Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
seinen Mund. Seine Stirn war gefurcht und er kratzte sich wieder am Nacken. Er meinte es ernst.
Sie wendete sich wieder der Straße zu und starrte auf die Rücken der Schüler, die alle zum Eingang der Schule liefen. Plötzlich hatte sie tausend Fragen. Warum sollte Alis Geist hier herumspuken? Was trieb sie um und was sollte Aria denn jetzt tun?
Aber bevor sie etwas sagen konnte, klopfte jemand an die Beifahrertür. Aria hatte nicht gemerkt, dass sie schon vor der Schule standen. Drei Reporter wuselten um das Auto herum, schossen Fotos und drückten ihr Gesicht an die Scheiben. »Miss Montgomery?«, rief eine Frau, deren Stimme laut durch das Glas drang.
Aria starrte sie an und blickte dann verzweifelt auf ihren Dad. »Ignorier sie«, drängte Byron. »Und renne!«
Aria holte tief Luft, drückte die Tür auf und stürmte durch die Menschenmenge vorwärts. Kameras blitzten auf, Journalisten brabbelten unverständlich. Hinter ihnen sah Aria gaffende Schüler, die von der Aufregung auf perverse Art fasziniert schienen. »Habt ihr wirklich Alison gesehen?«, riefen die Reporter. »Wisst ihr, wer das Feuer gelegt hat?« – »Hat jemand den Wald angezündet, um einen wichtigen Hinweis zu vernichten?«
Aria wirbelte bei der letzten Frage herum, hielt aber den Mund.
»Habt ihr Mädchen das Feuer gelegt?«, rief ein dunkelhaariger Mann Mitte dreißig. Die Reporter drängten näher heran.
»Natürlich nicht!«, schrie Aria erschrocken. Dann drängelte sie sich an der Presse vorbei und stürmte durch die
Eingangshalle in die Schule hinein. Sie riss die nächstbeste Tür auf, sie führte zum Backstagebereich der Schulaula. Die Tür knallte ins Schloss und Aria atmete endlich auf. Sie sah sich um. Der große, hohe Saal war leer. Requisiten-Boote von South Pacific, der letzten Musicalproduktion der Schule, stapelten sich in einer Ecke. Notenblätter lagen auf dem Boden herum. Die rotsamtenen Theatersitze breiteten sich in langen Reihen vor ihr aus, alle waren hochgeklappt und leer. Es war still hier. Unheimlich still.
Eine Diele knarrte und Aria erstarrte. Ein Schatten verschwand hinter dem Vorhang. Sie wirbelte herum, eine entsetzliche Vorstellung überfiel sie. Das ist die Person, die das Feuer gelegt hat. Die Person, die versucht hat, mich umzubringen. Sie ist hier. Ihr Herz klopfte wie wild. Doch als sie genauer hinsah, war niemand dort.
Vielleicht, aber nur vielleicht, lauerte Alis Geist verzweifelt in der Nähe. Wenn Byron recht hatte – wenn ein toter Mensch wirklich erst Ruhe fand, wenn er seine Botschaft überbracht hatte –, dann musste Aria wahrscheinlich herausfinden, wie sie mit Ali kommunizieren konnte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, Ali zu Wort kommen zu lassen.
Kapitel 6
MITTEN DURCHS KANINCHENLOCH
Am Montagnachmittag knallte Emily die Tür ihres Spinds zu und klemmte sich ihre Biologie-, Mathe- und Geschichtsbücher unter den Arm. Ein Zettel rutschte aus einem Heft. Bostonreise der Holy-Trinity-Jugendgruppe stand in großen, geschwungenen Buchstaben darauf.
Sie verzog das Gesicht. Der Zettel steckte seit letzter Woche in ihrem Heft, als Isaac Colbert, ihr damaliger Freund, sie gefragt hatte, ob sie mitkommen wolle. Emily hatte sogar die Erlaubnis ihrer Eltern erhalten – sie hatte sich gefreut, weil es eine perfekte Möglichkeit schien, mehr Zeit alleine mit Isaac zu verbringen.
Schnee von gestern.
Ihre Brust wurde eng. Es war kaum zu glauben, dass sie bis vor ein paar Tagen noch geglaubt hatte, Isaac wirklich zu lieben – genug, um ihr erstes Mal mit ihm zu erleben. Aber danach war alles entsetzlich schiefgegangen. Als Emily versucht hatte, Isaac von den bösen Blicken und verletzenden Bemerkungen zu erzählen, die sie von seiner Mutter geerntet hatte, glaubte er ihr kein Wort, sondern machte auf der Stelle mit ihr Schluss. Obendrein hatte er sie mehr oder weniger direkt als Verrückte bezeichnet.
Ein paar Zehntklässlerinnen gingen kichernd hinter ihr vorbei und verglichen ihre Lipgloss-Marken. Wie hatte Emily nur glauben können, Isaac liebe sie? Warum nur hatte sie mit ihm geschlafen? Als Isaac sie am Samstagabend auf der Radley-Party gefunden und sich bei ihr entschuldigt hatte – er hatte inzwischen das Foto mit Emilys ausgeschnittenem Kopf in der Küchenschublade gefunden – , wollte sie ihn eigentlich gar nicht mehr zurückhaben. Seit dem Feuer hatte er sie mehrfach angerufen und ihr einige SMS geschickt. Er wollte wissen, ob alles in Ordnung sei, aber Emily hatte nicht
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