Pretty - Erkenne dein Gesicht
übersetzen.
Tally räusperte sich und überlegte, wie sie ihre Reise hierher auf eine Weise erklären sollte, die für diese Menschen einen Sinn ergab. Sie kannten offenbar Hubwagen und Pretties. Aber hatten sie von den Specials gehört? Und was war mit der Operation? Den Krims? Smoke?
Dem Unterschied zwischen prickelnd und verpfuscht?
Tally bezweifelte, dass ihre Geschichte hier überhaupt verstanden werden könnte.
Sie räusperte sich noch einmal und schaute zu Boden, um den erwartungsvollen Blicken zu entgehen. Sie war müde und fühlte sich durch den unterbrochenen Schlaf fast wie ein Pretty-Gehirn. Der lange Weg von der Stadt bis zu diesem Lagerfeuer kam ihr fast vor wie ein Traum.
Ein Traum. Sie lächelte bei diesem Gedanken und nach und nach fanden die Wörter für ihre Geschichte den Weg zu ihren Lippen
"Es war einmal eine wunderschöne junge Göttin", sagte Tally und wartete dann, bis ihre Worte in die Sprache des Dorfes übersetzt worden waren. Die seltsamen Silben, die aus Andrews Mund kamen, ließen die vom Feuer erleuchtete Szene noch mehr wie einen Traum wirken, und schließlich strömte die Geschichte mühelos über ihre Lippen.
"Sie lebte in einem hohen Turm im Himmel. Es war ein sehr behaglicher Turm, aber kein Weg führte nach unten und in die Welt hinaus. Und eines Tages beschloss die junge Göttin, dass sie Besseres zu tun hatte, als sich im Spieglein an der Wand anzuschauen ...“
Rache
Tally wurde von ungewohnten Gerüchen und Geräuschen geweckt: Schweiß und Mundgeruch, ein leiser Chor aus Schnarchen und Schnauben, die schwere feuchte Wärme eines engen, übervölkerten Raumes.
Sie verlagerte ihr Gewicht in der Dunkelheit und löste damit eine Serie von Bewegungen aus, die verschlungenen Körper drehten sich zurecht, um sich miteinander zu arrangieren. Unter den Felldecken lullte weiche, tröstende Wärme Tallys Sinne ein. Sie kam sich fast vor wie in einem Pretty-Traum, abgesehen von dem überwältigenden Geruch ungewaschener Menschen und der Tatsache, dass Tally dringend pinkeln musste.
Sie öffnete die Augen. Licht fiel durch den Schornstein, oder genauer gesagt, durch das Loch in der Decke, durch das der Rauch entwich. So, wie die Sonne stand, war es schon Vormittag; alle hier schliefen aus. Das war keine Überraschung, das Fest hatte bis zum Morgengrauen gedauert. Alle hatten weitere Geschichten erzählt, nachdem Tally fertig gewesen war, und darum gewetteifert, wessen Geschichte die müde Gottheit wach halten könnte, wobei Andrew Simpson Smith unermüdlich übersetzt hatte.
Als sie endlich zu Bett gehen durfte, stellte Tally fest, dass dieLeute hier von "Bett" noch nie gehört hatten. Stattdessen landete sie in dieser Hütte mit zwanzig anderen Menschen. In diesem Dorf war es offenbar so, dass sie im Winter in Gruppen schliefen und Felldecken verteilten, um warm zu bleiben. Es war seltsam gewesen, aber nicht seltsam genug, um Tally auch nur für eine weitere Minute wach zu halten.
An diesem Morgen lagen also überall um sie herum schlafende Menschen, mehr oder weniger bekleidet, Arme und Beine miteinander und mit den Tierfellen verflochten. Aber der zufällige Kontakt wirkte kaum sexuell. Sie hielten sich auf diese Weise eben warm, wie ein Wurf Kätzchen.
Tally versuchte sich aufzusetzen und stellte fest, dass ein Arm sich um sie gelegt hatte. Der Arm gehörte Andrew Simpson Smith, der mit halb offenem Mund leise vor sich hinschnarchte. Sie schob sein Gewicht weg und er drehte sich um, ohne aufzuwachen, und legte seinen Arm um den alten Mann, der auf seiner anderen Seite schlief.
Als sie sich durch das Halbdunkel bewegte, wurde es Tally in der überfüllten Hütte schwindlig. Sie hatte ja gewusst, dass diese Leute weder Hubbretter noch Toiletten oder Wandschirme erfunden hatten, vermutlich besaßen sie nicht einmal Werkzeuge aus Metall, aber Tally wäre doch nie auf die Idee gekommen, dass es Menschen geben könnte, die keine Vorstellung von Privatsphäre hatten.
Sie stieg vorsichtig über die schlafenden Gestalten hinweg und stolperte über Arme und Beine und was auch immer, um die Tür zu erreichen. Sie zog den Kopf ein und kroch dann hinaus in die helle Sonne und die frische Luft.
Die eisige Kälte jagte ihr eine Gänsehaut über die Arme und das Gesicht, und jeder Atemzug holte Eis in ihre Lunge. Tally merkte, dass ihre Jacke noch immer in der Hütte lag, und sie schlang sich die Arme um den Leib und beschloss, dass sie lieber zittern wollte als noch einmal
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