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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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setzen, was ich bereits hatte.
    »Der Zombie«, sagte ich und trat einen Schritt beiseite, um den Kofferraum meines Minivans zu öffnen. »Er ist in dieser Wanne.«
    »Verstehe«, erwiderte David. Er äußerte sich nicht dazu, dass ich das Thema wie eine heiße Kartoffel fallenließ. Stattdessen reichte er mir seinen Stock und hob die Wanne heraus. Ich hörte, wie von innen am Plastik gekratzt wurde. Zombies gehörten wirklich zu den widerlichsten aller Horrorkreaturen.
    »Ich habe ein Stück weiter da drüben geparkt«, meinte er.
    »Sollen wir mit dem Auto fahren?«, fragte ich und blickte auf den Stock, den ich noch immer in der Hand hielt.
    Er zog die Augenbrauen nach oben. »Du hast mich kämpfen sehen, Kate. Der Stock hilft, aber ich komme auch ganz gut ohne ihn zurecht.«
    »Gut.« Auch Eric hatte stets eine hohe Schmerzgrenze gehabt. Ob man solche Dinge wohl in den Körper eines anderen mitnahm? Für einen Moment überlegte ich mir, ob ich ihn fragen sollte, entschloss mich dann aber, das auf ein anderes Mal zu verschieben.
    »Kommst du mit?«, fragte er und sah mich an.
    Ich zögerte und überlegte, ob es eine gute Idee war, ihn zu begleiten.
    »Ich verspreche dir, mich wie ein Gentleman zu benehmen«, versicherte er. »Ich werde dir nichts tun.«
    Ich sah ihn misstrauisch an, und er lachte.
    »Komm schon, Kate. Traust du mir nicht?«
    »Das ist ja das Problem«, erwiderte ich. »Ich traue dir zu sehr.«
    »Aber du hast doch den Stock. Damit kannst du mir einen Schlag versetzen, falls ich mich unzüchtig verhalten sollte. Oder du kannst mich auch aufspießen«, fügte er hinzu. Im Stock befand sich nämlich ein scharfer Degen, den man im Notfall herausziehen konnte.
    »Das stimmt natürlich«, sagte ich und folgte ihm. Ich war froh, dass wir wieder so unbeschwert miteinander umgehen konnten. Allerdings hatte ich auch nichts anderes erwartet. Eric war nicht nur mein Mann und Liebhaber gewesen, sondern auch mein bester Freund. Von allen Menschen, die ich kannte, wusste er am besten, wer ich war.
    »Hast du Allie schon mal auf Patrouille mitgenommen?«, wollte David wissen.
    Ich sah ihn überrascht an. »Nein. Und das habe ich auch nicht vor. Sie ist erst vierzehn.«
    Er runzelte die Stirn, und ich sah, wie sein Mundwinkel zuckte.
    »Sie ist vierzehn und wurde nicht von der Forza erzogen. Außerdem hat sie noch viel zu wenig trainiert. Kommt gar nicht infrage. Sie wird nicht mit auf Patrouille gehen.«
    »Und trotzdem kämpft sie schon gegen Dämonen«, entgegnete er und blickte bedeutungsvoll auf die Wanne.
    »Technisch gesehen, ist das ein Zombie.«
    »Sie ist bereit, Kate. Und sie könnte die Erfahrung brauchen. Ich möchte sie bald einmal mitnehmen. Mann, wir könnten sie bald mitnehmen.«
    »Kommt nicht infrage«, wiederholte ich in dem selben Tonfall, den ich benutzte, wenn ich meinen Kindern kurz vor dem Essen verbot, noch etwas zu knabbern. »Schlag dir das aus dem Kopf, Eric.«
    »Ich bin ihr Vater, Kate.«
    »Eric«, warnte ich ihn. »Ich meine es ernst. Sie geht nicht mit auf Patrouille. Weder mit dir noch mit mir. Sie geht überhaupt nicht.« Ich blickte ihn scharf an. »Du hast doch nicht mit ihr über Patrouillen geredet, als ihr beide diese Enten geschossen habt – oder?«
    »Sie ist bereit, Kate.«
    »Beantworte die Frage, David.«
    Er holte tief Luft, und ein Kiefermuskel zuckte. »Nein«, erwiderte er. »Wir haben nicht über Patrouillen gesprochen.«
    »Gut«, sagte ich. »Denn sie wird definitiv nicht mitgehen.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu und bemerkte, dass er erstarrt war. Seine Schultern wirkten auf einmal vor Wut oder Irritation extrem angespannt.
    Ich nahm mir vor, es nicht persönlich zu nehmen. Warum sollte er auch nicht sauer sein? Schließlich hatte ich ihm gerade eine Abfuhr erteilt. Ich hatte ihm erneut gezeigt, dass er keine Entscheidung mehr zu fällen hatte, wenn es um Allie ging. Ich trug die alleinige Verantwortung – ganz gleich, wie schwierig das für mich oder David auch sein mochte.
    »David. Hör zu«, sagte ich. »Ich will auch das nicht für immer verbieten. Aber für den Moment. Sie braucht mehr Training. Sie muss mehr üben. Es ist eine Sache, eine Katze im richtigen Moment durch den Garten zu schleudern, aber etwas ganz anderes, in einer dunklen Gasse plötzlich einem Dämon gegenüberzustehen.«
    »Du hast Recht.«
    Seine Worte klangen friedlich, aber ich spürte, dass er noch immer wütend war.
    »Du bist sauer.«
    »Ich bin nicht sauer«, entgegnete er.

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