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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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und Dampf ausspuckte, als ob sich darin die wütenden Geister des Waldes zu Wort meldeten.
    Sie schaute an der Rauchsäule hoch, die Unheil verkündend dunkel zum Himmel aufstieg. Auf diese Weise war Smoke zu seinem Namen gekommen. Wie Dr. Cable gesagt hatte, verbrannten die Smokies lebend aus dem Boden gerissene Bäume. Die Menschen machten das schon seit Jahrtausenden. Einige Jahrhunderte zuvor hatten sie fast genug Kohlendioxid in die Luft abgegeben, um das Klima auf Dauer zu ruinieren. Erst als irgendwer die ölverwandelnden Bakterien freigesetzt hatte, war die Rusty-Zivilisation gestoppt worden und der Planet gerettet.
    Und jetzt, wo sie besonders prickelnd waren, strebten die Krims instinktiv in dieselbe Richtung. Plötzlich fühlte sich Tally angesichts des fröhlichen heißen Feuers noch elender.
    Sie lauschte den Stimmen in ihrer Umgebung - alle prahlten damit, wie stark sie auf dem Fußballplatz aufgeprallt waren, sie diskutierten, wer das beste Interview für die Nachrichten gegeben hatte. Ihr schreckliches Gespräch mit Dr. Cable hatte Tallys Sinne geschärft, sie konnte jeden einzelnen Klang unterscheiden, konnte jeden Gesprächsstrang isolieren. Plötzlich hörten sich die Krims allesamt töricht an, wie sie die Geschichten ihrer albernen Siege immer wieder erzählen. Genau wie Pretties.
    "Skelett?"
    Sie wandte sich vom Feuer ab und sah Shay neben sich.
    "Geht es Zane gut?" Shay trat dichter an sie heran und ihre Augen weiteten sich. "Tally-wa, du siehst..."
    Tally brauchte den Rest nicht zu hören, sie konnte es in Shays Augen lesen: Sie sah entsetzlich aus. Tally lächelte müde über diese Mitteilung. Das gehörte natürlich auch zur Heilung dazu. Sie sah vielleicht noch immer großartig aus - ihre Knochenstruktur perfekt, ihre Haut makellos aber Tallys Gesicht zeigte ihren inneren Tumult. Jetzt, wo sie prettyferne Gedanken denken konnte, würde sie nicht mehr jede Minute des Tages schön sein. Wut, Furcht und Besorgnis waren einwandfrei keine Pretty-Faktoren.
    "Zane geht es gut. Ich bin hier das Problem."
    Shay lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht an Tally und legte den Arm um sie. "Warum so traurig, Skelett? Sag schon."
    "Es ist nur ..." Tally sah sich um, sah die protzenden Krims. "Einfach alles, irgendwie."
    Shay wurde leiser. "Ich dachte, heute sei alles perfekt gelaufen."
    "Sicher. Perfekt."
    "Bis Zane dann zu viel getrunken hat, richtig? Das ist doch alles, oder?"
    Tally stieß ein Geräusch aus, das nichts verriet. Sie wollte Shay nicht anlügen. Irgendwann würde sie ihr von dem Heilmittel erzählen und dann würde sie auch von Zanes Kopfschmerzen berichten.
    Shay seufzte und drückte Tally fester an sich. Sie schwieg einen Moment, dann fragte sie: "Skelett, was ist mit euch da oben passiert?"
    "Wo da oben?"
    "Du weißt schon - als ihr auf den Sendemast geklettert seid. Das hat euch irgendwie verändert."
    Tally spielte mit dem Schal an ihrem Handgelenk herum und wünschte sich, ihrer Freundin alles erzählen zu können. Aber es wäre zu riskant, die Sache mit dem Heilmittel zu verraten, solange sie sich nicht außerhalb der Stadt in Sicherheit befanden. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Scheelauge. Da oben zu sein war der totale Prickel-Faktor. Du kannst die ganze Insel sehen und du kannst jeden Moment abstürzen. Oder sogar sterben. Das macht alles anders."
    "Ich weiß", flüsterte Shay.
    "Was weißt du?"
    "Was das für ein Gefühl ist. Ich bin auch auf den Mast geklettert. Fausto und ich haben herausgefunden, wie man die Hüter austrickst, und letzte Nacht hab ich es dann gemacht. Um für den Durchbruch prickelnd zu werden."
    "Wirklich?" Tally starrte sie an. Shays Gesicht glühte im Feuerschein vor Stolz, ihre implantierten Augenjuwelen funkelten.
    Alle Krims änderten sich, aber wenn Shay Hüter knackte und auf den Valentino-Mast stieg, dann war sie den anderen weit voraus. "Das ist toll. Und du hast es nachts gemacht?"
    "Ging ja nicht anders, wo du mit Zane doch total erwischt worden bist. Fausto meinte, ich solle eine Bungeejacke anziehen, aber ich wollte alles so machen wie du. Ich hätte abstürzen können - sterben, wie du gesagt hast. Ich hab mich sogar an einem Kabel geschnitten." Lächelnd zeigte sie einen roten Streifen, der sich über ihre Handfläche zog, dann aber zögerte sie einen Moment und auf ihrer Stirn tauchten ein paar unschöne Falten auf. "Aber irgendwie war es enttäuschend."
    "Wieso denn?"
    "Es hat mich nicht so sehr verändert, wie ich erwartet

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