Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
Vielleicht würde die Schulleitung im Frühling ja ihre Bewährung aufheben und sie wieder in der Feldhockeymannschaft mitspielen lassen – sie brauchte die Teilnahme für ihre Collegebewerbungen. Sie hatte immer noch die Möglichkeit, im Sommer an Eliteuni-Vorbereitungskursen teilzunehmen, und sie würde ehrenamtlich bei Habitat for Humanity arbeiten, um ihre Sozialkompetenzen aufzubessern.
Als sie ihre Englischbücher aus dem Spind nahm, spürte sie, wie sie jemand am Ärmel zupfte. Sie drehte sich um. Andrew Campbell stand hinter ihr, die Hände in den Taschen, das halblange blonde Haar aus dem Gesicht geschoben.
»Hi«, sagte er.
»H-hi«, stammelte Spencer. Sie und Andrew waren vor ein paar Wochen ein Paar geworden, aber seit Spencer ihm eröffnet hatte, dass sie nach New York ziehen wollte, um mit Olivia zusammen zu sein, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Andrew hatte sie gebeten, Olivia nicht vorschnell zu vertrauen, aber Spencer hatte nicht auf ihn gehört. Sie hatte ihn praktisch als anhänglichen Verlierer bezeichnet. Seitdem hatte er sie in der Schule ignoriert – eine erstaunliche Leistung, weil sie fast jedes Fach gemeinsam hatten.
»Geht’s dir gut?«, fragte er.
»Ich glaube schon«, antwortete sie schüchtern.
Andrew fummelte an dem Wählt-Andrew-Button an seiner Kuriertasche. Er stammte noch aus dem Wahlkampf um das Amt des Schulsprechers letztes Jahr. Er hatte Spencer knapp besiegt.
»Ich war im Krankenhaus, als du noch bewusstlos warst«, gestand er. »Ich habe mit deinen Eltern gesprochen, aber ich …« Er schaute auf seine Schnürschuhe. »Ich wusste nicht, ob du mich sehen willst.«
»Oh.« Spencers Herz machte einen Purzelbaum. »I-ich hätte mich darüber gefreut, dich zu sehen. Und … ich möchte mich entschuldigen. Für … du weißt schon.«
Andrew nickte und Spencer fragte sich, ob er wusste, was ihr widerfahren war und welche Rolle Olivia dabei gespielt hatte. »Kann ich dich nachher anrufen?«, fragte er.
»Klar«, nickte Spencer. Sie spürte Schmetterlinge in ihrem
Bauch erwachen. Andrew hob linkisch die Hand und verbeugte sich zum Abschied. Sie beobachtete, wie er den Flur entlangging und ein paar Mädchen aus dem Orchester auswich, die Geigen- und Cellokästen trugen. Sie war heute zweimal beinahe in Tränen ausgebrochen, weil sie so gestresst war und es nicht mehr ertrug, dass die anderen Kids sie anstarrten, als sei sie nur mit einem Tanga bekleidet zur Schule gekommen. Endlich war etwas Schönes passiert.
Vor der Schule standen gelbe Schulbusse, ein Verkehrspolizist in einer grellorangefarbenen Weste und natürlich die allgegenwärtigen Ü-Wagen. Ein Kameramann von CNN bemerkte Spencer und stieß seinen Reporter an. »Miss Hastings?« Sie rannten zu ihr. »Was halten Sie von den Leuten, die daran zweifeln, dass Sie am Samstagabend Alison gesehen haben? Haben Sie sie wirklich gesehen?«
Spencer knirschte mit den Zähnen. Verflucht sei Emily, weil sie allen brühwarm erzählen musste, dass sie Alison gesehen hatten. »Nein«, knurrte sie in die Linse. »Wir haben Ali nicht gesehen. Es war ein Missverständnis.«
»Sie haben also gelogen?« Den Journalisten stand der Schaum vor dem Mund. Ein paar Schüler waren hinter Spencer stehen geblieben. Manche winkten in die Kamera, die meisten starrten sie mit offenem Mund an. Ein Neuntklässler machte ein Foto mit seinem Handy. Sogar Spencers Wirtschaftskundelehrer Mr McAdam war in der Eingangshalle stehen geblieben und starrte sie durch die großen Frontfenster hindurch an.
»Das Gehirn gaukelt einem alles Mögliche vor, wenn es zu wenig Sauerstoff bekommt«, sagte Spencer und wiederholte damit die Worte des Notarztes. »Das ist dasselbe Phänomen, das sich auch kurz vor dem Tod abspielt.« Dann hielt sie abwehrend die Hand hoch. »Keine Fragen mehr.«
»Spencer!«, rief eine vertraute Stimme. Sie wirbelte herum. Ihre Schwester Melissa parkte mit ihrem silbernen Mercedes-SUV auf einem Besucherparkplatz. Sie winkte ihr zu. »Komm her!«
Gerettet. Spencer wich den Reportern aus und lief an den Bussen vorbei. Melissa lächelte, als Spencer ins Auto kletterte, als sei es die normalste Sache der Welt, dass sie ihre kleine Schwester von der Schule abholte.
»Was machst du denn wieder hier?«, fragte Spencer. Sie hatte Melissa seit fast einer Woche nicht mehr gesehen, denn nach ihrer Rückkehr von Nanas Beerdigung war diese schleunigst aus Rosewood abgehauen. Ungefähr zur selben Zeit hatte Spencer das erste Mal
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