekämpft haben. Das muss das Kardinalfeuer gewesen sein, von dem Sammy Watson gesprochen hat.«
»Ich weiß«, erwiderte David. »Aber was willst du jetzt damit?«
»Du hast doch gesehen, wozu es in der Lage ist. Eine ganze Armee von Dämonen und – puff! Weg waren sie.«
Er ging weiter. Doch ich merkte, dass sein Körper erneut angespannt war. »Solch ein Kardinalfeuer ist verdammt gefährlich, Kate. Wilson hat mir nicht gesagt, wie gefährlich es ist, als er mir die Asche gab.«
»Ja, das hat mir Padre Corletti auch erzählt«, erwiderte ich. »Aber ich verstehe noch immer nicht, warum es so gefährlich sein soll. Die Einzigen, denen es geschadet hat, waren die Dämonen.«
»Ich habe unser Leben aufs Spiel gesetzt, Katie«, erklärte er. »Aber das wusste ich damals nicht. Ich hätte dich nie wissentlich in Gefahr gebracht. Und trotzdem…« Er brach ab und schüttelte den Kopf.
»Ist schon in Ordnung, Eric. Schließlich sind seitdem zwanzig Jahre vergangen, und wir leben immer noch.«
Er lächelte zwar, wirkte aber nicht sonderlich belustigt. »Soweit ich das verstehe, hat Kardinalfeuer grundsätzlich zweierlei Wirkung«, erklärte er. »Natürlich zerstört man damit die Dämonen, die bereits in einem menschlichen Körper leben. Aber falls es einen versteckten Dämon gibt, der zum Beispiel in einem Amulett gefangen gehalten wird, dann zerstört das Feuer nur diese äußere Hülle. Es macht den verborgenen Dämon verletzlich und sichtbar. Aber es zerstört nicht den Dämon an sich. Wenn zum Beispiel ein besonders starker Dämon in einem Stein gefangen ist, dann könnte man ihn durch das Kardinalfeuer aus Versehen befreien. Verstehst du?«
»Das wäre natürlich nicht so gut«, sagte ich und dachte an jenen Dämon, der vor gar nicht so langer Zeit aus einem Ring befreit worden war.
»Es gibt noch ein weiteres Risiko, das aber individuellerer Natur ist. Es geht um Reinheit. Wir haben nur überlebt, weil unserer Körper und unser Glaube so rein waren.« Er sah mich an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Heutzutage würden wir einen solchen Angriff durch das Feuer nicht mehr überleben.«
»Oh.« Ich dachte nach. »Wow«, murmelte ich nach einer Weile, nachdem ich begriffen hatte, was er da gerade gesagt hatte. Falls Abaddon also falschgelegen hätte und ich nicht die jungfräuliche Vestalin gewesen wäre, für die er mich gehalten hatte, wäre ich gemeinsam mit Eric erbärmlich verbrannt.
Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, ich erinnere
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