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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Aber es war nur Andrew und er war allein. Sie glitt aus der Fahrertür, bedeutete ihm zu schweigen und zeigte auf den anderen Wagen. "Ich hab den Doktor eingesperrt", zischte sie. "Er darf deine Stimme nicht hören. Was machst du denn hier?"
    Er schaute zu dem anderen Wagen hinüber und riss angesichts der Vorstellung einer dort eingesperrten Gottheit die Augen auf, dann flüsterte er: "Ich sollte nachsehen, wo er bleibt. Er hat gesagt, er würde sofort nachkommen."
    "Na, er kommt nicht. Und ich bin gleich weg."
    Er nickte. "Natürlich. Leb wohl, Jung-Blut."
    "Leb wohl." Sie lächelte. "Ich werde deine Hilfe nicht vergessen."
    Andrew starrte in ihre Augen und sein Gesicht zeigte jetzt die vertraute Bewunderung für die Pretties. "Ich werde dich auch nicht vergessen."
    "Schau mich nicht so an."
    "Wie denn, Tally?"
    "Wie eine ... Gottheit. Wir sind auch nur Menschen, Andrew."
    Er starrte zu Boden und nickte langsam. "Ich weiß."
    "Nicht sonderlich perfekte Menschen, einige von uns sind schlimmer, als du dir das überhaupt nur vorstellen kannst. Wir tun deinem Volk jetzt schon seit sehr langer Zeit schreckliche Dinge an. Wir nutzen euch aus."
    Er zuckte mit den Schultern. "Was können wir schon tun? Ihr seid so mächtig."
    "Ja, sind wir." Sie nahm seine Hand. "Aber versuch weiter, an den kleinen Männern vorbeizukommen. Die wirkliche Welt ist riesengroß. Vielleicht kannst du weit genug fliehen, dass die Specials dich nicht mehr suchen. Und ich werde versuchen ..." Sie beendete ihr Versprechen nicht. Was denn versuchen?
    Ein Lächeln huschte über Andrews Gesicht und er streckte die Hand nach ihrer Tätowierung aus. "Du bist jetzt prickelnd."
    Sie schluckte und nickte.
    "Wir werden auf dich warten, Jung-Blut."
    Tally blinzelte, dann drückte sie ihn wortlos an sich. Sie glitt zurück in den Hubwagen und warf die Drehflügel an. Als die Motoren aufheulten, sah sie, wie die Vögel von der Lichtung aufflogen, verängstigt von dem Lärm der Göttermaschine.    Andrew wich zurück.
    Der Wagen erhob sich, sowie sie die Kontrollliste berührte, und seine Kraft ließ ihre Knochen zittern. Die Rotoren peitschten die Baumwipfel zu einer hektischen Bewegung, aber der Wagen stieg gleichmäßig und kontrolliert höher.
    Tally schaute nach unten und sah, dass Andrew zu ihr hochwinkte, sein schiefes Lächeln mit der Zahnlücke wirkte noch immer hoffnungsvoll. Tally wusste, dass sie irgendwann zurückkehren musste, wie sie gesagt hatte, sie hatte keine Wahl. Irgendwer musste diesen Menschen helfen, aus ihrem Reservat zu entkommen, und sie hatten niemanden außer Tally.
    Sie seufzte. Auf eins war in ihrem Leben immerhin Verlass: Es wurde einfach immer nur noch komplizierter.

 
Die Ruinenstadt
    Tally erreichte das Meer, als die Sonne noch im Aufgehen begriffen war und durch die tief hängenden Wolken am Horizont das Wasser rosa färbte.
    Sie ließ die Maschine eine langsame, gleichmäßige Drehung nach Norden beschreiben. Wie erwartet hatte dieser für außerhalb der Stadt bestimmte Wagen die beängstigende Tendenz, alles zu tun, was Tally von ihm verlangte. Ihre erste Kurve war so scharf gewesen, dass sie mit dem Kopf gegen das Seitenfenster geknallt war. Diesmal ging sie die Sache langsam an.
    Als der Wagen höher stieg, konnte sie den Rand der Ruinenstadt erkennen. Eine Entfernung, die zu Fuß eine Woche bedeutet hätte, verschwamm unter Tally zu weniger als einer Stunde. Als die geschwungene alte Achterbahn vor ihr auftauchte, fing sie an, aufs Binnenland zuzuhalten.
    Das Landen war die leichteste Übung. Tally zog die Notbremse, wie es Winzlingen für den Fall beigebracht wurde, dass ihr Fahrer einen Herzanfall erlitt oder ohnmächtig wurde. Der Wagen kam zum Stillstand und sackte dann langsam nach unten. Tally hatte sich eine flache Stelle gesucht, eine der vielen riesigen Betonflächen, die die Rusties angelegt hatten, um dort ihre Bodenwagen abzustellen.
    Das Fahrzeug setzte auf dem von Unkraut überwucherten Bo den auf, und Tally öffnete die Tür in dem Moment, in dem der Wagen holpernd zum Stehen kam. Wenn die anderen Wissenschaftler den Doktor inzwischen gefunden und eine Art Notruf gestartet hatten, dann suchten die Specials sie sicher bereits. Je weiter sie sich also von dem gestohlenen Hubwagen entfernen konnte, desto besser.
    Die Türme der Ruinenstadt ragten vor Tally auf, der höchste war etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt. Sie traf natürlich fast zwei Wochen später als die anderen ein. Aber sie hoffte doch,

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